"Rheinischer Abend" in Remagen Gesungene Hommage an eine Fleischwurst

REMAGEN · "Willi Wilden und Kocki" alias Sebastian Kock brachten ihre mitmachwilligen Zuschauer binnen Minuten zum kollektiven Schunkeln und demonstrierten bei ihrem Auftritt beim "Rheinischen Abend" in der Kulturwerkstatt so ganz nebenbei, wie ein Ohrwurm entsteht: Man spielt ein eingängiges Lied einfach immer wieder an.

 "Willi Wilden und Kocki" beim Testlauf ihres Programms.

"Willi Wilden und Kocki" beim Testlauf ihres Programms.

Foto: Martin Gausmann

Ihr "Mir rigge mit de Perdche, danze met de Mädche" jedenfalls verfehlte seine Wirkung nicht. Zugaberufe erntete gar Matthias "Mac" Kalenberg. "Der Kölner Landmetzger" punktete schon mit seinem Spruch zum Unterschied von Köln und Berlin: "Nach Berlin fährt man mit der Bahn, aber noch Köln kann man auch fliegen." Noch mehr aber mit seiner Ukulele und mit einer Fleischwurst, die er in Joe-Cocker-Manier mit "You are so beautiful to me" anschmachtete. Parodistenqualitäten hatte er davor schon als Peter Maffay und Rainer Calmund gezeigt und machte in Bestform als torkelnder Hans Albers aus Meiers Kättche "Meiers Kede".

Für die Neulinge und noch Unerfahrene ist der "Rheinische Abend" eine Chance, ihre Tauglichkeit zu testen und mal auf die Bühnen, wenn nicht direkt in Köln, dann doch um Köln herum zu kommen. Und für die Erfahrenen ist es die Gelegenheit, ihr Bühnenprogramm für die kommende Session gemäß der Publikumsreaktionen vielleicht noch etwas abzuändern, bevor es ernst wird. Ernst wurde es jedoch weniger, sondern im besten Falle lustig bei der Veranstaltung der "Vereinigung landrheinischer Karnevalisten" (VLK) in Remagen. Diese war 66 Tage vor Sessionsbeginn so etwas wie ein öffentlicher Probeabend für alle jene, die, so der VLK-Vorstand es will, beim offiziellen Vorstellabend des 65 Jahre alten und 40 Mitglieder zählenden Vereins Ende September in Hürth dabei sein werden. Dann geht es darum, sich vornehmlich vor Vereinen und anderen Veranstaltern von Karnevalssitzungen um ein Engagement zu "bewerben".

Im Programm wechselten sich Redner und Musiker aus Köln bis Gerolstein, aber mit einem Schwerpunkt im "Vuerjebirch", ab. Die "Stäänefleejer" aus Hersel waren als einzige Tanzgarde dabei. Ihre Visitenkarte für einen so gut wie sicheren Auftritt beim Vorstellabend hinterließen Alt-Stars wie Many Lohmer und "Salzman's Män" Manfred Salzmann. Der eine kam mit seinem "Kartoffelunterhebegerät" und brauchte nur den Gassenhauer "Wenn mir Jecke fiere" anzustimmen, um die Gunst der Narren sicher zu haben. Der andere berichtete aus 55 Jahren Campingurlaub und gefiel mit auch gespielten Anekdoten und entwaffnenden Witzen: "Wie nennt man einen Bumerang, der nicht zurück kommt?- Stock!" Zu einer Zeit, in der viele noch gar nicht für die fünfte Jahreszeit warmgelaufen sind, schaffte es auch Angela Krüll, ihr Publikum auf Temperatur zu bringen. Die Rockröhre hatte unter anderem aus Tom Jones "Sex bomb" mal eben "Kölsch kommt" gemacht.

Ihr jecke Handschrift hinterließen zudem "Ne Kleinkarierte" alias Elmar Malburg als noch zu den jüngeren in der Bütt gehörend und im wirklichen Leben Bürgermeister der 500-Seelen-Gemeinde Birgel bei Gerolstein und Reiner Roos als Schutzmann auf der Bühne und "auch in echt" Polizist. Auf eine "Nominierung" hofften auch "Der Herr Scha-mitz" Hans Schmitz und "Die zwei Geflappte" alias Peter Krempler und Hans Becker im Zwiegespräch à la Colonia Duett. Das letzte gesungene Wort hatten Frank-Peter Neu & Fründe mit Kölsche Krätzjer in neuem Gewand.

"Früher haben wir diese Abende hinter verschlossenen Türen im Keller abgehalten. Es gibt nichts Schlimmeres, als nur vor Kollegen aufzutreten, denn die schauen fast nur kritisch hin und lachen kaum", erklärte Wolfgang Raschke. Natürlicher seien da echte Zuschauerreaktionen. Raschke als VLK-Geschäftsführer und Moderator war selbst am Abend zuvor als eine Hälfte des Duos "Strunz un Büggel" in Blankenheim aufgetreten, wo der erste der zwei Auswahlabende für den Vorstellabend abgehalten wurde - indes vor mehr Publikum: In Remagen waren es nur rund 30 Zuschauer, deren Reaktionen für die Akteure aber ebenso wichtig waren wie für den Vorstand der VLK, der letztlich entschied, wer es zum Vorstellabend schaffen wird.

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