Ausstellung in der Remagener Galerie Bassi Natur und Göttliches

REMAGEN · Mit einer spannenden Ausstellung geht Galeristin Rosemarie Bassi ins Frühjahr. Jeanne Lessenichs Bilder wie Patrick Feldmanns Skulpturen fallen kraftvoll aus, auch rühren sie an Großes, Tiefes.

 Patrick Feldmann (links) und Jeanne Lessenich rühren beide in ihrer künstlerischen Aussage an Großes, Tiefes.

Patrick Feldmann (links) und Jeanne Lessenich rühren beide in ihrer künstlerischen Aussage an Großes, Tiefes.

Foto: Hildegard Ginzler

Denn den Künstlern ist eine spirituell-philosophische Empfänglichkeit eigen und für ihre Kunst schöpfen sie aus unterschiedlichen Kulturkreisen sowie reichen Berufs- und Lebenserfahrungen.

Feldmann, Jahrgang 1962, der mit Familie 1996 bis 1998 in Argentinien lebte, studierte in den 1980ern Architektur und Bildhauerei, anschließend Medizin. Seit 1991 als Bildhauer arbeitend, schloss der heute bei Bonn wohnende Künstler 2010 noch ein Philosophie-Magisterstudium ab.

Vor diesem Hintergrund verbinden seine Skulpturen oft Körperliches mit Geistigem: die kleine Bronze „Weisheit des Lamas“ und der große „Hirsch mit Meteoritenteller“, Büsten oder der Betonguss „Gralskörper“. In ihm verbacken grob ein Kopf und Ärmchen mit dem Kelch des letzten Abendmahls. „Dieses Gefäß, das Lebenskraft spendet, ist umgeben von einer Gesellschaft, die unter Mangel leidet“, kommentiert Feldmann.

„Gott als Prinzip des absolut anderen ist Ausgang des Eros.“

Rätsel geben Konglomerate von Fingern auf. Der geballt geformten „Ekklesia“-Serie – „Fingerkrone“, „Burg“, „erstes Feuer“ aus Alabaster – stehen aufsteigende Finger-Betonobjekte gegenüber, etwa „Die Vielzahl der Einheit“, was nach einem Geheimnis des Glaubens klingt. Entfernt erinnert die Skulptur auch an verknotete Leiber beim Liebesakt. Kein Widerspruch, offenbart doch der Sockel: „Gott als Prinzip des absolut anderen ist Ausgang des Eros.“ An Wahrheiten wird gekratzt, Annäherungen sind zu finden, da Feldmann selbst künstlerisch agiert, um „meine Existenz aus meinen Arbeiten herauszulesen“.

Ob struppige Katzen, „Geronimos Weihnachtstraum“ hinter Geäst, ob Strauchwerk, Wolken, Vögel – alle Natur der zwischen Grafik und Malerei angesiedelten Bilder von Jeanne Lessenich aus Waldorf ist beseelt. „Die Wahrheit über den Bausenberg“ zeigt eine mythische Weltschlange zusammengerollt in der Anhöhe und darüber ein Kreuz.

"Die Eifel ist ein wildes Tier"

Eine Vielzahl landschaftlicher Impressionen, stark abstrahiert, aber in entschiedener Pinselführung sinnlich transportiert, begegnet dem Betrachter. Als Lessenich 2011 von ZDF-Redakteur und Schriftsteller Reinhard Etten gebeten wurde, zu dessen Texten Bilder beizusteuern, entstanden für das Buch „Dunkelglimmer“ kongeniale Werke, die Ettens Wander- und Suchbewegungen einer poetische Topographie in nichts nachstehen: ein fetter Eifel-Mond über einem Lindwurm, „Eifelkrähen“ vor dem Ettringer Berg, „Streuobstwiesen“ der Oberlützinger Höhe, dämonische Wolken, betitelt „Die Eifel ist ein wildes Tier“.

Vernehmlich rauscht der harsche Sturm Lessenichs eigenen Lebens durch die Bilder, ihre Suche nach einem Frau-, Künstler- und Menschsein, das ihr entspricht. 1942 in Remagen geboren und in Bad Breisig aufgewachsen, erlebte sie nach der Ausbildung an den Kölner Werkschulen in Frankfurt und Düsseldorf aufregende Berufsjahre als Layouterin und Art Director.

Sie war in der Welt der großen Werbeagenturen heimisch. Ihre Illustrationen veröffentlichten „Playboy“, „Der Spiegel“ und „Zeit Magazin“. Sie tauchte ins Leben der Navajo Indianer ein, in japanische Traditionen und seit Jahren auch wieder in die Landschaft ihrer ersten Heimat. Ihre Bilder erzählen deshalb von einer langen Wanderung durch viele Kulturen zu sich selbst.

Die Ausstellung in der Galerie Bassi, Marktstraße, ist bis 1. Mai mittwochs bis sonntags, 14 bis 18 Uhr, geöffnet.

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