"Guter Geist" der Partei Karl-Heinz Lülsdorf bei SPD-Sommerfest geehrt
OBERWINTER · Karl-Heinz Lülsdorf war der „gute Geist“ bei vielen Parteitagen der Sozialdemokraten. Beim Sommerfest des SPD-Ortsvereins Oberwinter wurde der 84-Jährige für seine 65-jährige Parteizugehörigkeit geehrt.
Eigentlich ist es eine gesellige Zusammenkunft gewesen mit angeregten Gesprächen. Aber als der Landtagspräsident und stellvertretende Vorsitzende der SPD Rheinland-Pfalz, Hendrik Hering, beim Sommerfest des SPD-Ortsvereins Oberwinter, Rolandswerth, Unkelbach und Oedingen die Ergebnisse einer Umfrage verkündete, war es ziemlich still unter den Bäumen in Uhrmachers Garten in Oberwinter. Demnach votierten bei der Frage nach der besten Staatsform mehr als 40 Prozent der Deutschen für das Kaiserreich. „Es folgte die Zeit der Nazis, dann kam die Weimarer Republik, und nur fünf Prozent haben gesagt: Es ist die Bundesrepublik Deutschland.“ Hering sprach von einer Umfrage aus dem Jahr 1953.
Nicht ohne Grund, denn Ortsvereins-Vorsitzender Winfried Glaser hatte ihn eingeladen, um unter anderem eine „unglaubliche Ehrung“, so Hering, vorzunehmen: Karl-Heinz-Lülsdorf ist seit 65 Jahren, eben seit 1953, in der SPD. Hering ehrte ihn wie auch Dieter Stammler, der für 50 Jahre Parteizugehörigkeit ausgezeichnet wurde. Lülsdorf, der ursprünglich eine Gärtnerlehre absolvierte und als früherer Bad Godesberger seit nunmehr 30 Jahren in Unkelbach lebt, hat mehr als 40 Jahre in der technischen Abteilung im Parteivorstand gearbeitet. Hering: „Es müssen ja immer gute Geister sein, die ermöglichen, dass Parteitage funktionieren, dass die Anträge gedruckt werden und vieles andere. Und das hat Karl-Heinz getan.“
Erst mit 18 Jahren durfte Lülsdorf eintreten
Der heute 84-jährige Lülsdorf erinnerte sich beim Sommerfest noch an die Entstehung des Godesberger Programms, an miterlebte Reden von Konrad Adenauer sowie an Begegnungen mit Willy Brandt und Kurt Schumacher. „Ich musste warten bis ich 18 Jahre alt war, früher durfte man damals nicht in die SPD eintreten“, sagte der Sozialdemokrat, der bereits 1952 bei der Jugendorganisation, den Falken, Mitglied war und sich später unter anderem 15 Jahre im Ortsbeirat engagierte.
Spannend ist nach Angaben von Dieter Stammler auch das Jahr 1968 gewesen, als er als 26-Jähriger SPD-Mitglied wurde, „als die jungen Leute den Ortsverein aufgemischt haben mit ihren jungen Ideen und Diskussionen“. 16 Jahre ist er im Ortsbeirat aktiv gewesen, war Ortsbeirats- und Fraktionsvorsitzender, hat das Stadtmagazin „Klartext“ für die SPD mitbegründet und mitherausgegeben.
"Glück, in einer Demokratie zu leben"
Der promovierte Jurist wohnt seit 1970 in Oberwinter. Er war im Entwicklungs- und im Forschungsministerium tätig, bis er Mitte der 70er unter anderem als Leiter der Intendanz zum Deutschlandfunk wechselte. Heute vermisst er nach eigenen Angaben eine Diskussionskultur wie Ende der 60er: „Soziale Gerechtigkeit, Digitalisierung, Europa: Das sind alles unheimlich spannende Themen.“
Dem Anlass entsprechend verdeutlichte Hering, warum es wichtig sei, sich politisch zu engagieren: „Denn wir sind eine Generation, die das Glück hat, in einer freien offenen demokratischen Gesellschaft zu leben, in einem nie da gewesenen Wohlstand.“
In Zeiten des Umbruchs, von Globalisierung und Digitalisierung, müsse jeder daran arbeiten, dass sich keiner als Verlierer fühle oder abgehängt werde: „Wir müssen dafür sorgen, dass wir einen handlungsfähigen, starken Staat haben, der für Sicherheit – nicht nur innere Sicherheit, auch soziale Sicherheit – sorgt.“ Damit hatten die Genossen genug Stoff für den Austausch beim Sommerfest, bei dem Melinda Huschbahn für Livemusik sorgte.