Willkommen in Rigomagus Remagen auf dem Weg zum Weltkulturerbe

Remagen · Remagen am Niedergermanischen Limes ist auf bestem Wege, auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes zu landen. Im Sommer 2021 fällt die Entscheidung darüber, ob „Rigomagus“ – so hieß das römische Kastell, aus dem die spätere Stadt Remagen hervorging – unter besonderen Schutz gestellt wird.

 Relikte aus der Römerzeit wurden beim Hotelbau in der Remagener Innenstadt zutage gefördert – unter anderem Grundmauern von Streifen- und Langhäusern.

Relikte aus der Römerzeit wurden beim Hotelbau in der Remagener Innenstadt zutage gefördert – unter anderem Grundmauern von Streifen- und Langhäusern.

Foto: Martin Gausmann

Es geht um eine große Idee: Remagen ist auf dem Weg zum Welterbe. Vorgezeichnet haben ihn einstige Bewohner eines Weltreichs – die Römer. Anfang des Jahres hatte sich die Stadt, in der zahllose Funde mit Hinterlassenschaften aus dem Imperium Romanum ans Tageslicht gefördert wurden, dem Antrag auf Aufnahme in die Unesco-Welterbe-Liste angeschlossen. Im Sommer des nächsten Jahres soll die Entscheidung fallen.

Konkret geht es um den Abschnitt des Niedergermanischen Limes, der just in Remagen beginnt und sich über 400 Kilometer in Richtung Norden über Utrecht bis zur Nordsee erstreckte. Remagen trennte Obergermanien und Niedergermanien, wobei auch das benachbarte Bad Breisig dies für sich reklamiert und berechtigt auf eine Grenzziehung am Vinxtbach verweist.

Auf der gegenüberliegenden rechten Rheinseite begann mit dem Kleinkastell Rheinbrohl immerhin ganz offiziell der Obergermanische Limes, der bis Regensburg und der Donau mit zahlreichen Befestigungsanlagen und Wachtürmen ausstaffiert war und eine überwachte Wirtschafts- und Militärgrenze zum nichtrömischen Raum darstellte. Längst ist der südliche Limes in die Unesco-Welterbe-Liste eingetragen.

Auch für den Niedergermanischen Teil erreichen

Nun will man dies auch für den Niedergermanischen Teil erreichen, so der Geschäftsführer des Limes-Informationszentrums Römer-Welt, Frank Wiesenberg, der in der Römerstadt über den Stand des Bewerbungsverfahren berichtete. Bereits vor einem Jahr hatte es hierzu eine Informationsveranstaltung gegeben. Doch nun sollte Zwischenbilanz im Antragsverfahren gezogen werden.

In Remagen selbst befanden sich bekanntlich nicht nur das römische Kastell Rigomagus, sondern auch eine stattliche Anzahl an Zivilgebäuden. Erst vor wenigen Jahren wurden im Zuge eines Hotelbaus in der Innenstadt wieder Überreste von Streifen- und Langhäusern freigelegt, in denen die Römer ihre vielen Spuren hinterließen.

Der Niedergermanische Limes war kein durchgehendes Bauwerk. Er trennte den linksrheinischen Teil des Rheinlands sowie der Niederlande, der Bestandteil des Römischen Reichs war, von den nur bedingt kontrollierten rechtsrheinischen Gebieten ab. Es war keine mit Wällen, Graben, Palisaden oder Wachtürmen befestigte Anlage, sondern eine Flussgrenze, die allerdings mit einer Kette von Kastellen für Auxiliartruppen gesichert war. Mit einer Nutzungsdauer von mehr als 450 Jahren gehört der Limes zu den ganz besonderen Denkmälern der Menschheitsgeschichte. „Alle Elemente der römischen Grenze werden hier repräsentiert“, meint Wiesenberg. Er sprach von einem „außergewöhnlich hohen kulturellen Wert“.

Antrag auf Aufnahme in Welterbe eingereicht

Anfang des Jahres hatten die Niederlande sowie die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz nach langer Vorarbeit den in vier Bänden auf 1022 Seiten begründeten Antrag auf Aufnahme in das Welterbe bei der Unesco eingereicht. Rheinland-Pfalz ist wegen der dort erhaltenen Teile der militärischen Befestigungsanlage aus römischer Zeit im Antrag vertreten.

Dabei macht der rheinland-pfälzische Anteil am 400 Kilometer langen Niedergermanischen Limes mal gerade 20 Kilometer aus. Alle Bodendenkmäler sind im Antrag aufgeführt, exakt sind die Ist-Zustände beschrieben und katalogisiert. Das Ziel: Der außergewöhnliche universelle Wert des Römererbes soll deutlich werden.

Mit der erhofften Anerkennung würde eine Verpflichtung zu noch mehr Denkmalschutz und Pflege einhergehen, die Sanierung der sichtbaren Überbleibsel aus Römerzeit wären mehr als nur eine Ehrenpflicht. Und: Remagen müsste sein Museumskonzept überarbeiten. Schließlich böte sich so die Chance einer stark erweiterten touristischen Vermarktung.

„Es geht auch darum, der Geschichte eine größere Wertschätzung zuteil werden zu lassen. Geschichte soll auch hier in Remagen für andere erfahrbar und erlebbar gemacht werden“, sagte Wiesenberg. Er hofft, dass es bald auch in Remagen heißt: „Willkommen in der Römer-Welt“.

Schließlich wäre es für Remagen ja schön, in der Liste der Weltkulturstätten neben der Chinesischen Mauer, der Akropolis, dem Orakel von Delphi, dem Kölner Dom oder den Pyramiden von Gizeh genannt und unter besonderen Schutz gestellt zu werden.

Und Bad Breisig? Sollte es dort wider Erwarten irgendwann Funde geben, könnte die Liste ja erweitert werden, meint Wiesenberg.

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