Remagener Rhein-Ahr-Campus Infoveranstaltung widmet sich der Prävention und der Nachsorge bei Krebs

REMAGEN · Die Diagnose Krebs bewegt auf viele Arten: Den Patienten bewegt sie zunächst vor allem gefühlsmäßig, aber sie bringt auch Veränderung und damit Bewegung in die Einstellung zu Leben und Tod, führt zu Veränderungen im Körper und zu einem anderen Körperbewusstsein sowie oft zu Bewegung in Form von Reha- oder auch bereits Präventions-Sport. All diese Aspekte und noch mehr waren denn auch Themen beim Informationstag "Krebs bewegt" am Rhein-Ahr-Campus Remagen (RAC).

 An Ständen gab es viel Infomaterial zum Thema "Krebs".

An Ständen gab es viel Infomaterial zum Thema "Krebs".

Foto: Martin Gausmann

Weil ihre Mitglieder auf anderen Info-Veranstaltungen die Krankheit Krebs oft nur aus medizinischer Sicht betrachtet sahen, wollte die Selbsthilfegruppe "Frauen mit/nach Krebs in Remagen" es anders machen und fand viele Mitstreiter, aber wohl nicht halb so viele wie die 400 Besucher, wie sie sich erhofft hatte. Dennoch war Annelotte Traub, Sprecherin der Selbsthilfegruppe, zufrieden. Weil die, die kamen, lange blieben und sich intensiv mit dem Thema beschäftigten.

Ob es das schöne Wetter war, das manche abhielt, wusste auch Mitorganisatorin Sabine Bartl nicht, "aber bei der Zielgruppe ist es auch so, dass viele Betroffene sich wegen der Krankheit oft nicht gut und nicht stark genug fühlen, überhaupt den Gang in die Öffentlichkeit zu wagen."

Beim Gang in die Öffentlichkeit helfen den Kranken oft Hilfsmittel wie Perücken, die an einem der bestbesuchten Stände der 14 Aussteller vor dem Audimax ausgestellt waren. Kliniken, Verbände, Vereinigungen, ein Sanitätshaus und eine Buchhandlung hatten Hilfsmittel und Hilfsmaterial im Gepäck und boten Beratung, die aber nur wenige nutzten. Stärker im Fokus waren die Workshops wie "Selbstmanagement für Körper und Seele", "Entspannungstechniken" und auch "Gedächtnistraining", denn etwa eine Brustkrebstherapie beeinflusse auch die Hirnleistung, die durch Übung aber bald wiederhergestellt werde, erklärte Traub.

Auf das größte Interesse stießen die Vorträge, die sich mit den psychischen Implikationen der Krankheit auseinandersetzten, aber auch mit Fragen wie "Chemo: Fluch oder Segen" oder "Sport als Medikation". Da auch die Krankheit selbst noch immer zu den Tabuthemen in der Gesellschaft gehört, wie viele fanden, die zu "krebs bewegt" gekommen waren, griff eine Referentin gleich zwei Tabus auf mit ihrem Vortrag "Krebs und Sexualität". Sie klärte nicht nur über Befindlichkeiten und Bedürfnisse von Krebskranken auf, sondern auch über Wege zu deren Befriedigung.

Vor rund 90 Zuhörer begrüßte es der Hausherr, Professor Dietrich Holz, dass an diesem Tag neben Diagnostik und Medizin vor allem die dritte Säule einer solchen Krankheit einmal mehr berücksichtigt werde: die Unterstützung und Begleitung Betroffener und ihrer Angehörigen bei den schwierigen Fragen des Alltags.

Als Vertreter der Stadt Remagen bekannte Joachim Titz, dass er als Sohn einer krebskranken Mutter viel Negatives erlebt und vieles an Verständnis vermisst habe. Als Vertreter des Landrat warb Kreisbeigeordneter Horst Gies dafür, dass angesichts von jährlich rund 23.000 Krebs-Neuerkrankungen in Rheinland-Pfalz die Möglichkeiten der Früherkennung noch besser genutzt werden. Er dankte auch der Selbsthilfegruppe, weil sich Betroffene doch erst bei Gleichgesinnten oft wirklich verstanden fühlten.

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