Hochwasserschutz für Remagen-Unkelbach Grünes Licht für Bauarbeiten im und am Unkelbach

Remagen · Nach langem Hin und Her hat der Remagener Stadtrat der Freigabe des Geldes für Hochwasserschutz am Unkelbach mehrheitlich zugestimmt. Veränderungen im und am Bach waren in der Bevölkerung über Monate auf vehemente Ablehnung gestoßen.

 Bachbegehung: Im vergangenen Sommer spazierten interessierte Unkelbacher mit Bauingenieur Jochen Seifert (l.) durch das Bachbett.

Bachbegehung: Im vergangenen Sommer spazierten interessierte Unkelbacher mit Bauingenieur Jochen Seifert (l.) durch das Bachbett.

Foto: Martin Gausmann

Der kleine Unkelbach ist nicht gerade als reißender Strom bekannt. Vielmehr ist es ein „Gewässer der dritten Ordnung“, fast schon ein Rinnsal, ein leise vor sich hin plätscherndes Bächlein, das in jeden Straßengraben passen würde. Zumindest in normalen Zeiten. Bei Starkregen kann sich der Unkelbach jedoch von einer unangenehmen Seite zeigen: Er tritt über die Ufer und reißt rechts und links alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist. So zuletzt 2016 geschehen. Die Stadt versprach für ganz Remagen ein Hochwasserschutzkonzept. Auch für Unkelbach. Dort sollte der bei einem Jahrhundertunwetter tobende Bach mit geeigneten Maßnahmen im Zaum gehalten werden.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen stießen in der Bevölkerung allerdings auf Ablehnung. Seither ist das Verhältnis der Unkelbacher zum Remagener Rathaus leicht gestört. Nun ist Versöhnung in Sicht.

Als die Stadt vorgeschlagen hatte, ein 300 Meter langes Teilstück des Baches, der sich im Laufe der Jahrzehnte tief in den Untergrund eingegraben hatte, lediglich mit Gestein und Geröll aufzufüllen – und das gleich tonnenweise – war es mit der Contenance der Unkelbacher vorbei, zumal sie nicht erkennen konnten, was diese Maßnahme mit einem Hochwasserschutz zu tun haben soll.

Regenrückhaltebecken so ohne weiteres nicht machbar

Mehr hatte man an den Bau eines Regenrückhaltebeckens oberhalb des im Tal gelegenen Ortes gedacht, was aber – so die Stadt und die Fachbehörden – so ohne weiteres nicht machbar sei. Die stattdessen favorisierte Lösung sei wasserwirtschaftlich notwendig und sinnvoll, bescheinigten Planungsbüros im Gleichklang mit Stadtverwaltung, Umweltministerium, Kreisverwaltung und Struktur- und Genehmigungsdirektion. Es sei zudem dringend vonnöten, die Standsicherheit der Uferböschungen wiederherzustellen, damit gerade bei Starkregen und drohendem Hochwasser den Wasserfluss blockierende Absackungen und Abbrüche von Erdmassen vermieden würden.

Die Unkelbacher wollten dies so nicht hinnehmen. Der Ton zwischen Bürgern und Rathaus wurde rauer. Ortsbeirat, Stadtrat, Bürgermeister, Fachausschussmitglieder, Anlieger, Interessierte machten sich zu Ortsbesichtigungen auf. Alle stiefelten durch das Rinnsal und verschafften sich einen Überblick. Mitgebracht wurden Experten, deren Aussagen angezweifelt oder – je nach Blickwinkel – mit Applaus unterlegt wurden. Die Experten der verschiedenen Lager trafen sich zum fachmännischen Austausch.

Das Ergebnis des Experten-Scharmützels führte zu einem Stimmungswechsel im Unkelbacher Ortsbeirat. Das Gremium kam zu dem Schluss, dass die von der Stadt vorgesehene Maßnahme wohl doch nicht so unsinnig sei. Vor wenigen Tagen sprach man sich nun mehrheitlich für die Bauarbeiten im und am Bach aus.

Für den Stadtrat war dies Veranlassung, die im Zuge der Haushaltsverabschiedung zunächst gesperrten Finanzmittel für das Vorhaben wieder freizugeben, sodass nun nach langen Debatten und Streitereien etwas mehr als 300 Meter des die Gemüter bewegenden Unkelbachs mit einem mit vielen Steinen angehobenen neuen Untergrund versehen und die Böschungen abgestützt werden können. Fragen der Umweltverträglichkeit und des Artenschutzes waren im Vorfeld hinreichend geklärt worden.

Eine gute Portion Skepsis bleibe jedoch, unterstrich der Unkelbacher Ortsvorsteher Egmond Eich. Vor allem bei der SPD: Sie wolle Alternativen geprüft wissen, so Fraktionsvorsitzende Christine Wießmann. Überhaupt werde mit den von der Stadt favorisierten Maßnahmen „mit Kanonen auf Spatzen geschossen“, es gebe sicherlich auch „kleinere Lösungen“ – was Remagens Bürgermeister Björn Ingendahl verneinte.

Wenig überzeugt zeigte sich auch Christina Steinhausen (FDP): „Ich glaube, das könnte effizienter gemacht werden.“ Ihr Vorschlag, eine Studie in Auftrag zu geben, die untersuchen soll, ob die vorgelegte Planung Sinn mache, blieb allerdings ungehört. Mit 17 gegen neun Stimmen stimmte der Rat dafür, die Haushaltsmittel für die Renaturierungsmaßnahme, die von so großer wasserwirtschaftlicher Bedeutung sein soll, freizugeben.

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