Künstlerforum in Remagen In der Mitglieder-Ausstellung regieren Unsinn und Zufall

REMAGEN · In der Mitglieder-Ausstellung des Künstlerforums regieren Unsinn und Zufall.

 Undine Hauptmann zeigt in Remagen ihren Stier.

Undine Hauptmann zeigt in Remagen ihren Stier.

Foto: Martin Gausmann

„Unsinn – Zufall“: Für die neue Ausstellung des Künstlerforums Remagen fühlten sich 22 teilnehmende Mitglieder angestachelt, in Verneigung vor 100 Jahren Kunstbewegung Dada, neckisch, durchtrieben und kurios zu formulieren.

Da sprudeln aus Gitta Büschs Keramik-Köpfen Buchstaben und Zahlen, transportiert Angelika Furth per Holzschnitt dadaistische Wortspiele, würfelt Raimunde Grave zeichnerisch unbekümmert Kreaturen, Zeichen und Natur durcheinander und Evelyn Klein erinnert mit einem Steckenpferdchen, französisch „Dada“, an eine Namensherleitung der Kunstbewegung.

Der Video-Künstler Dieter Wessinger aber liefert ein Werk ab, in dem Szenen mit Spaghetti auf Lockenwicklern zu Kartoffel-Monstern und Pfirsichen springen. Stark vertreten sind die Fotografen. Unter ihnen schichten Sabine A. Hartert und Günter Karl Motive, während Harald Priem absonderliche Alltagsmomente einfängt und Nicola Solodas absurde Situationen durch Collage erst erzeugt.

Pieter Jos van Limbergen verknittert und bemalt Porträts, was für die Abgebildeten wenig schmeichelhaft, doch für den Betrachter reizvoll ausfällt. Besonders verblüfft Horst Peter Vitt, dessen Foto eines vermeintlichen zarten Metallgewebes samt hellblauen verfangenen Edelsteinen sich als Schaum-Schauspiel im heimischen Spülbecken entpuppt.

Rätsel gebiert gleichfalls Rosmarie Feusers Linolschnitt „Wunschtraum“. Er lässt sich als Liebesverstrickung dreier Figuren lesen oder die in Rot, Weiß, Schwarz gefasste Sehnsucht, dass sich alle Hautfarben verstehen mögen. Weshalb Undine Hauptmann ihr heftig blaues und dekoriertes Stier-Objekt und seine Männlichkeit in Ketten legt, das fragten sich die Gäste allerdings vergebens.

Bei Malerin Cornelia Harss, eigenwillig wie stets, gab es den personifizierten Zufall als nacktes, schwanzwedelndes Wesen mit Fischfrisur zu entdecken. Außerdem arrangiert Harss dreidimensional die merkwürdige Geschichte eines Erdbeerkuchens, den sie vor Fliegen bewacht. Norbert Gramer legt in Mixed Media das „Gehirn des Homo Bureaucraticus“ offen, während Melanie Mertens Kran-Kletterer malt.

Geradezu bodenständig knüpft dagegen Anja-Katrin Grimm geweißte Zeitungsstränge zu lauter Knoten, aus denen, so Wessinger in der Eröffnung, „Gewürm, Keime oder Fasern auszutreiben scheinen“.

Der Bezug zu Dada liegt bei Michaela Winters Radierung und Volker Thehos‘ Skulpturen im Verfahren mit eingebautem Zufall: Sie nutzte korrodierte Druckplatten und er korrodierte Fundstücke. Grafiker Janko Arzenšek setzt indes sichtbar auf Dada, indem er zwischen Starwars-Mannen einen grün gewandeten Schützen mitmarschieren lässt. Darüber prangt die frohe Botschaft: „Dada ist für Ruhe und Orden“.

Reinhard Lättgen präsentiert eine Skulptur, die geradezu präzise geplant, dennoch zufällig Wellen schlug und Birgit Sommer erfreut mit kinetischen Objekten.

In ihrem verfremdeten Lebendfänger für Ratten schlägt die Falle zu und richten sich Buchstaben des Wortes „Zufall“ auf. Mitmachen ist erwünscht. Wer an Sommers Draht-Türmen kurbelt, bewegt Triebriemen, auf denen etwa „Kunst ist Unsinn“ steht. Und wer in das einstige Apotheker-Schränkchen föhnt, bläst Federchen über die Zeilen „Niveau“ – „noch nie gehört“.

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