Politkabarettist in der Remagener Rheinhalle HG Butzko unterhält mit Gedankenexperimenten und Kalauern

Remagen · Der Politkabarettist HG Butzko sorgte vor 300 Menschen in der Remagener Rheinhalle für viel Gelächter, aber auch für nachdenkliche Augenblicke. Mit seinem Programm thematisiert er unter anderem die Droge des Handykonsums.

 HG Butzko bei seinem Auftritt in der Rheinhalle

HG Butzko bei seinem Auftritt in der Rheinhalle

Foto: Gausmann

Eine gehörige Portion kabarettistische Aufklärung erhielten am Wochenende die knapp 300 Besucher der Remagener Rheinhalle. Hans-Günter Butzko alias HG Butzko hielt zwar auch einige Anstrengung für das Zwerchfell parat, aber besonders das Gehirn sollte und wurde von seinem Programm "echt jetzt" angesprochen.

Von Integration über unbewussten Sexismus und Rassismus bis hin zu seinem Lieblingsthema, der zeitgenössischen Droge des Handykonsums, spannte er einen großen thematischen Bogen, der den Besuchern das Lachen hin und wieder in den Hals zurückstopfte, aber auch mit dem einen oder anderen Kalauer nicht geizte.

Viele Requisiten braucht Butzko für sein Programm nicht. Ein Stehtisch, ein Stuhl, ein Steinkrug und seine Kladde mit den zahlreichen Zitaten, die er über den Abend den Zuhörern entgegenschleuderte.

Denn erfinden will der in Gelsenkirchen aufgewachsene Mitfünfziger seine Geschichten nicht, sondern sein Publikum anhand von wahren Begebenheiten und Aussagen führender Denker teils mit voller Wucht auf die Realität stoßen. Seine Sprache ist dabei jedoch nie abgehoben, sondern hört sich an wie aus der Kneipe "umme Ecke".

So hält er etwa mit seiner Meinung über Protestwähler nicht hinter dem Berg: "Aus diesem Grund AfD zu wählen, ist wie in der Kneipe an der Klobürste zu lutschen, weil einem das Bier nicht schmeckt." Aus dem Gedankenexperiment, was passiert wäre, wenn das Schießpulver aus China nicht nach Europa, sondern nach Afrika gekommen wäre, entspannt sich eine neue, aber nicht minder blutige und ungerechte Kolonialgeschichte, an deren Ende Remagen an Holland fällt.

Von der Beobachtung ausgehend, dass es in der gegenwärtigen Gesellschaft sehr wohl Rassismus gibt, aber anscheinend keine Rassisten, reflektierte Butzko über die unbewussten Vorurteile, von denen sich niemand freisprechen kann und die bis in die Sprache reichen. Begriffe wie "Frauenfußballmannschaft" oder Wendungen wie "herrenloses Damenfahrrad" zeigen, dass die Dominanz des Männlichen wohl noch lange nicht gebrochen werden kann. Von Muttersprache spricht man auch nur, "weil Papi nichts zu sagen hat". Aus der Wissenschaft heraus gab Butzko den anwesenden Frauen den Rat, lieber wie die Filmfigur Darth Vader aus "Star Wars" zu sprechen, weil sonst das männliche Gegenüber zu schnell ermüdet.

Kernthema der gesamten zweiten Hälfte war das Smartphone. Groß angelegt und mit zahlreichen Zitaten ehemaliger Digitalisierungspioniere aus dem amerikanischen Silicon Valley gespickt, entwarf Butzko die digitale Gegenwart als ein Schreckensszenario, in dem Soziale Medien manipulativen Einfluss schon auf die Kleinsten nehmen. Von Schulausflügen würden nur noch Selfies und Essensbilder geschickt, die kindliche Frage nach Zwischenmenschlichkeit würde an den Sprachassistenten "Alexa" ausgelagert und durch mediale Ablenkungen würden im deutschen Straßenverkehr mehr Menschen sterben als durch islamistischen Terror. Einschneidende Gesetze sollten diesem Wahn einen Riegel vorschieben. In der Zugabe gab Butzko seinem Publikum noch einen Rat mit auf den Weg: Mehr im Jetzt leben!

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