Ausstellung in Remagen Ludwig Engstler-Baroccos wundersame Zeichnungen

REMAGEN · Der Bleistift ist sein Zauberstab: "Er hat mich gesucht und gefunden", sagt Ludwig Engstler-Barocco. Im Modern Art Showroom stellt er seine wundersamen Zeichnungen aus.

 Ludwig Engstler-Barocco stellt in Remagen aus.

Ludwig Engstler-Barocco stellt in Remagen aus.

Foto: Gausmann

Zu seinem und der Betrachter Glück, wie die frisch eröffnete Ausstellung "Die Euphorie der Linie" im Modern Art Showroom zeigt und die Vertreter des Galerie-Teams Janko Arzensek, Gudrun Hillmann und Almuth Leib bei der Vernissage bekundeten. Seit 20 Jahren lässt der Bonner Künstler, Jahrgang 1937, Hand und Stift völlig gewähren, neugierig darauf, "was passiert".

Reine Schwarz-Weiß-Zeichnungen entstehen, aber auch solche, die er über einem Farbfond aus Pastellkreide anlegt. "Dann ist der Bleistift aufgefordert, sich aus den vagen Strukturen sein Bild zu machen." Die Hand, "jene 27 Knochen, 25 Muskeln und an die 2000 Nervenzellen je Fingerkuppe", sei dabei ohnehin schneller als der Kopf. Ein Vorgehen, das Engstler-Barocco zum Prinzip erhebt: "Ich lass mich einfach reinfallen, ohne Thema, ohne Motiv, die Linien schlüpfen aus der Schlinge der Gedanken". Es überziehen Schwünge wieder und wieder das Blatt, wachsen gleichsam magisch zu pulsierenden Geweben aus Transparenz und Verdichtung zusammen. Was da planlos, aber von schöpferischem Elan befeuert, Formen angenommen hat, mutet wie das Unterholz der Intuition an. Dem dunklen, mitunter silbrig schimmernden Liniengewölk entströmt ein Raunen aus Mythen und Märchen, aus der Erdgeschichte und dem Reich der Pflanzen.

Auf der Suche nach Anhaltspunkten erhascht das Auge vereinzelt Figuren, macht Blätter, Blüten, Flechten aus, erblickt Eisblumen, schaut ins Gestein, in Pflanzenzellen und ins Knochenmark. Bleibt Farbe unbedeckt vom Blei, steht sie als gelbliche Nebelschleier, Magma-Glühen, Feuerwirbel und Lichttunnel inmitten der verwunschenen Düsternis. "Das Entscheidende bei meinen Sachen", so Engstler-Barocco, "ist ja die Uneindeutigkeit, Vieldeutigkeit". Für den leidenschaftlichen Zeichner wird "jedes Bild erst vollendet durch den Dialog mit dem Betrachter".

Die Ausstellung in der Kirchstraße 25 ist bis 17. März samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.

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