Anspruchsvolle Malerei im Künstlerforum Im Kern und am Rande

REMAGEN · Man mag sich am Titel "five positions" (fünf Positionen) der neuen Ausstellung im Künstlerforum Remagen reiben, weil "Position" inzwischen als Hohlformel für jegliche Art von Kunst herhalten muss.

 Künstler unter sich: (v. l.) Melanie Tilkow, Susanne Müller-Kölmel, Romy Rakoczy und Detlef Funder bei der Eröffnung der Ausstellung "five positions" im Künstlerforum Remagen.

Künstler unter sich: (v. l.) Melanie Tilkow, Susanne Müller-Kölmel, Romy Rakoczy und Detlef Funder bei der Eröffnung der Ausstellung "five positions" im Künstlerforum Remagen.

Foto: Martin Gausmann

Doch abgesehen vom sprachlichen Wichtigtuer und dem Ärgernis, dass Name, Titel und Technik des Gezeigten nur mehrseitigen Listen mit winzigen Abbildungen zu entnehmen sind, haben die Arbeiten der Künstlergruppe "3komma8" die Aufmerksamkeit der Besucher vollauf verdient.

Das wurde von der Bielefelder Kunsthistorikerin Alexandra Grass in ihrer überbordenden Rede beschworen, ist aber auch bei persönlicher Betrachtung nachzuvollziehen.

So macht sich das Fundament der Künstler, allesamt Meisterschüler der Kunst-Akademie Essen, wohltuend bemerkbar. Durch freie Bildsprache überzeugen sowohl Romy Rakoczy aus Essen wie auch der Düsseldorfer Detlef Funder. Welchen konzeptionellen Ansatz sie auch verfolgen, beide wissen mit großen Formaten souverän umzugehen und ihre ungegenständliche Malerei gewährt lustvolle Seherlebnisse.

Rakoczy, deren Berliner Streetart-Vergangenheit noch durchschimmert, setzt etwa eine schwungvoll aufreißende große blutrote Form ins Bild, sie präsentiert ruppig aufgetragenes Schwarz mit weichem Rosa oder platziert im dunstig hellen Farbraum ein gerundetes blau-rotes Riesenobjekt.

Farbbehaucht bis kräftig durchgetönt

Von farbbehaucht bis kräftig durchgetönt, von rätselhaften Objekten bis hin zu rein malerischen Gebärden lässt auch Funder, der bisweilen mit der Betrachtererwartung zu spielen scheint, Elemente der Dingwelt wiedererkennen. Susanne Müller-Kölmel, Solinger Malerin, ist an Ausschnitten der Wirklichkeit interessiert, "an dem, was am Rande geschieht".

Während sich beim Klassik-Konzert die Konzentration aller auf die Bühne richtete, fing sie für ihre "cutouts" in Mischtechnik auf Wellpappe, Löschpapier oder Leinwand bunt beschuhte Kinderbeine ein. Mal treten die Füße aufeinander, mal schwingt ein Fuß in streifiger Auflösung heftig aus. Der Betrachter kann ganze Geschichten in die Körpersprache hineindeuten.

Eine Selbsterkundung in Serie verfolgt Melanie Tilkov (Monheim) in ihren Akten und Porträts mit Turban. Die gemalten Körper verbinden sich verblüffend mit dem Holzuntergrund, da Tilkov dessen Maserung gekonnt in die Hautgestaltung einbezieht.

Schonungslose Blicke auf den Menschen an sich aber wirft Kerstin Müller-Schiel in ihren bemerkenswert uneitlen Tusche-Arbeiten. Die verschleiern beinah, wie meisterlich sie das Medium beherrscht. Die Duisburger Künstlerin streift die Identitäten ihrer Protagonisten ab. Deformierte Körper und leere Gesichter sprechen vom inneren Elend, legen erschütternd bloß, wie viele Bedürfnisse im Kern unter der zivilisatorischen Haut auf der Strecke bleiben.

Die Ausstellung ist bis 27. September zu sehen: samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Während des Kunstsalons: Samstag, 12. September, 15 bis 20 Uhr, Sonntag, 13. September, 13 bis 18 Uhr. Infos unter: www.kuefo-remagen.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort