Am End gab es Udo Marschmusik und Musical

REMAGEN · Heeresmusikkorps bot beim Benefizkonzert in Remagen Abwechslungsreichtum und Swing.

 Das Heeresmusikkorps aus Koblenz am Mittwochabend auf der Bühne der Rheinhalle in Remagen.

Das Heeresmusikkorps aus Koblenz am Mittwochabend auf der Bühne der Rheinhalle in Remagen.

Foto: Martin Gausmann

Beim Benefizkonzert zugunsten der Bürgerstiftung Remagen präsentierte das Heeresmusikkorps Koblenz unter der Leitung von Alexandra Schütz-Knospe ein Programm zwischen schmissigen Marsch-Melodien, russischem Pathos und lateinamerikanischen Rhythmen. Das Musikkorps erwartete eine prall gefüllte Rheinhalle und ein überschäumend begeistertes Publikum.

Wenn man in diesen Tagen ein fröhliches Konzert stattfinden lässt, dann liegt ein Schatten auf jeder Freude. So bat Bürgermeister Herbert Georgi zu Beginn erst einmal darum, dass sich das Publikum zu einer Schweigeminute erhebe, um der Opfer des Flugzeugabsturzes zu gedenken. Nach diesen Augenblicken des Gedenkens war klar, dass es keinen passenden Übergang zu einem unterhaltsamen Abend geben konnte, und so begann das Konzert wie geplant mit Hans Ailbouts "Wir präsentieren"-Marsch von 1912.

Wer Dirigentin Schütz-Knospe in ihrer zackig-militärischen Art auf die Bühne steigen sah, der wusste, dass ihn ein Abend ebenso gearteter Marschmusik erwarten würde. Doch so zackig auch Schütz-Knospes Art ist, so beschwingt ist die Musik, die sie dirigiert. Da wurde im Dreivierteltakt geschunkelt, virtuos das Saxofon geschwungen und das Schlagwerk mit rasanter Gestik zum Wirbeln gebracht.

Abwechslungsreichtum wurde an diesem Abend wirklich großgeschrieben. Freunde zünftiger Marschmusik kamen mit Klassikern wie Johann Carl Roeslers "Mosel-Marsch" von 1842 und "Viribus unitis", 1979 komponiert von Josef Bach, auf ihre Kosten. Mit dem Konzertmarsch "Mercury" des Belgiers Jan van der Roost erklang dann hochromantische Harmonik.

Filmmusik präsentierte das Heereskorps mit Zequinha Abreus Gassenhauer "Tico Tico", bearbeitet von Schütz-Knospes Vorgänger Robert Kuckertz. Besonders die Rhythmusfraktion wurde dabei gefordert: rasende Conga-Passagen und die ganze Bandbreite an unterschiedlichen Rasseln und Trommeln kamen zum Einsatz. Die Dynamik des Orchesters war ansteckend und sorgte für nickende Köpfe und wippende Füße im Publikum - die Rheinhalle bebte förmlich.

Auch auf dem Boden klassischer Kompositionen fühlten sich die Musiker sichtlich wohl: zwei russischen Komponisten erklangen. 1874 hat Modest Mussorgski seinen berühmten Klavierzyklus "Bilder einer Ausstellung" komponiert, von denen "Die Hütte der Baba Jaga" und "Das große Tor von Kiew" in einer Bearbeitung von Erik Leidzén zu Gehör kamen. Die bombastische Ornamentik des Kiewer Tors gelang den Musikern ebenso mühelos wie die musikalischen Verästelungen des Waldes der Baba Jaga - einer Hexe aus der russischen Märchenwelt. Bei Nikolai Rimski-Korsakows 1878er Konzert für Posaune und Blasorchester spielte sich Solist Julien Miehe nicht zu sehr in den Vordergrund. Er blieb mit dem Orchester im Dialog - ein Dialog jedoch nicht ohne virtuose Ausbrüche.

Auch Musical-Musik wagte das Musikkorps erfolgreich: das Medley Johan de Meijs aus bekannten Melodien von Andrew Lloyd Webbers "Phantom der Oper". Erinnerungen an Kindertage kamen mit Toshio Mashimas "Disney Festival" auf.

Zum Höhepunkt des Konzerts verneigte sich das Orchester vor dem Ende letzten Jahres gestorbenen Komponisten, Pianisten und Sänger Udo Jürgens. Walter Ratzek - Leiter des Stabsmusikkorps der Bundeswehr in Berlin - hat sich seinen Auftritt im Friedrichstadtpalast aus dem Jahr 1987 vorgenommen und daraus ein Medley bekannter Melodien wie "Atlantis", "Siebzehn Jahr, blondes Haar" und "Aber bitte mit Sahne" komponiert.

Den donnernden Applaus des Publikums konnte das Musikkorps gar nicht anders quittieren, als mit einer begeisternden Zugabe.

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