Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz Remagen auf dem Weg zum Welterbe

REMAGEN · Der Niederrheinische Limes soll in die Unesco-Welterbe-Liste Eingang finden - und damit auch Remagen. Denn neben einem Kastell hat es in Remagen einst zahlreiche von den Römern errichtete Zivilgebäude, Mauern, Türme und Gräben gegeben.

 Auch Knochen zählten zu den Fundstücken in der Kernstadt.

Auch Knochen zählten zu den Fundstücken in der Kernstadt.

Foto: Gausmann

Was haben die Pyramiden von Gizeh, das Taj Mahal, der Kölner Dom und Remagen gemeinsam? Das Unesco-Welterbe. Jedenfalls, wenn es nach der Generaldirektion Kulturelles Erbe und der Stadtverwaltung der Römerstadt geht. Remagen möchte in die Kette der Städte eingereiht werden, die unter besonderem Schutz stehen. Als wichtiger Bestand des Weltkulturerbes.

„Das ist ein lohnenswerter Ausblick. Wir sind hier an einer spannenden Stelle“, sagte Peter Henrich von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Henrich arbeitet in der Direktion der Landesarchäologie mit Sitz in Koblenz. Maßgeblich war er an den äußerst erfolgreichen und interessanten Ausgrabungen beteiligt, die es 2017 auf dem inzwischen wieder bebauten Areal auf der Fläche des ehemaligen Verkehrsverlages gegeben hatte. So mancher Fund aus der Römerzeit wurde zu Tage gefördert. Nicht zum ersten Mal.

Remagen und die Römer: Vor 2000 Jahren sicherten die römischen Legionen ihre Grenzen gegen die Germanen auf verschiedene Arten. Am Obergermanisch-Raetischen Limes, der in Rheinbrohl begann und nach 550 Kilometern im bayerischen Eining endete, geschah dies in Form einer Landgrenze. Sie bestand aus einer Palisade oder Mauer und einem Graben. Türme und Kastelle dienten zur Überwachung und Sicherung. Bei dem 385 Kilometer langen Niedergermanischen Limes handelte es sich indes um eine Flussgrenze, bei der der Rhein die natürliche Grenzlinie bildete. Sie erstreckte sich von Katwijk an der niederländischen Nordseeküste bis nach Remagen. Eine Palisade oder Mauer gab es an diesem Limesabschnitt nicht. Aber Kastelle. Eines dieser Truppenlager stand in Remagen, dort, wo sich heute die Innenstadt befindet. Vermutlich im Bereich des heutigen Marktplatzes. Nachdem der Obergermanisch-Raetische Limes bereits im Jahr 2005 in die Liste der Unesco-Welterbestätten aufgenommen wurde, wird dies nun auch für den Donau-Limes und den Niedergermanischen Limes angestrebt. Für den Donau-Limes wurde der Antrag im Frühjahr 2018 eingereicht. Für den Niedergermanischen Limes wird dieser zurzeit in Zusammenarbeit mit Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden vorbereitet. Gemeinsam mit dem Hadrians Wall sowie dem Antonine Wall in Großbritannien wäre Remagen somit ein Teil des internationalen Welterbes „Grenzen des Römischen Reichs/Frontiers of the Roman Empire“.

Das römische Weltreich – mit in all den angeschlossenen Ländern mit nur einer Währung – erstreckte sich von der englisch-schottischen Grenze bis nach Nordafrika, umfasste Spanien, Rumänien und den Nahen Osten. Mittendrin: Remagen am Rhein. Neben dem Kastell hat es zahlreiche Zivilgebäude, Mauern, Türme und Gräben gegeben. Durch die Rheinlage als natürliche Grenze wird es weniger Türme mit Zinnen und Umwehrungen gegeben haben. Dennoch: Es muss sich um eine imposante Anlage gehandelt haben.

Legionslager, Übungslager, Kastelle, Häfen, Wachtürme, Brückenköpfe, Zivilsiedlungen, Gräberfelder, militärisch geprägte Heiligtümer, Versorgungseinrichtungen: Am Limes haben die Römer ihre Spuren hinterlassen. „Remagen war ein wichtiger Teil dieser Verteidigungslinie“, erklärte Peter Henrich in einer Informationsveranstaltung in der Rheinhalle. Wegen der Bedeutung des Kastells und der gemachten Funde will die Denkmalschutzbehörde Teile der Kernstadt Remagen als Grabungsschutzgebiet ausweisen. Unzumutbare Konsequenzen hat das für Grundstückseigentümer nicht. Wer in der Innenstadt bauen will, muss allerdings damit rechnen, dass zunächst Archäologen auftauchen, das Gelände untersuchen, Funde dokumentieren. So geschah es auch jüngst beim Bau des Remagener Innenstadthotels mitsamt seinem Wohnkomplex. Henrich: „Wir stellen uns keiner urbanen Entwicklung entgegen.“

Im Januar nächstes Jahres soll nun der Antrag auf Anerkennung Remagens und der nördlichen Verteidigungslinie bei der Unesco in Paris eingereicht werden. Im Sommer 2021 soll dann die Entscheidung des World Heritage Committees fallen.

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