Andreas Müller in der Rheinhalle Nicht nur bei dem SWR3-Comedian ist der Weltuntergang ausgefallen
REMAGEN · Als SWR3-Comedian Andreas Müller vor gut einem Jahr den Terminplan für seine "Alles Müller"-Tour zusammengestellt hat, war vorgesehen, dass das Gastspiel in der Remagener Rheinhalle am vergangenen Donnerstag gleichzeitig auch das letzte sein sollte.
"Am 21. Dezember geht Müller zusammen mit der Welt unter", erklärte der begnadete Parodist und Stimmenimitator damals. Mittlerweile steht fest, dass der Weltuntergang ausgefallen ist, so dass auch der Mann der 1000 Stimmen seine erfolgreiche Tournee durch stets ausverkaufte Hallen verlängert hat. Die Besucher der noch ausstehenden Shows dürfen sich auf eine zweistündige schräg-schrille Promi-Parade mit brüllend komischen Musikeinlagen freuen.
"Ich freu mich, dass ich so zahlreich erschienen bin", begrüßt Müller die etwa 1500 Zuschauer in der restlos ausverkauften Rheinhalle. Tatsächlich war das künstlerische Füllhorn des mittlerweile 46-jährigen Multitalentes prall gefüllt. Und so zappte sich Müller auch im Weltuntergangsjahr bestgelaunt in atemberaubenden Tempo durch sein schillerndes Promi-Universum.
Zum ersten Mal arbeitet der Schöpfer der kultigen SWR3-Gagtory mit einer großen Videowand, auf der immer wieder "besondere Menschen" eingeblendet werden, "die uns das ganze Jahr über zum Lachen gebracht haben", damit der Großimitator (1,91 Meter) ihnen live die passenden Worte in den Mund legen kann.
Die Reihe derer, die Opfer des Müller'schen Gag-Feuerwerks werden, reicht von Boris Becker über Papst Benedikt bis hin zu Guido Westerwelle - und immer wieder muss auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann dran glauben ("Der Mann, der schneller denken als sprechen kann"). Mit Angela Merkel, Christina Schröder und Ursula von der Leyen nimmt Müller "die drei von der Zankstelle" aufs Korn und lässt Arnie Schwarzenegger "Äktschn"-Videos drehen ("Der Kindergartenbock mit Lothar Matthäus", "Terminator vier, das Fremdgehtier").
Zu den unbestrittenen Höhepunkten des Abends zählt der Tatort-Dreh mit Til Schwaiger als nuschelndem Kommissar und dem über alles stehenden Star-Regisseur Roland Emmerich ebenso wie der Auftritt von Udo Lindenberg, der sich mit Martina aus Remagen eine versierte Cello-Spielerin aus dem Publikum fischt. Überhaupt beweist Andreas Müller in eindrucksvoller Manier, dass sein Studium an der Musikhochschule in Karlsruhe nicht spurlos an ihm vorbeigegangen ist.
Mit E-Gitarre, Keyboard-Burg, Akustik-Klampfe und Technik-Konsole ersetzt er mühelos eine ganze Band. Und durch den Einsatz eines polyphonen Mikrofons übernimmt er bei seinen musikalischen Einlagen selbst den Backgroundgesang. So lässt er Angela Merkel Tim Bendzkos Hit "Nur noch kurz die Welt retten" trällern ("Ich muss noch unser Geld retten, noch 148 Schecks decken"), während der Schwabensong "Auf der schwäbschen Eisenbahn" zur Stuttgart-21-Hymne "Unterirdisch blöd der Plan von Bund, Land und Bahn" mutiert.
Andreas Müllers zweistündige Promi-Gala ist eine bis an den Rand gefüllte Wundertüte und kommt in atemberaubenden Tempo daher. Wer nicht alles mitbekommen hat, muss sich nicht grämen. Denn es war ja nicht der letzte Auftritt - dem verlegten Weltuntergang sei dank.