Gregorianischer Chor in Remagen „Knockin’ on heaven’s door“

REMAGEN · Acht Bulgaren in Mönchskutten bringen mit ihren Gesängen innige Ruhe ins dunkle Gotteshaus Sankt Peter und Paul in Remagen-

 Remagen Kirche St Peter und Paul Gregorian Voices Konzert

Remagen Kirche St Peter und Paul Gregorian Voices Konzert

Foto: Martin Gausmann

Noch bevor der erste Ton erklang, war es mucksmäuschenstill im Gotteshaus. Denn als das Licht ausging, spendeten nicht mehr als ein paar Kerzen im Altarraum Licht. Rund 200 Zuhörer Besucher erwarteten „The Gregorian Voices“. Acht Männer in Mönchskutten und mit übergestülpten Kapuzen traten im Dunkeln hintereinander lautlos aus der Sakristei und gruppierten sich im Halbrund um den Altar. Im Schein der dann angehenden Lämpchen an ihren Notenständern erschienen ihre Gesichter während des ganzen Konzerts nur schemenhaft. Sacht setzten sie an: „Ave Maria“.

Mit einstimmigen liturgischen Chorälen des neunten bis zwölften Jahrhunderts eröffneten die acht Bulgaren unter Leitung ihres Mitsängers Mladen Mladena (Bariton) ihr Programm in der Pfarrkirche Sankt Peter und Paul in Remagen. Nach Angaben des 2011 gegründeten Ensembles unter der künstlerischen Leitung von Georgi Pandurov möchten sie beweisen, dass Gregorianik auch heute noch lebendig ist und die Menschen berührt.

Zu Gehör kamen frühe gregorianische Gesänge und Choräle bis hin zu a cappella und im mittelalterlichen Stil vorgetragenen Klassikern der Popmusik. Ihre Wirkung war meditativ und mystisch. Unmittelbar stellte sich beim Publikum nicht nur äußerlich Stille, sondern auch eine innere Ruhe ein. Die getragenen Darbietungen sprachen unmittelbar an. Sehr ehrfürchtig und andächtig gelang den Vortragenden etwa das Kyrie aus der gregorianischen Messe „Orbis Factor“, bei dem der hohe Ruf eines der beiden ersten Tenöre besonders hervortrat.

Wenig später wiederum bäumte sich eine Bassstimme zum mächtigen Beben auf. Mal traten die Stimmen einzelne Sänger in der Manier eines Vorsängers aber auch ohne jede weitere Begleitung in den Vordergrund, dann vereinten sich die Stimmen der 34- bis fast 60-jährigen Akteure gleichsam mantraartig oder zum sich überlagernden sehr bewegten Auf und Ab.

„Jertva Vecherniaya“ des russischen Komponisten Pavel Chesnokov gehörte ebenso zum Programm wie ein kurzer Ausflug ins Barock mit Heinrich Schütz’ „Cantate domino“. Am Ende des ersten Teils ging es mit Eras „Ameno“ schon in die 90er Jahre und in die Welt des Pop, die im zweiten Teil des Konzerts noch gewichtiger werden sollte. Auf Gesänge auf Latein und Altbulgarisch folgten Pop-Interpretationen auf Englisch. Nicht nur weil er erst kürzlich verstorben ist, sorgte Leonard Cohens „Hallelujah“ für spezielles Gänsehautgefühl.

„The Rose“, „Imagine“ und „Sounds of Silence“ konnten sich sicher vorher schon viele auch als gregorianischer Choral vorstellen. Aber auch „Knockin’ on heaven’s door“ oder „My way“ kamen an, auch wenn die meist rein solistisch angestimmten Liedtexte im allgemeinen Klanggemisch etwas untergingen. Rod Stewarts „Sailing“ fiel weniger rauchig und vor allem der hohe Gesang etwas kehlig und nasal im Vergleich zum Original aus. Aber obwohl beispielsweise ihrem Sting das Raue fehlte war „Fields of gold“ von „The Gregorian Voices“ eine reizvolles Erlebnis, vorgetragen von einer klangstarken Solostimme.

Erst zu den Zugaben zogen die acht Sänger ihre Kapuzen herunter. Stehend erklatschte sich das Publikum „Amazing grace“ und „We are the world“. Dann stellten sich die Sänger frontal vor ihre Zuhörer und sangen „Thank you for the music“. Und schon vor dem Advent hat sich auf dem Nachhauseweg bei manchen Besuchern so etwas wie eine vorweihnachtlich beseelte Stimmung eingestellt. ⋌

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort