Musik-Premiere in Remagen Kathy Kelly singt mit Knirpsen

REMAGEN · Die „Open Ear Methode“ hilft Hörgeräteträgern, Musik wieder zu genießen.

 Remagen Kita Goethe-Knirpse Kathy Kelly li. Kathy Kelly

Remagen Kita Goethe-Knirpse Kathy Kelly li. Kathy Kelly

Foto: Martin Gausmann

Sie macht Musik, seit sie klein ist – Kathy Kelly (53), das drittälteste Kind der Kelly Family. Und doch war die Sängerin mit der glasklaren Stimme, die seit 2001 als Solistin arbeitet, noch nie zum Singen in einem Kindergarten. Und wahrscheinlich hat sie auch noch nie am 8. November Weihnachten gefeiert. Denn so muss ihr der Auftritt in der Remagener Kita „Goethe-Knirpse“ vorgekommen sein.

Einer Bescherung gleich überreichten ihr die Löwen- und Fuchskinder mit Leiterin Daniela Bockshecker nach dem gemeinsam vorgetragenen „Leise rieselt der Schnee“ und „Lasst uns froh und munter sein“ – Erzieher Jörg Bretz begleitete an der Gitarre – Plätzchen in Form von Notenschlüsseln, Blumen und ein gemaltes Bild. Auf den Besuch der prominenten Sängerin hatten sie sich mit dem Projekt „Gut, dass wir Ohren haben“ intensiv vorbereitet.

Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist: Die Aussage des Grönemeyer-Songs trifft auf Kelly nicht zu. Aber an die Macht der Musik als Heilmittel, zur Förderung von Sozialkompetenz und Sensibilität, daran glaubt sie. „Darüber habe ich Anfang der 1980er Jahre in Paris schon mit meinem Vater diskutiert. Und wie oft sagen mir Fans, dass ihnen Musik durch schwierige Lebensphasen geholfen hat“, betonte Kathy Kelly im GA-Gespräch. Zur Präsentation der im Remagener Klangzeit-Studio aufgenommenen zwei CDs mit dem Titel „Weihnachten für leise Ohren“ – einmal für Kids, einmal für Erwachsene – kam sie in die Römerstadt. Sofort war sie zur Stelle, als Produzent Frank von Häfen, Instrumentalpädagoge, Tontechniker und Orchesterleiter, ihr von der „akustischen Inklusion“ erzählte.

Von Häfen bildet mit Roland Jacob, Direktor der Hals-Nasen-Ohren-Klinik am Koblenzer Bundeswehrzentralkrankenhaus, und der Hörgeschädigten-Pädagogin Ingrid Eikmeier-Stindt, das Team, das es mit der „Open Ear Methode“ Schwerhörigen mit Hörgeraten und Implantaten möglich macht, Musik wieder zu genießen. „Die hauptsächlich auf Sprache ausgerichteten Programme und Algo᠆rhythmen der Audioprozessoren in den Geräten kommen oft mit der Datenflut der Musik nicht zurecht und unschöne Klangeffekte entstehen, die das emotionale Musikerleben beeinträchtigen“, erklärte von Häfen. Den drei Forschern ist es gelungen, Musik so zu manipulieren, dass es dem Hörhilfe-Träger möglich ist, Musik wieder als solche wahrzunehmen. Das Geheimnis ist eine speziell entwickelte Filterkette, die zwischen die Musik und dem Mikrofon der Geräte gebracht wird. Dadurch wird das Gerät entlastet und kann die Klänge besser verarbeiten. So wurden bei den beiden CDs „für leise Ohren“ Instrumente ausgewählt, die für Hörhilfe-Nutzer angenehm klingen, die Melodien hervorgehoben, die Schallereignisse und den Hall verringern. „Insgesamt“, so Eikmeier-Stindt, „kommen bei der 'Open Ear Methode' 35 Maßnahmen zum Tragen, deren Wirksamkeit im Studio überprüft wurden. Interessanterweise wird der Hörunterschied von Normalhörenden kaum wahrgenommen. Wir können das steuern im Studio, aber auch über Lautsprecher bei einem Live-Konzert.“

Womit die Protagonisten bei der Königsdisziplin angekommen sind: dem Live-Auftritt. Die „Lyrische Weihnacht“ mit Konrad Beikircher, Kathy Kelly, dem Trio Everson und weiteren Gästen steigt am Samstag, 4. Dezember, 17 Uhr, in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle als Familien-Weihnachtskonzert (Infos unter www.ticket-regional.de oder 06 51/9 79 07 77, Karten ab 20 Euro).

Die Lieder singt Kelly. Um den Betroffenen immer wieder Ruhephasen zu geben, wird Beikircher – der selbst Hörgeräte trägt und sofort begeistert bei der Sache war – einige Texte aus seinem Repertoire präsentieren. „Das Ziel unseres Konzeptes ist ein Konzert, das für alle Musikbegeisterte gedacht ist und die Option bietet, auch mit Hörhilfen teilzuhaben“, so von Häfen.

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