Konzert unter freiem Himmel in Rolandseck Flügelklänge auf der Rheinwiese in Rolandseck

Rolandseck · 210 Plätze, je zwei auf Abstand, reichten nicht aus für 250 Interessierte des Freiluft-Konzerts der Johannes-Wasmuth-Gesellschaft (JWG) mit der Pianistin Elena Bashkirova. Auf der Rheinwiese vor dem früheren Hotel Bellevue verlieh die JWG der Musikerin die Ehrenmitgliedschaft.

 Im Grünen und auf Abstand: Der Auftritt von Pianistin Elena Bashkirova auf der Rheinwiese in Rolandseck.

Im Grünen und auf Abstand: Der Auftritt von Pianistin Elena Bashkirova auf der Rheinwiese in Rolandseck.

Foto: Martin Gausmann

Der Rhein, seine Kultur und eine Pianistin der Extraklasse entfalteten ihren Sog. Autos mit Kennzeichen aus Nordrhein-Westfalen enterten die Parkplätze rund um das ehemalige Hotel Rheingold Bellevue in Rolandseck, auf dessen Wiese zum Strom hin Elena Bashkirova auftrat. 210 Plätze, je zwei auf Abstand, reichten nicht aus für 250 Interessierte des Konzerts der Johannes-Wasmuth-Gesellschaft (JWG) zur Verleihung der Ehrenmitglied­schaft an die Interpretin, sodass zusätzliche Stühle herbeigeschafft wurden.

Die Gesellschaft sei „sozusagen nach Hause gekommen“, begrüßte Andreas Loesch die Gäste. „Wasmuth hat auch einen Bezug zu diesem Ort“, erklärte der Vorsitzende geradezu untertreibend und dass die JWG bereits 2014 einen ganzen Sommer über Konzerte gegeben habe. Allerdings im Innern des Hotels. Hochherzige Spender, Unterstützer und die Hotelbesitzer-Familie Decker, die den Platz zur Verfügung stellte, ermöglichten das Konzert. In erster Linie dankte Loesch natürlich Elena Bashkirova.

Die Pianistin, Kammermusikerin, Dramaturgin, Festivalgründerin und -leiterin, die Gastspiele auf den großen Bühnen der Welt gibt, spielte ehrenamtlich, was einen ersten Applaus evozierte. Auf der Wiese verzauberte Flügelklang zwischen dem leerstehenden, sich beharrlich behauptenden Gebäude, das seit den 1950ern kein Hotel mehr ist, und dem Fluss mit Siebengebirge, Insel Nonnenwerth und seiner beziehungsreichen Geschichte.

Die Musikstücke, selbst untereinander verwoben, verbanden sich mit der Rheinlandschaft, welche die Komponisten des Programms, Robert Schumann und Franz Liszt mit Ludwig van Beethoven, so liebten. Mit seiner Geliebten, der Gräfin Maria d‘Agoult, weilte etwa Klavierstar Liszt in den 1840ern mehrfach auf Nonnenwerth.

Bashkirova begann mit dem Klavierzyklus „Papillons“, Op 2 mit zwölf kurzen Sätzen von Schumann, noch rechtzeitig, um die „Schmetterlinge“ im letzten Abendlicht zum Gaukeln zu bringen.

Darauf ließ die Klaviertranskription Liszts über Beethovens Liederzyklus „An die ferne Geliebte“, Opus 98, schmerzliche Momente erklingen, eingebettet in romantische Naturbilder. Virtuos brachte die Pianistin zuletzt Schumanns Fantasie C-Dur, Op 17 zu Gehör, die sich wiederum auf Beethovens ferne Geliebte bezieht. Unterdessen zogen Frachtschlepper vorüber, querte unaufhörlich die Fähre den Fluss und die Vögel sangen mit, wie auch die charmante Interpretin anmerkte. „Ich habe die vielen Schiffe gesehen, manchmal die Namen gelesen.“ Dank der Mikrofone im Flügel konnte ihr Spiel bis in die hinteren Reihen verstärkt werden, was ihr durch das Musikerlebnis bereichertes Publikum mit kräftigem Applaus dankte. „Es ist eine sehr schöne Erfahrung“, kommentierte die Tastenkünstlerin das Experiment unter freiem Himmel.

An einem nicht gerade lauen Sommerabend führte es aber dazu, dass die Hauptperson des Abends, anders als das teils in Strick- und Steppjacken gewandete Auditorium, „total durchgefroren“ war. Doch nahm Elena Bashkirova erfreut die Urkunde der Ehrenmitgliedschaft entgegen. Verliehen wurde sie für ihr „fortwährendes selbstloses Einstehen für die Musiktradition in Rolandseck und für die Arbeit der Johannes- Wasmuth-Gesellschaft“, ihre Beiträge zum Musikleben in Jerusalem, in Berlin, ihr Eintreten für junge Musiker und die Völkerverständigung.

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