Kabarett in Remagen „Medden us dem Levve“ gastierte in der Rheinhalle

REMAGEN · Das Kölner Kabarett-Ensemble „Medden us dem Levve“ gastierte in der Rheinhalle Remagen. Kurioserweise startete ihr Weihnachtsprogramm auf dem Friedhof.

 Medden us dem Levve waren die Geschichten der gleichnamigen Band aus Köln.

Medden us dem Levve waren die Geschichten der gleichnamigen Band aus Köln.

Foto: Martin Gausmann

„Leef Heere, leef Madämsche, leef Christstollenendverbraucher“, wer den Menschen so schon in der Anrede nahe kommt, von dem darf vermutet werden, ein nicht nur behauptetes, sondern tatsächlich zu Herzen gehendes Programm im Gepäck zu haben. Dass sich diese Hoffnung voll und ganz erfüllte, lag an dem urig-besinnlichen Mix aus Geschichten, Volkstheater und Musik, den das Kölner Kabarett-Ensemble „Medden us dem Levve“ den Gästen der Rheinhalle unterbreitete.

Kurioserweise startete ihr Weihnachtsprogramm auf dem Friedhof. Es gebe auch traurige Dinge in der schönen Zeit, wie Beerdigungen, begründete Andreas Münzel, später am Piano zu erleben. Außerdem: „Für us Kölsche läit et Laache un et Krieche nochbeinein“. Sodann war das streiterfahrene alte Ehepaar Anton und Gertrud Kolvenbach auf einer Friedhofsbank zu belauschen, verkörpert durch Wolfgang Nagel, seines Zeichens auch eloquenter Moderator und Elfi Steickmann, eine der beliebtesten Kölner Vortragskünstlerinnen. Nach kurzer harmonischer Rückschau kriegten sie sich urplötzlich in der Wolle. „Ich warte auf Dich“ gefiel ihr als Grabinschrift.

Er nahm es als Steilvorlage für ihren Stein, auf den er „He läit meng Ahl, kalt wie immer“ schreiben würde. Sie revanchierte sich mit „He läit menge Ahl, endlich ens stief“. Offenbar nach bewährtem Ritual setzten sie ihre zwischen entspannt und gehässig ausbalancierte Konversation fort, Beschimpfungen inbegriffen, wobei „Antönchen, die Intelenz läuft dir nach, aber Du bist schneller“, noch die harmloseste war.

Dieser köstlichen wie aus dem Leben gegriffenen Episode, folgte kurzweiliger Verzäll, wie Horst Webers Vortrag oder Nagels Geschichte von seinem bestellten Nikolausauftritt: „Macht mir ein Elfjähriger auf, ich sage ho ho ho, läuft er ins Haus und ruft „Mama, an der Tür steht wieder der Perverse von vorigem Jahr“. Geradezu andächtig verfolgte das Publikum indes Steickmanns Erinnerung an Gerüche von früher. Gemäß Tucholskys Wort „Das beste Gedächtnis hat die Nase“ nannte sie frisch aufgebrühten Kaffee, „schwatz anjebrodene Rindebrode“, Bohnerwachs, Omas Kakao, Senkgrube und „abgeleckte, zu Sternen gelegte Salmiakpastillen auf den Handballen“.

Es war schlichtweg bei fast allen Darbietungen des Ensembles zu spüren, dass die versierten, in Remagen bestens bekannten Protagonisten nicht irgendwoher Zusammengestoppeltes vorbrachten, sondern aus dem Selbsterlebten, der Liebe zu den Menschen und der Kölschen Sprooch schöpften. Dies spiegelte neben Textbeiträgen gleichgewichtig die Musik. Nagel mischte rhythmisch mit, Franz Martin Willizil an der Gitarre und Mandoline, Dirk Schnelle hatte den Bass-Part inne, Andreas Münzel sang, spielte Klavier und berührte mit seiner sensiblen Komposition „Jupp hält de Wach“ von Jesu Geburt. „Puddelrüh in de Kripp – de Künig de Künije ist en Stropp“. Man muss es gehört haben, um die Wärme in der Mundart zu fühlen. Wunderbar auch die klare Stimme voller Volumen von Sängerin Miriam Weber. Gemeinsam sorgten sie alle dafür, dass die Besucher heiter gestimmt und innerlich aufgeräumt den Heimweg antraten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort