Franziskus-Gymnasium ist Geschichte So lief der letzte Schultag auf Nonnenwerth

Nonnenwerth · Das Franziskus-Gymnasium auf Nonnenwerth ist Geschichte. Als die Schüler am Freitag mit der Fähre aufs Festland kommen, werden sie mit großem Bahnhof empfangen. Die Stimmung aber ist gedrückt.

 Nonnenwerther Schüler verlassen nach dem letzten Schultag die linksrheinische Fähre. Auf dem Festland empfängt sie die mit einem Insel-Verbot belegte Direktorin Andrea Monreal.

Nonnenwerther Schüler verlassen nach dem letzten Schultag die linksrheinische Fähre. Auf dem Festland empfängt sie die mit einem Insel-Verbot belegte Direktorin Andrea Monreal.

Foto: Martin Gausmann

Die Band, die die Überfahrt auf dem Rhein musikalisch begleitet, lässt unvermittelt an die Titanic denken. Die Bordkapelle des eigentlich unsinkbaren Luxusdampfers, der nach dem Zusammenstoß mit einem Eisberg dann doch unterging, soll schließlich auch bis zum Schluss gespielt haben. 110 Jahre später kommt die Fähre mit den Nonnenwerther Schülern samt Zeugnissen unter dem Applaus der vielen wartenden Angehörigen wohlbehalten auf dem Festland in Rolandswerth an. Untergegangen ist aber das Franziskus-Gymnasium, dessen Geschichte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Und das ziemlich genau zwei Jahre, nachdem Investor Peter Soliman Schule und Insel von den namensgebenden Nonnen übernommen hat.

Angebliche Brandschutzkosten in Millionenhöhe nennt Soliman als Grund für seinen Rückzug von der Trägerschaft des Gymnasiums. Die Suche nach einem Nachfolger ist bisher gescheitert, sodass zumindest im nächsten Schuljahr wohl kein Unterricht auf der Insel stattfinden wird. Wie es langfristig weitergeht: offen.

Klar ist, dass die Jungen und Mädchen, die nicht gerade ihren Abschluss gemacht haben, eine neue Schule brauchen. So wie die Elftklässlerin Alina Münz. Die 17-Jährige, auf Nonnenwerth Mitglied der Schülervertretung, wechselt auf das Martinus-Gymnasium in Linz, erzählt sie, nachdem sie am Freitagmittag von der Fähre gestiegen ist. Ihre Schulzeit verlängert sich somit, denn in Linz gebe es G9 statt G8. Für diesen Weg habe sie sich entschieden, weil die Linzer Schule ihrem Wohnort am nächsten sei. Allerdings, so wird im Gespräch mit Münz deutlich, hätte sie auch nichts dagegen gehabt, das Abitur schon im nächsten Schuljahr in der Tasche zu haben. Das Ende des Nonnenwerther Gymnasiums, so erzählt sie, trübe nun die Vorfreude auf die Sommerferien. Ein „komisches Gefühl“ sei das. Sie befürchtet, dass die Kontakte zu ihren alten Mitschülern nicht aufrechterhalten werden. Das liege auch am großen Einzugsgebiet des Franziskus-Gymnasiums. Dennoch lobt Münz die „einzigartige Gemeinschaft“ und den Zusammenhalt in der Zeit vor der Schließung, die belastend gewesen sei.

 Applaus und Umarmung: Auf dem Festland in Rolandswerth werden die Schüler von ihren Familien und Freunden begrüßt.

Applaus und Umarmung: Auf dem Festland in Rolandswerth werden die Schüler von ihren Familien und Freunden begrüßt.

Foto: Martin Gausmann

Einem Schüler des Abschlussjahrgangs zufolge sei das Schulleben zuletzt auf den Unterricht reduziert gewesen. Die Abi-Feier durften er und die anderen nicht auf der Insel feiern. Daher wichen sie in die Remagener Rheinhalle aus. Für die Abi-Feier und die Rheinhalle als Veranstaltungsort hat er trotz allem nur lobende Worte übrig. Gedrückt gewesen sei die Stimmung dagegen am Freitag auf der Insel beim Gottesdienst. Auch Tränen seien geflossen.

Ein Vater aus Bad Honnef zeigt sich zuvor enttäuscht von der Politik, die den Kindern nicht geholfen habe. Seine Tochter, so erzählt er, habe die fünfte Klasse besucht. Der Sohn habe ihr eigentlich folgen sollen. Nun habe man ihn auf dem Siebengebirgsgymnasium angemeldet. Vor einem Jahr, bei der Anmeldung der Tochter, habe es zwar schon „Trubel“ auf Nonnenwerth gegeben, doch mit der Schließung habe er nicht gerechnet. Wohl aber seien die Kosten für die Privatschule damals gestiegen.

Peter Luft ist nicht nur Vater von fünf Kindern, die Nonnenwerth besucht haben, sondern auch Vorsitzender des Schulwerks, durch dessen Mitgliedsbeiträge die Eltern einen Teil der Kosten für den Betrieb des Gymnasiums gestemmt haben. Den Weg der Schulschließung gehe man zwar mit großer Trauer, aber „sauber“. Er selbst werfe sich vor, Soliman als Verhandlungspartner verloren zu haben.

Direktorin muss auf dem Festland warten

Neben den Familien und Freunden wartet am Fähranleger auch eine Frau auf die Schüler, die man eigentlich auch auf der Insel vermuten würde: Direktorin Andrea Monreal. Grund ist, dass ihr das Betreten der Insel von Eigentümer Soliman verboten wurde. So hat sie die Schule in deren letzten Monaten aus dem Homeoffice geleitet. Nun gehe es ihr nicht gut. Sie empfinde eine Mischung aus Ohnmacht, Traurigkeit, Wut und Hilflosigkeit darüber, dass sie die Schulschließung mit ansehen muss – und dass diese in Deutschland möglich sei. Schüler seien traumatisiert. Für eine sinnvolle Aufgabe würde sie auch noch ein Jahr länger arbeiten, macht Monreal im Gespräch mit dem General-Anzeiger deutlich. Als Ahrweilerin ist sie persönlich von der Flutkatastrophe betroffen und könne sich vorstellen, sich in diesem Bereich zu engagieren.

Für Unmut sorgt am Freitag das große Aufgebot an Sicherheitskräften, das Soliman auf die Insel geschickt hat. Gehüllt in gelbe Westen, sind sie schon morgens auf die Insel gekommen. Um dort die Sicherheit zu gewährleisten, sei das notwendig gewesen, sagt ein Sprecher Solimans auf GA-Nachfrage. Wie angesichts dessen die Stimmung am letzten Schultag auf der Insel gewesen ist, lässt sich nur erahnen. Immerhin: Laut Polizei ist alles ruhig geblieben. Und das wird es jetzt auch bleiben – auf unbestimmte Zeit.

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