Unfall vor 25 Jahren in Remagen Geläut erinnert an Unbegreifliches

REMAGEN · Überlebende und Angehörige haben der Opfer des Unfalls an der Schwarzen Madonna vor 25 Jahren gedacht.

 Vor 25 Jahren geschah in Remagen an der Kapelle „Schwarze Madonna“ der Unfall, der Todesopfer und Schwerverletzte verursachte. Mit einem Gottesdienst gedachte man der Opfer.

Vor 25 Jahren geschah in Remagen an der Kapelle „Schwarze Madonna“ der Unfall, der Todesopfer und Schwerverletzte verursachte. Mit einem Gottesdienst gedachte man der Opfer.

Foto: Gausmann

Samstag, 12 Uhr: Im gesamten Stadtgebiet von Remagen läuten die Glocken. Das Geläut erinnerte an den Abend des 11. April 1992, als sich einer der grauenvollsten Unfälle der vergangenen Jahrzehnte in der Region ereignete. Als das Glockengeläut einsetzte, zogen auch rund 120 Gläubige im stillen Gebet vom Parkplatz am Schwimmbad zur Kapelle Schwarzen Madonna, um am damaligen Unglücksort an einem Gedenkgottesdienst teilzunehmen.

„Die Geschehnisse der Nacht vor dem Palmsonntag des Jahres 1992 sind auch nach so langer Zeit noch nicht vergessen“, betont Pfarrer Frank Klupsch. 80 Katholiken der Gemeinden St. Peter und Paul Remagen und St. Nepomuk Kripp hatten sich damals an der Schwarzen Madonna versammelt, um zum Auftakt der Karwoche eine Messe zu feiern. Der damalige Pastor Klaus Birtel hatte um kurz nach 23 Uhr gerade die heilige Kommunion gespendet, als ein stark alkoholisierter 22-Jähriger auf schnurgerader Strecke die Kontrolle über seinen Sportwagen verlor und ungebremst in die betende Menge raste. Vier Menschen verloren ihr Leben, 16 erlitten zum Teil schwerste Verletzungen.

Zahlreiche Überlebende haben sich auch am Samstag der Prozession zur Schwarzen Madonna angeschlossen. Unter ihnen Michaela Ockenfels, die sich im Rahmen des Gottesdienstes an die schrecklichen Bilder jener Nacht erinnerte. „Eine kleine Gruppe auf dem Weg, Texte lesend und betend. Nach der Kommunion in die warme, gelöste Stille ein jäher Schlag“, berichtet die heute 56-Jährige.

Die Menschen wie eine zurückweichende Woge, geschleuderte Körper, Ausrufe der Fassungslosigkeit, des Schmerzes und der Angst. „Nahe mir ein Mann am Boden. Der Puls, erst noch zu fühlen, verlischt“, führt Michaela Ockenfels aus, die damals unverletzt geblieben war und zu den ersten zählte, die sich Sekunden nach dem Unglück um die Opfer gekümmert haben. Sie beschreibt unwirkliche Szenen in der ausgeleuchteten Kapelle: „Menschen kreuz und quer auf dem Boden liegend, Glieder zerquetscht und abgetrennt.“

Als alle Toten und Verletzten endlich fortgebracht worden seien, zeugten Blutflecken und Verpackungsreste von Verbandsmaterialien an das schreckliche Geschehen, das sich eine knappe Stunde zuvor ereignet hatte. „Auf dem Heimweg drängen die Fragen hervor: Wie konnte das Geschehen?“, so die damals 31-jährige Augenzeugin.

Mit schwersten Verletzungen hat auch Marianne Bauer den Unfall überlebt. „Ich erinnere mich an jede Sekunde. Ich spürte einen Schlag, und als ich an mir hinunterschaute, sah ich, dass mein Bein weg war“, erzählt die 82-Jährige, die ein Jahr lang in einer Tübinger Spezialklinik verbringen musste. Dort hatten die Ärzte zumindest ihr zweites Bein retten können.

Mit der Messe gedachten die Gläubigen der Opfer, aber auch der Helfer, Ärzte, Sanitäter sowie den Kräften der Feuerwehr und der Polizei, denen sich die Bilder jener Nacht ebenfalls tief ins Gedächtnis gebrannt haben.

Während Peter Ockenfels an diesem „in Trauer getränkten Ort“ die Namen der Toten – Helga Maria Kurtenacker, Josef Edmund Kurtenacker, Anna Maria Lorscheid und Maria Gertrud Wilhelm – und der Verletzten verlas, entzündeten Feuerwehrangehörige für jede der genannten Personen eine Kerze. Die Fürbitten sprachen der Leiter der Polizeiinspektion Remagen, Ralf Schomisch, und Gerald Gadsch von der Remagener Feuerwehr.

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