Rathausverein in Oberwinter "Gasthäuser im Spiegel alter Ansichtskarten"

OBERWINTER · "Waldheide", "Hainbuchennest" oder "Zum kühlen Grunde" - allein die Namen regen die Fantasie an. Die Ausstellung des Rathausvereins "Gasthäuser in Oberwinter im Spiegel alter Ansichtskarten", die der Vorsitzende Hans Metternich jüngst eröffnete, lädt zu historischen Streifzügen in die Gastronomie und Hotellerie des Hafenortes ein.

 Alte Ansichtskarten zeigt die Ausstellung des Rathausvereins in Oberwinter.

Alte Ansichtskarten zeigt die Ausstellung des Rathausvereins in Oberwinter.

Foto: Martin Gausmann

Berücksichtigt werden in Wort und Bild 18 Betriebe zwischen 1890 bis 1970. Zwar existierten schon vor 1880 der Gasthof "Anker" der Familie Fassbender oder das "Haus zum Schwanen". Doch liegen sie nicht als postalisches Motiv vor und fallen daher, ebenso wie heutige Betriebe ohne Ansichtskarten, aus dem Konzept.

Schwer genug fiel es, die gezeigten Exponate zusammenzubringen. Hans Atzler, der sie neben anderen Dokumenten seit gut 30 Jahren sammelt und nicht nur die Karten, sondern auch sein Wissen in die aktuelle Präsentation einbringt, erläuterte im Alten Rathaus: "Es gab unendlich viele Leute, die Postkarten geschrieben und auch gesammelt haben, aber das ging schnell zu Ende."

Spätestens nach den 1970ern hatte das Medium zudem als Werbeträger ausgedient. Stattdessen weckte die Briefmarke Begehrlichkeiten: "Man schnitt sie aus und warf die Karte weg." Inzwischen sind die Ansichten wieder gesucht, um einstige Gegebenheiten zu illustrieren.

Aber die vom ehemaligen Acker- und Weinbauort machten sich seit jeher rar. Denn Oberwinters Teilhabe an der Rheinromantik fiel kaum ins Gewicht. Atzler: "Die Menschen sind tendenziell an Oberwinter vorbeigefahren. Sie haben mit großer Wonne den Malerwinkel Remagen, Rolandseck, Rolandsbogen und Nonnenwerth wahrgenommen."

Dennoch bietet die Ausstellung viele Informationen und reizvolle Motive, etwa das vom Unkeler Fischer Johann Vollmer in den 1930ern eröffnete "Vollmers Fischerhaus", welches mal als lyrische Grafik mit Rhein erscheint, mal als Foto-Ensemble, das Blicke auf die überdachte Terrasse und den hauseigenen Aalschocker gewährt. Vollmer warb mit eigener Fischerei und Räucherei. Geräucherte Aale gehörten zu den Spezialitäten des Hauses.

Den eindrucksvollen gelb verklinkerten Bau am Nordende Oberwinters an der B 9 errichtete 1891 Joh. Thomas für seine "Erste Rheinische Eisschrank-, Büffet- und Eiskellerfabrik". Philipp Wreden baute ihn zum "Rheinhotel" um, der ansässige Winzerverein führte darin sein "Hotel Winzerverein", bevor dessen Ökonom Christian Stein es als "Weinhaus Stein" bewirtschaftete.

Die Einrichtung florierte jahrzehntelang als Magnet für Touristen, war gleichzeitig aber auch ein Ort heimischer Festkultur für Feuerwehr und Schützen sowie an Karneval, bis der Betrieb in den 1990ern eingestellt wurde. Auch die Einkehr in den Häusern "Waldheide", "Vollmers Fischerhaus", "Zum Krug", "Zur Post" oder "Zur Rheinlust" ist Vergangenheit.

Selbst die relativ junge Restauration "Pfannkuchenschiff", die Klaus Sengen ab 1993 bewirtschaftete und von der es hübsche Farbpostkarten gibt, steht derzeit gastronomisch still. Man mag den Untergang mancher im Spiegel der Ansichtskarten so idyllischen Einrichtung bedauern.

Andererseits machen die aufgezeigten Entwicklungen mit stetig neuen Zielen für Gäste und wandelnden Verlockungen von schattigem Garten, eigener Schlachtung, Nähe zum Bahnhof oder Post, Telefon und Telegraph im Haus, deutlich, dass die kommerzielle Gastlichkeit einem ständigen Wandel unterliegt.

Die Ausstellung, Hauptstraße 99, ist samstags, am 21. und 28. September, von 17 bis 19 Uhr und sonntags, am, 22. und 29. September, von 16 bis 18.30 Uhr geöffnet und wird danach vermutlich noch verlängert.

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