Swing im Rheinhotel Anker Lulo Reinhardt Latin Swing Project begeistert in Remagen

Remagen · Da reichte der Platz im Saal bei Weitem nicht mehr: Am Wochenende hat das Latin Swing Project von Gitarrist Lulo Reinhardt den Saal im Rheinhotel Anker an der Remagener Rheinpromenade bis über den letzten Platz hinaus gefüllt.

 Sängerin Melanie Bong mit dem Ensemble von Lulo Reinhardt bei dem Gastspiel in Remagen.

Sängerin Melanie Bong mit dem Ensemble von Lulo Reinhardt bei dem Gastspiel in Remagen.

Foto: Martin Gausmann

Eine recht spartanische Bühne bot sich den Besuchern. Ein schwarzer Vorhang, vor dem die Musiker seltsam klein aussahen und einige wenige Strahler ohne Farbfilter. Doch dieser MInimalismus war gewollt, unterstützte er doch die Wirkung der ganz im Mittelpunkt stehenden Musik. Und einer Sängerin, die sich nicht nur in ihrem weißen Spitzenkleid vor dem dunklen Hintergrund abhob.

Melanie Bong überzeugte mit großem Stimmumfang, warmem Klang und dem Gespür dafür, wann es sich hinter die Instrumentalmusik zu begeben gilt. Dann stand sie zwischen den musizierenden Männern und dirigierte die Soli mit sicherem Zeigefinger oder mischte sich lautmalerisch als lebendige Perkussionsabteilung mit ein. Reinhardt und Pianist Tizian Jost warfen sich die solistischen Bälle zu, aber auch Harald Becher am Bass und Uli Krämer am Schlagzeug bekamen die nötige Zeit, um sich musikalisch auszutoben. Zwischen Kompositionstreue und jazziger Jam-Freude flossen die Stücke dahin, sodass weder Musiker noch Publikum bemerkten, wie schnell die Zeit verging. Die Musiker entführten ihre Zuhörer in schwüle Tagträume vom Geliebten, die den Regen über dem Rhein vergessen ließen.

Viele Versionen bekannter Klassiker

Aus ursprünglich eher kurzen Stücken, wie Perry Comos traurigem Bossanova „Manhã de Carnaval“, bekannt aus dem Film „Black Orpheus“, entspannten sich große Panoramen mit in diesem Fall auch dem einen oder anderen Stimmungswechsel. Die Melancholie im Angesicht der aufgehenden Sonne schlägt um in einen freudigen Schluss zur hoffnungsvollen Textzeile „In my arms“.

Wenn in „Somewhere over the rainbow“ von einem „Lullaby“, einem Schlaflied, die Rede war, dann trieben es Reinhardt und seine Gruppe mit ihrer Interpretation dahingehend auf die Spitze. In tiefenentspannter Langsamkeit kam das Stück daher, das aber dennoch nicht zum Schlafen reizte, sondern zum genussvollen Schwelgen in der Musik. Mit Vogelmotiven in der Gitarre und erneut ausgedehnten Solo-Passagen kam zu keiner Zeit Langeweile auf. Auch Eigenkompositionen standen auf dem Programm. Bong fragte ins Publikum hinein, welche Farbe die Liebe habe. Mit der spontanen Antwort „schwarz“ hatte die Sängerin zwar nicht direkt gerechnet, dennoch hat auch diese Farbe einen Platz in ihrem Lied „What is the Color of Love?“, das sie während ihres Studiums in Graz geschrieben hat.

Das Publikum war begeistert

Die Liebe ist nicht nur blau wie der Ozean oder rot wie die untergehende Sonne, sondern auch schwarz wie der Vogel in dunkler Nacht. Viel zu schnell war der letzte Ton des Konzertes verklungen, aber er ging nicht ohne den zahlreichen Applaus vorüber, den das Publikum nach jedem Solo und jedem Stück ausgiebig den Künstlern zukommen ließ.

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