Ausstellungsprojekt im Künstlerforum "Mitbürger unter Vorbehalt" - Ausstellung zu jüdischen Einwohnern

REMAGEN · "Grabsteine, der Stern der Remagener Synagoge und ein Schemel, das ist alles an greifbaren Objekten, was übrigblieb, nachdem 700 Jahre lang Juden in Remagen und in den Ortsteilen gelebt haben." Die Ausstellung "Mitbürger unter Vorbehalt" - Remagener Juden zwischen Anerkennung und Vernichtung", welche am 10. November im Künstlerforum Remagen eröffnet, stellt daher das ehrenamtliche Ausstellungsteam vor eine große Herausforderung, wie Kurator Rudolf Menacher im Kreis von Aktiven und Förderern im katholischen Pfarrzentrum deutlich machte.

 Agnes Menacher und die Mitorganisatoren der Präsentation "Mitbürger unter Vorbehalt".

Agnes Menacher und die Mitorganisatoren der Präsentation "Mitbürger unter Vorbehalt".

Foto: GAUSMANN

Träger des Projektes, das der Remagener "Lokale Aktionsplan" in Kooperation mit dem Kreis Ahrweiler fördert, ist die Katholische Pfarreiengemeinschaft Remagen-Kripp. "Wir sind prädestiniert dafür, denn die katholische und evangelische Kirche haben sich schon lange engagiert in der Aufarbeitung jüdischer Geschichte", sagte Peter Ockenfels mit Stolz.

"Wir stehen personell wie finanziell hinter der Aktion", bekräftigte auch Landrat Jürgen Pföhler. "Wir haben aus den Naziaufmärschen in Remagen und im Braunen Haus gelernt", so der Landrat, der sich dafür stark macht, im Kreis "flächendeckende Erinnerungsarbeit zu leisten" und der auf Kreisförderungen etwa des Insuler Klezmer-Festivals und der ehemaligen Niederzissener Synagoge verwies.

Als Mitglieder des Teams stellte Organisatorin Agnes Menacher vor: Bernd Steine vom Pfarreienrat, Werner Unkelbach, katholische Kirchengemeinde, Familienforscherin Gisela Ries, Lothar Knothe von der jüdischen Gemeinde Neuwied und Ute Metternich, die über Juden in Oberwinter forscht.

Ebenfalls beteiligt sind Kreisarchivar Leonard Janta und Stadtarchivar Kurt Kleemann, Guido Tempel und Astrid Heilmann-Cappel, Lehrer am Gymnasium Nonnenwerth sowie Yannick Gremmler, Gymnasiast. Der 16-Jährige war berührt von Zeitzeugen, die in der Schule sehr emotional berichteten: "So habe ich nicht gezögert, an der Ausstellung mitzuwirken." Ein würdiger Vertreter des Inselgymnasiums, machte er doch außerdem auf Schul-Aktionen für Frieden und Demokratie aufmerksam und freut sich, dass die Ausstellung frühere jüdische Schülerinnen von Nonnenwerth erwähnt.

Eingebunden in die Ausstellung und ein vielseitiges Begleitprogramm mit Lesung, Exkursion Konzert und Vorträgen bis in 2014, sind weitere Einrichtungen und gesellschaftliche Gruppen: neben dem Friedensbündnis Remagen die VHS, Realschule Remagen plus, der Jugendbahnhof, die Credogemeinde und die Islamische Gemeinde. "Es ist vorbildlich, dass die Muslime dabei sind und die katholische und evangelische Kirche", sagte Pföhler.

"Bis in die 1930er haben Juden 90 Jahre lang einigermaßen respektiert in Remagen gelebt", weiß Menacher. Noch 1934 wird etwa der Synagogenvorsteher Moritz Fassbender feierlich beerdigt. Claus Fassbender aus Uruguay, der erst durch Gisela Ries viel von seiner Familiengeschichte erfuhr, ist dankbar für die mühsame Remagener Spurensuche. Er unterstützt die bearbeitete Neuauflage ihrer Broschüre "Und bin ich auch ein Israelit" mit 1000 Euro.

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