Am Sonntag ist internationaler Tag der Blockflöte Frank von Häfen hält der Blockflöte seit 44 Jahren die Treue

Remagen · An diesem Sonntag ist internationaler Tag der Blockflöte. Der Remagener Musikschulleiter Frank von Häfen spielt das Instrument seit 44 Jahren und empfiehlt es als idealen Einstieg für musikbegeisterte Kinder.

 Musikschulleiter Frank von Häfen mit seiner Blockflöte.

Musikschulleiter Frank von Häfen mit seiner Blockflöte.

Foto: Martin Gausmann

Kuriose Feiertage gibt es zuhauf: Am vergangenen Donnerstag etwa war der „National English Toffee Day” in den USA sowie auch der „International Silly Walks Day”, also der internationale Tag des lächerlichen Laufens.

An diesem Sonntag ist nun internationaler Tag der Blockflöte. Deutlich älter als sein offizieller Feiertag ist das Instrument selbst. Flöten gehören zu den ältesten Musikinstrumenten der Menschheitsgeschichte. Außerdem wäre „Stairway to Heaven” ohne sie nicht der gleiche Song: Besonders warm klingende Blockflötensoli sind im Intro des Evergreens zu hören. 

Frank von Häfen ist Lehrer für Klavier, Querflöten- und Blockflötengruppen und Leiter der Musikschule Remagen. Hier gibt es sieben Blockflötengruppen. Seit 44 Jahren spielt er bereits. Die Blockflöte bildet den idealen Übergang von der musikalischen Früherziehung zu den komplexeren Instrumenten: Motorische Fähigkeiten, die beim Verschließen der Löcher entstehen, lassen sich später auf die Spielhand beim Gitarrenspiel übertragen. Mit nicht einmal zwei Oktaven ist die Auswahl an Tönen, die gespielt werden können, sehr überschaubar. Von hier aus ist es sehr leicht, Tonleitern zu erlernen und Musiktheorie zu verstehen. Der ideale Einstieg für musikbegeisterte Kinder. So auch für Marie, sechs Jahre alt, aus Remagen.

Buchsbaum am meisten verwendet

Das Blockflötenspiel bereitet ihr großen Spaß, selbst in Pandemie-Zeiten. Die Blockflöte ist an einem Ende geöffnet, am anderen durch die Anblasevorrichtung teilweise verschlossen. Die Luftzufuhr wird beim Hineinblasen durch den Kernspalt zur Schneidekante geleitet, dem Labium. Dieses Merkmal macht ein Blasinstrument zur Flöte. Am Mittelstück befinden sich unterschiedlich viele Löcher im Holz.

Durch Luftdruck und Blasgeschwindigkeit sowie Verschließen der jeweiligen Löcher werden Melodien erzeugt. Das am meisten verbaute Material ist Buchsbaum. „Die Geschichte der Blockflöte ist eine der weitreichendsten”, weiß von Häfen. „Versetzen Sie sich in die Steinzeit zurück: Menschen hatten nicht viele Möglichkeiten, Musik zu machen. Aus Steinen und ausgehöhlten Hölzern konnte man Schlaginstrumente machen, aber auch eben Flöten. In den Anden werden diese noch heute nach traditionellem Vorbild gefertigt.”

Warum hält sich die Blockflöte wacker als Symbol der musikalischen Jugendsünden? Von Häfen weiß die Antwort: Es ist ein Anfängerinstrument. Kinder fangen dieses Instrument für gewöhnlich an. Im Nachhinein erinnern sie sich an typische Anfängermomente: mehr Quietschen als gerade Töne, motorische Probleme. So ist das bei allen Instrumentalisten – bloß bleiben Gitarristen auch beim Instrument, bis sie es gut beherrschen.

Wie läuft der Musikunterricht in Corona-Zeiten? In Remagen gut. In den meisten Instrumentalfächern gibt es eher Wartelisten. Allgemein sollten jedoch künstlerische Privatschulen mehr ins Zentrum der Coronahilfen-Debatte gerückt werden, bemängelt von Häfen. Tanz-, Kunst- und Musikschulen wurden gänzlich in der Debatte darum vergessen, welche Bereiche unseres Lebens „systemrelevant” sind. Novemberhilfen kamen in Remagen keine an. Dabei zeigen Untersuchungen, dass Demenzkranke positive Effekte aus dem Spiel eines Instruments gewinnen. Marie aus Remagen wurde mit einer einseitigen Hörschädigung geboren, die bereits deutliche Verbesserungen zeigt. Die Ärzte führen dies auf das Spiel der Blockflöte zurück. Beim Spielen eines Instruments werden Areale im Hörapparat angesteuert, die den Fokus auf eine einzige Stimme fördern. Die älteste Schülerin in Remagen ist übrigens 88 Jahre alt.

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