Ausstellung „#AHRt“ Flutbetroffene Künstler stellen im Arp Museum aus

Remagen · Im Arp Museum in Remagen stellen flutbetroffene Künstler aus der Region in der Ausstellung „AHRt“ aus. Zu sehen sind bis zum 24. Juli unter anderem Arbeiten, die die Flut gezeichnet, aber nicht zerstört hat.

 Stephan Maria Glöckner vor seinem Bild "Traumatal".

Stephan Maria Glöckner vor seinem Bild "Traumatal".

Foto: Martin Gausmann

Im Arp Museum im historischen Bahnhof geschieht Ungewöhnliches: Flutbetroffene Künstler des Ahrtals stellen aus, für deren Stipendien das Kultur-Büro Rheinland-Pfalz per Crowdfunding mehr als 100.000 Euro sammelte. Zusammen mit Galerist Marcus Diede entstand die Schau „#AHRt“ (bis 24. Juli, von 11 bis 18 Uhr, außer montags), deren Besucher an den Ausstellungstagen um 17 Uhr auch die Künstler erleben können.

Zu sehen sind Arbeiten, die die Flut gezeichnet, aber nicht zerstört hat, wie jene Holzschnitt-Druckplatte von Kulturstreiterin Angelika Furth, die Helfer als improvisierte Türfüllung nutzten, oder Gudrun Hermens Landschaft in Ölpastell, in die hochkant aufgestellt die braune Brühe suppte. Verlorenes blitzt auf. Blaue Schilder liegen am Boden: Bikini-Beach, Ho Chi Minh Pfad und andere sind Ortsnamen gewesen im vernichteten „Kunst- und Wildgehege Hep“ zwischen den Bahngleisen und der Ahr bei der Heppinger Brücke, das Gregor Bendel über Jahre künstlerisch entwickelte und belebte. Nur Pläne und ein Film blieben.

Diese Erinnerungsstücke an die Flut sammelt das Haus der Geschichte
9 Bilder

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Rudolf P. Schneiders Skulptur, geflutet wie sein Haus, zeigt davon keine Spuren. Wenn aber „Berserker“-Maler Harald Noethen beidhändig loslegt, passen seine wilden Figuren per se zu Abgrund und Gefahr, während Margarete Gebauers Kokon-Installation mit bandagierten Puppenköpfen ebenso Schutz wie Beklemmung empfinden lässt. Und wie ein Omen der Katastrophe wirken die 2018er Geister mit den weit aufgerissenen Mündern des furchtbar durch die Sturzfluten getroffenen Malers Rainer Hess.

„Wir sind jetzt weltbekannt“

Mit Stephan Maria Glöckner, 1961 in Neuss geborener Grafik-Designer und Musiker, war ein Gespräch geplant. Doch nahm er, der Preise mit Kinderliedern gewann und mit Weltmusik durch die Kontinente tourte, erst einmal die Gitarre zur Hand, von Rolf Habel auf Bongos begleitet. Er sang „Zahn der Zeit“, „Ohne jeden Plan“ und „Gegenstand“, ein neues Lied, darüber, wie „wir an den Gegenständen haften, statt uns um die Menschen zu kümmern“. Gerade die Ahrflut vermittelte ihm, „dass uns die materielle Welt fest im Griff hat“. Andere Künstler waren danach wie gelähmt, doch Glöckner trieb das Geschehen um und zur künstlerischen Produktion an.

Illusionen darüber, dass er jetzt im Museum ausstellen darf, hat der mit dem Bundes-Verdienstorden für soziales und kulturelles Engagement ausgezeichnete Künstler keineswegs. Eintrittskarte ist einzig die Flut. „Wir sind jetzt weltbekannt, aber der Kunstmarkt ist ein Markt wie jeder andere.“ Durchboxen und gepusht werden entscheide über das Aufsteigen. „Wir sind keine Menschen, die machtbesessen sind“, sagt Glöckner, indes froh darüber, „im heiligen Gral mit wunderbaren Kollegen“ auszustellen. „Alle Arbeiten haben eine Tiefe, alle haben eine volle Ausstrahlung, wenn die auf der Documenta hingen, würden sie nicht negativ auffallen.“

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