Am Unesco-Weltkulturerbe Limes Remagen feiert historisches Erbe mit römischem Volksfest

Remagen · Remagen ist der südlichste Standort des Weltkulturerbes niedergermanischer Limes. Seine römische Vergangenheit als großes Hilfstruppenlager feiert die Stadt nun mit dem Rigomagus-Fest. Etliche Darsteller und Stationen laden dazu ein, mehr über das antike Leben zu erfahren.

 Björn Ingendahl, Bürgermeister von Remagen, und der Tourimusverantwortliche Marc Bors (r.) freuen sich darauf, am Wochenende Tausende Besucher beim römischen „Rigomagus-Fest“ begrüßen zu dürfen.

Björn Ingendahl, Bürgermeister von Remagen, und der Tourimusverantwortliche Marc Bors (r.) freuen sich darauf, am Wochenende Tausende Besucher beim römischen „Rigomagus-Fest“ begrüßen zu dürfen.

Foto: Martin Gausmann

Wer Knaben liebt/ und Mädchen ohne End,/ mit dessen Beutel geht/ es bald zu End. – Dieser gute Ratschlag, der heute vielleicht etwas befremdlich wirkt, steht auf dem Boden eines Trinkkruges im römischen Museum in Remagen. Natürlich auf Latein – denn das war die Sprache der Römer, die in dieser Stadt, die sie selbst „Rigomagus“ nannten, vom ersten bis zum vierten Jahrhundert nach Christus lebten. Es könnte aber ein guter Rat für alle Besucher sein, die das neue Rigomagus Festival am Wochenende besuchen wollen, das zwar keinen Eintritt kostet, wo es aber an vielen Ständen und in lokalen Geschäften die Möglichkeit gibt, sein Geld loszuwerden. Es wird von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) in Zusammenarbeit mit der Stadt Remagen veranstaltet.

Besucher können sich über das antike Leben informieren und aktiv daran teilhaben

Hintergrund für das neu ins Leben gerufene Festival ist die bewegte Geschichte der kleinen Rheinstadt als Römerkastell. In diesem waren über 400 Jahre 480 Soldaten und 120 Infanteristen stationiert, was auch zum Aufbau eines aktiven zivilen Lebens führte. Das Vermächtnis dieser Zeit ist nun als Teil des Unesco-Projekts „Grenzen des Römischen Reiches – Niedergermanischer Limes“ als Welterbe ausgezeichnet worden. Genauer gesagt, ist Remagen als 44. und südlichster Standort des Limes 2021 dazu ernannt worden. Die feierliche Übergabe der Kulturerbe-Urkunde erfolgt am Sonntag, 8. Mai, in Anwesenheit von Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Dieser nicht-öffentliche Festakt ist dabei nur ein Event von vielen beim Rigomagus-Fest in der Remagener Altstadt. Seit Ende 2021 ist der Fachbereich Stadtmarketing, Tourismus und Kultur der Stadtverwaltung unter Leitung von Marc Bors mit der Organisation des Festes beauftragt. In kurzer Zeit haben Bors und sein Team sechs Liveact-Truppen und etliche weitere Schausteller beauftragen können, die das römische Leben wieder an den Rhein bringen sollen. „Schon am Eingang zum Festbereich, da wo früher die Kastellmauer verlief, werden die Besucher am Wochenende von römischen Wachen begrüßt“, erklärt Bors das Konzept. Im Bereich des ehemaligen Kastells (heutige Kirchstraße) sollen die Besucher einen authentischen Eindruck vom militärischen und zivilen Leben in einem römischen Hilfstruppenkastell erhalten.

An etlichen Stationen können sich die Geschichts-Fans nicht nur über das römische Leben informieren, sondern auch aktiv daran teilhaben: Gerade für Familien sei ein großes Programm geboten, so Bors. Kinder könnten beispielsweise selbst in der „Schola Romana“ die antike Schulbank drücken oder kleine Nachspeisen probieren, die schon vor 1800 Jahren Kinderherzen haben höherschlagen lassen. Zudem werden verschiedene römische Handwerke wie Töpferei, Waffen- und Schmuckherstellung oder die Herstellung von Glas- und Keramikwaren vorgeführt. Der Veranstalter rechnet mit mehreren Tausend Besuchern am Wochenende.

Der römische Kaiser reist aus Wien an

Um jeweils 14 und 16 Uhr treffen sich dann alle zum großen Gladiatorenkampf. Auch hier stehe die Information im Vordergrund, wie Bors erklärt. Eine Reenactment-Gruppe aus den Niederlanden zeigt, wie damals die Kämpfe abliefen und unterbricht die Darstellung immer wieder für kurze Erklärungen. Auch ein römischer Kaiser, der samt Entourage sein Zelt auf der Wiese der Pfarrkirche aufschlägt, reist für das zweitägige Fest eigens aus Wien an. Die Darsteller seien häufig historisch interessierte Menschen, die in ihrer Freizeit viel Geld und Aufwand in Vorbereitung und Kostüme für diese Engagements steckten, erklärt der Tourismusleiter. „Ein Teilnehmer hat in unserem Römischen Museum eine Mantel-Schließe sehr genau vermessen und Fotos gemacht, um diese möglichst originalgetreu nachbauen zu können“, sagt Bors über die Römer-Darsteller und ihre authentischen Kostüme.

Neben der spielerischen Vermittlung werden auch beispielsweise die Unesco und die GDKE, die den rheinland-pfälzischen Beitrag zum Beitrittsgesuch „Weltkulturerbe niedergermanischer Limes“ maßgeblich mitverantwortet hat, einen Stand vor Ort haben. Auch dort können Interessierte Informationen daürber sammeln, welche Sehenswürdigkeiten heute noch in Remagen aus der Römerzeit zu sehen sind und welche Neuerungen die Stadt durch die neue Auszeichnung erfahren wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Überreste einer Hypokaustanlage, also einer antiken
Reste römischen Lebens in Remagen
Unesco-Weltkulturerbe Niedergermanischer LimesReste römischen Lebens in Remagen
Aus dem Ressort