Bahnlärm im Rheintal Kreis Ahrweiler wird abgekoppelt

REMAGEN/BAD BREISIG · Die Schutzmaßnahmen von Bund, Bahn und Land werden nur bis zum oberen Mittelrheintal gefördert. Der Kreis Ahrweiler geht dagegen leer aus.

 In Oberwinter donnern Züge dicht an den Häusern vorbei.

In Oberwinter donnern Züge dicht an den Häusern vorbei.

Foto: Martin Gausmann

Bernd Weidenbach, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Breisig, ist mehr als nur enttäuscht. Während die Bahn-Anrainer im Mittelrheintal einen besseren Lärmschutz bekommen, werden Bad Breisig, Sinzig und Remagen leer ausgehen. „Unerträglich“, meint Weidenbach (CDU). „Für unsere lärmgeplagten Mitbürger, insbesondere in Brohl-Lützing, ist dies eine Katastrophe“, so der Bürgermeister. Die Güterzüge fahren bekanntlich mit bis zu 120 Stundenkilometern durch die Stadt und den Ortsteil Brohl, wobei es keine nennenswerten Maßnahmen zur Lärmreduzierung gibt.

„Wieder einmal wurde die Region nördlich von Koblenz, bis auf zwei Ausnahmen, von den Zukunftsentscheidungen des Landes abgekoppelt. Von Weitsichtigkeit fehlt offensichtlich jede Spur. Dies macht umso deutlicher, wie notwendig eine engmaschige Vernetzung der Kommunen in diesem Bereich ist, um Zukunftsvisionen gemeinsam anzugehen, damit die Lebensqualität der Menschen in unserer Region – wo nötig – auch verbessert wird“, so Weidenbach.

Große Solidarität erhält er aus der Nachbarstadt Remagen jedoch nicht. „Wir haben in früheren Jahren bereits Fördermittel für aktiven und passiven Lärmschutz bekommen“, so Bauamtsleiter Gisbert Bachem. Insbesondere Wohnungs- und Hauseigentümer hätten Hilfen erhalten, um sich besser gegen Lärm zu schützen.

Nach der Unterzeichnung von separaten Finanzierungsvereinbarungen zwischen dem Bund, den Ländern Rheinland-Pfalz und Hessen und der Bahn ist vor wenigen Tagen formal der Weg für einen besseren Anwohnerschutz außerhalb des Kreises Ahrweiler freigemacht worden. „Wir haben einen Meilenstein für einen besseren Schutz der Anwohner vor Lärm erreicht. Gemeinsam mit Bund und Ländern können wir jetzt die Projekte vorantreiben“, erklärte DB-Vorstandsmitglied Ronald Pofalla. Insgesamt fließen bis 2021 und darüber hinaus auf beiden Rheinseiten knapp 73 Millionen Euro in zusätzliche lärmmindernde Projekte. „Ziel ist, den Schienenlärm spürbar zu reduzieren. Wir investieren in effektive, zusätzliche Lärmsanierungsmaßnahmen, um die Anwohner an den besonders belasteten Strecken im Mittelrheintal besser zu schützen“, meinte Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.

Zum Einsatz kommen unter anderem Schienenstegdämpfer und Lärmschutzwände. Rund 50 Lärmschutzmaßnahmen werden den Schienenverkehrslärm im Welterbebereich des oberen Mittelrheintals zwischen Koblenz/Lahnstein und Bingen/Rüdesheim sowie in den Orten Weißenthurm, Leutesdorf, Oestrich-Winkel und Eltville weiter reduzieren. Die Planungen für die Umsetzungen der Maßnahmen laufen bereits seit mehreren Monaten, sodass in diesem Jahr erste Projekte realisiert werden können. Nur halt leider nicht im Kreis Ahrweiler.

Von den Gesamtkosten von knapp 73 Millionen übernimmt der Bund einen Anteil von rund 53, die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz zusammen wie die DB einen Anteil von je rund zehn Millionen Euro.

Die Verkehrsminister der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen, Volker Wissing und Tarek Al-Wazir, verwiesen auf die große Bedeutung des Schienengüterverkehrs für eine „nachhaltige Mobilität“. Eine größere Rolle der Schiene setze aber voraus, dass auch das Lärmproblem gelöst werde. Deshalb müsse es ergänzend zu einem Fahrverbot für laute Güterwagen ab dem Fahrplanwechsel 2020/21 kommen.

Die Länder haben dem entsprechenden Gesetzentwurf des Bundes im Bundesrat zugestimmt. Es sei sowohl für die Menschen im Mittelrheintal als auch für die Attraktivität der Region eine „tolle Nachricht“, dass der Lärm jetzt Schritt für Schritt reduziert werde.

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