Rheinpromenade in Remagen Freiluft-Galerie als „Sommer des Vergnügens“

REMAGEN · Die Rheinpromenade von Remagen zieht Tausende Gäste an. Aber besuchen sie auch die Stadt? Nein, sie „kleben“ am Rhein. Das soll „Der Sommer unseres Vergnügens“ ändern.

 Die Freiluftgalerie in Remagen erwies sich als ein Publikumsmagnet.

Die Freiluftgalerie in Remagen erwies sich als ein Publikumsmagnet.

Foto: Gausmann

Diesem Kultursommermotto und einer Anregung der TU Aachen zu Remagens Stadtentwicklung folgend, hat das Künstlerforum Remagen (Küfo) eine Verbindung vom Ufer zum Stadtkern ersonnen. Es entwickelte die „Offene Galerie Remagen“, einen Bilder-Weg bis September, der zwischen Rhein und Innenstadt kreiselt. Oder umgekehrt.

So jedenfalls begingen ihn unter vergnüglich hellem Himmel erstmals Küfo-Mitglieder, Künstler, Kunst- und Stadtinteressierte. „Wir haben eine sehr gute Auswahl getroffen“, lobte zuvor Rosmarie Feuser, Zweite Küfo-Vorsitzende, die riesigen Fotoarbeiten von elf Künstlern an Zäunen, Wänden, Gittern. Beigeordneter Rolf Plewa sprach dem Küfo „ein großes Dankeschön“ aus, da es Remagens Leitspruch „Kunst, Kultur und Lebensfreude“ neue Impulse verliehen hat.

Doch den Titel soll niemand überbewerten. Vergnügen und Lebensfreude? Die Puppen in den Fenstern des Küfo-Domizils, die Ellen R. Dornhaus aus Wachtberg mit Fließ- und Rheingold-Assoziationen lokal leicht anverwandelt hat, locken in Abgründe. Mal dreiäugig im Wasser treibend, mal mit umflorten Teenager-Augen und gepressten Lippen oder hinter böser goldener Vogelmaske, lehren sie einen das Gruseln.

Dennoch passen sie in den Kultursommer. Denn der hat das Shakespeare-Wort „Winter des Missvergnügens“ auf den Kopf gestellt, was er auch von seinen Aktionen erwartet. Da in 2016 zudem das Kultur-Jubiläum 100 Jahre Dada gefeiert wird, stellte Heike Henze-Bange, Kunstvermittlung Arp Museum, bei ihrer Führung immer wieder den Bezug zur Kunstbewegung her. Leider hörten nur die Nächststehenden, was sie sagte. Doch auch die Künstler selbst kommentierten oder Interessierte erschlossen sich die Kunst unvermittelt.

Angeschwemmte Treibgut-„Skulpturen“

Von der Kirchstraße ging es durch die Pintgasse zum Rhein. Hermann Brix bringt da Impressionen vom Wasser groß raus und Motorradfahrer hatten so sensibel auf Lücke geparkt, dass dazwischen Peter Lüdtkes stimmungsvolle Remagen-Ansichten von Rhein und Apollinariskirche vorlugten. Ein Stück zurück bezirzen im Torbogen spontane Bild-Kompositionen in ruhigem Schwarz-Weiß von Till Rachold (Königswinter).

Beim Einbiegen in die Neipengasse begrüßen Sabine A. Hartert farbige Schwimmer, Fahrradfahrer und Wasserflächen, welche durch Bildbearbeitung in Strukturen verwoben werden. Der Mannheimer Harald Priem würdigt indes Vater Rheins angeschwemmte Treibgut-„Skulpturen“, gefolgt von einem sphärischen Foto-Trio in Orange-Beige-Blau des Bonner Künstlers Stefan Zajonz und wiederum beschaulicher Schwarz-Weiß-Fotografie von Rachold. Übermütig dagegen: die türkisfarbenen Wasserfreuden mit Luftmatratze, Boot und Brause der Bonnerin Nicola Solodas.

Rückwärtig des Gitters sahen die Rundgänger vom Rhein aus Günter Karls Erinnerungen an Freunde. Wild verwirbelte Portraits mit erzählerischen Elemente zeigen den Dokumenta-Künstler Mo Edoga aus Nigeria, den isländischen Popartisten Erró, Fotograf Gerhard Vormwald und Musiker Hans Reffert, lange Gitarrist von Guru Guru. Anne von Hoyningen-Huene hebt mit der Lochkamera sommerlich geöffnete Fenster aus dem Dunkel hervor.

Sehr knallig, frech und farbexplosiv formuliert schließlich Daniel Wilmers, ein Sinziger in Leipzig. Er feiert den Sommer mit verschwenderischem Blühen, aufgerissenem Himmel überm Sonnenschirm, grellem Glücksschwein und verfremdeten Schlüpfern vom Wochenmarkt. Die mussten einfach sein, nachdem der unbekümmert kreative Wilmers hörte, schlüpfrige Motive seien nicht einzureichen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort