Ausstellung von Britta Bellin-Schewe Künstlerin zeigt in Remagen Skulpturen und Collagen

Remagen · Britta Bellin-Schewe präsentiert in der Galerie „M.A.SH.“ in Remagen eine Installation sowie Skulpturen und Collagen. Es ist die erste Soloausstellung der Künstlerin aus Unkel.

 Britta Bellin-Schewe hat für ihre Installation „Demos“ 400 kleine Figuren geformt.

Britta Bellin-Schewe hat für ihre Installation „Demos“ 400 kleine Figuren geformt.

Foto: Hildegard Ginzler

Kann es sein, dass es in der Galerie Modern Art Showroom, kurz: „M.A.SH.“, „Nichts Neues“ gibt? Genau so hat Britta Bellin-Schewe ihre Ausstellung betitelt. Nichts Neues also, nichts von aktuellem Belang? Ganz falsche Fährte. Bellin-Schewe teilt schlicht mit, dass sie die Arbeiten nicht erst für den Aufenthalt im M.A.SH. kreiert hat.

Einige waren bereits Teil von Gruppenschauen. Erstmals sind jetzt ihre Installation, die Skulpturen und Collagen zusammen zu sehen, in der ersten Soloausstellung der Künstlerin aus Unkel. Daher ist Galeriebetreiberin Almuth Leib überzeugt: „In einem neuen Kontext entsteht auch etwas Neues.“

Wesen aus einer anderen Welt

Mit seinen großen Schaufenstern über Eck, die von zwei Straßen aus Einsicht gewähren, nimmt der Kunstraum auch Passanten mit. Ihnen geraten Keramikskulpturen in den Blick, Wesen aus einer anderen Welt, wie der halb bekleidete „Nebelmond“ mit übergroßer Hand und ein wunderlicher, gepunkteter Kopf mit Megaohren. Wer die Galerie betritt, sieht weiter im Raum das rötlich-schwarze Objekt „Heumond“. Von vorne und hinten schaut einem jeweils ein völlig verschiedenes Gesicht entgegen.

Den Kopf schuf Bellin-Schewe nach Versen von Rolf Bauer zu alten Monatsnamen. „Entfernt von Gram und Sorgen bau‘ ich mein Nest im Heu – und stelle fest: mehr brauch ich nicht“, dichtet Bauer zum Heumond (Juli). Und richtig: blickt das eine Gesicht gramvoll, so zeigt das andere entspannt-heitere Züge.

Je nach Sichtweise entsteht etwas Neues

Eine weitere der bei 1150 bis 1200 Grad gebrannten Keramiken – ein Haupt mit leeren Augenhöhlen auf einem geblümten Rumpf – kann den Betrachter dagegen das Gruseln lehren. Oder auch nicht. Wie aus „Nichts Neues“ je nach Sichtweise durchaus Neues entsteht, verhält es sich mit dem Eindruck, den die Kunst hinterlässt. „Einige Personen fanden gerade diese Skulptur niedlich und nett“, berichtet Bellin-Schewe.

Dem starken Reiz ihres Figurenvorhangs „Demos“ (altgriechisch: Staatsvolk) kann man sich schwerlich entziehen. 2015 hing er bereits im Unkeler Gefängnisturm in der Veranstaltungsreihe „Demokratie in Gefahr“. Zauberhaft fragil schweben 400 kleine handgeformte Figuren, „anonym, weiß, androgyn“ an Nylonfäden. Die Glieder jeder einzelnen verband Bellin-Schewe mit Draht. Das versetzt die gesichtslosen Gestalten in die Lage, sich zu bewegen, macht sie aber auch lenkbar. Ein Stoff, der anregt nachzudenken, wie weit wir unser Leben verantwortlich selbst mitbestimmen oder uns willenlos steuern lassen durch „die anderen“, die Umstände, Gesellschaft und Politik.

Collage-Arbeiten aus Zeitungsausschnitten

Mit der dritten Werkgruppe, Collage-Arbeiten aus Zeitungsausschnitten, spricht die Künstlerin drängende Probleme der Zeit an. Die Wiederholungen gleicher Ausschnitte legen nahe, dass der Politik nichts Neues einfällt. Wie man es dreht und wendet – die langen Formate lassen sich beliebig hochkant oder waagerecht anordnen – insistieren ihre Inhalte, wahrgenommen zu werden.

Die Ausstellung ist bis 22. Februar samstags und sonntags, 14 bis 16 Uhr, unter den geltenden Corona-Regeln zu sehen.

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