Amphibienwanderung Paar aus Sinzig hilft Kröten über die Straße

Kreis Ahrweiler · In diesen Tagen machen sich in der Region Kröten und Co. auf den Weg, um ihren Laich abzulegen. Damit sie dabei nicht von Autos überfahren werden, helfen ihnen Ehrenamtler über die Straße. Wir haben ein engagiertes Paar begleitet.

 Wenn es wärmer als acht Grad wird, begeben sich die Kröten auf Wanderung.

Wenn es wärmer als acht Grad wird, begeben sich die Kröten auf Wanderung.

Foto: AHR-FOTO

Der Verkehr rauscht vorbei. Das Warnschild am Straßenrand steht. Der Zaun ist aufgestellt. Doch die Eimer, die davor in den Boden eingelassen wurden, sind an diesem Tag leer. Kröten und Molche bleiben lieber im Wald, anstatt sich zu fortzupflanzen. Es ist für sie zu kalt für die Wanderung zum Laichen. Für ihre Tour zum Teich auf der anderen Seite der L 79 unweit des Remagener Waldschlösschens brauchen sie eine Temperatur von mehr als acht Grad Celsius, wie die Kreisverwaltung Ahrweiler informiert. Der Kreis koordiniert die ehrenamtlichen Helfer, die die in die Eimer gefallenen Kröten und Molche – ganz selten ist auch mal ein Springfrosch dabei – im Frühjahr einsammeln und sicher über die Straße bringen sollen.

Einer der Helfer ist Rudolf Sobotka aus Sinzig. Als der ehemalige Maschinenbautechniker vor elf Jahren in den Ruhestand ging, entdeckte er das Engagement für die Amphibien über eine Bekannte seiner Frau für sich. Ein oder zwei Jahre hätten sie sich zusammen um Kröten und Co. gekümmert. Dann sei es seiner Bekannten zu viel geworden, berichtet der 76-Jährige. Inzwischen begleitet ihn seine Frau Pia Wasem „sporadisch“ bei den Touren. Seinen Einsatz, mitunter viermal in der Woche, begründet Sobotka wie folgt: „Man muss den Tieren irgendwie helfen. Unsere Umwelt ist genug kaputt. Deswegen kann man schon etwas dafür tun.“

 Engagiertes Krötensammler-Paar: Rudolf Sobotka und Pia Wasem, hier vor einem Teich oberhalb des Remagener Zentrums.

Engagiertes Krötensammler-Paar: Rudolf Sobotka und Pia Wasem, hier vor einem Teich oberhalb des Remagener Zentrums.

Foto: Sven Westbrock

Die im Boden eingelassenen Eimer verfügen unten über Löcher, über die Regenwasser ablaufen kann. Auch befinden sich in ihnen kleine Stöcke, an denen Käfer wieder herausklettern können. Und so leer wie beim Besuch des General-Anzeigers sind die Eimer nicht immer. An einem Tag in diesem Jahr habe er bereits 49 Amphibien gesammelt, erzählt Sobotka. Vergangenes Jahr seien es einmal sogar mehr als 154 gewesen. „Man denkt, die sagen nichts, aber wenn man sie im Eimer hat, fangen sie an zu quieken“, erzählt Sobotka.

Pia Wasem zufolge mögen die Tiere Wärme und Regen. „Dann ist es perfekt“, macht die 57-jährige Bankkauffrau, die auch Mitglied der CDU-Fraktion im Kreistag ist, deutlich. Am Anfang sei es für sie allerdings unangenehm gewesen, die Kröten anzufassen, gerade wenn zwei aufeinander sitzen. Ohne Handschuhe lässt sie bis heute die Finger von ihnen.

Von dem ehrenamtlichen Einsatz zeigt Wasem sich dennoch überzeugt. „Ich finde jeder muss mal was tun. Es ist ja nur ein kleiner Beitrag, den ich leisten kann“, gibt sie zu bedenken. Laut Viktoria Kugel vom Umweltamt des Kreises sind dort ungefähr 20 bis 30 Helfer registriert. Regelmäßig im Einsatz seien jedoch nur sechs bis sieben. Für die Kreisverwaltung ist die jährliche Sammlung der Amphibien ein wichtiges Anliegen, das sie mit der Aufstellung entsprechender Zaunanlagen seit Jahren unterstütze, wie die Pressestelle des Kreises mitteilt.

„Etliche Menschen aus unserem Landkreis wissen aus eigener Erfahrung, wie schrecklich es ist, jedes Frühjahr eine Vielzahl an überfahrenen Kröten auf den Straßen zu sehen. Darüber hinaus stellt dies eine Gefahr für die Verkehrssicherheit dar“, begründet die Kreisverwaltung die Krötenrettungsaktionen. Ohne die ehrenamtliche Unterstützung der Helfer wäre ein entsprechendes Engagement nicht möglich, betont sie.

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