Breite Zustimmung für FDP-Vorschlag Remagen will Schwimmbad-Dilemma mit überraschender Idee lösen
Remagen · Im Kreis Ahrweiler ist derzeit kein Ganzjahresschwimmen möglich. Das ist nicht nur für Freizeit-Schwimmer schlecht, auch der Schwimmunterricht für Kinder leidet. Jetzt bringt ein neuer Vorschlag Bewegung in die Sache.
Deutschland ist auf dem Weg zum Nichtschwimmerland. Jeden vierten Tag schließt zwischen Flensburg und Oberammergau ein öffentliches Schwimmbad – für immer. Besonders prekär ist die Situation im Kreis Ahrweiler: Bedingt durch die Flutkatastrophe stehen dort nur noch in den wenigen Freibädern Wasserflächen zur Verfügung, in denen ein Schwimmunterricht stattfinden kann. Die Ahr-Thermen in Bad Neuenahr wurden von den Flutwellen quasi weggespült und zerstört, das Freizeitbad „Twin“ wurde kurz vor der Flut abgerissen, die Römer-Thermen in Bad Breisig sind aktuell geschlossen, weil sie aufwendig saniert werden müssen. Geht es nach der FDP in Remagen, dann soll das Bäderdilemma angegangen werden: Die Liberalen in der Römerstadt wollen prüfen lassen, ob ein Ganzjahresbad errichtet werden kann.
Vorschlag weitgehend begrüßt
Ein funktionierender Schwimmunterricht sei ein Muss, Bäder dienten zudem der Gesundheitsvorsorge, so FDP-Fraktionsvorsitzende Christina Steinhausen. Ein erster vielversprechender Aufschlag ist gemacht: Im Haupt- und Finanzausschuss stieß die Überlegung der Liberalen auf Wohlwollen und Unterstützung. Remagens Bürgermeister Björn Ingendahl versprach, nicht nur die Förderkulisse zu untersuchen, sondern auch die Kooperationsmöglichkeiten mit benachbarten Kommunen zu prüfen: „Ich werde das in der nächsten Bürgermeisterdienstbesprechung ansprechen“, so Ingendahl. Christine Wießmann (SPD) sagte: „Wir unterstützen den Antrag, ein Ganzjahresschwimmen in Remagen möglich zu machen. Das, was möglich ist, sollte auch möglich gemacht werden.“ Wichtig sei, dass Kinder schwimmen lernten, erklärte die Sozialdemokratin. Auch die Grünen sagten Unterstützung zu.
Jeder zweite Grundschüler kann nicht richtig schwimmen, jedes fünfte Kind zwischen sechs und zehn Jahren konnte 2022 überhaupt nicht schwimmen, wie die Deutsche Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) mitteilt. Steigende Energiepreise, hoher Modernisierungs- und Sanierungsdruck, hohe Betriebskosten, Zuschussbeträge, die Kämmerer blass werden lassen, geringe Einnahmen: rund 80 Hallen- oder Freibäder schließen im Jahr, weil es den in der Regel klammen Kommunen wirtschaftlich nicht mehr vertretbar erscheint, sie weiterzuführen. Die Folge: Immer weniger Kinder lernen schwimmen, Schwimmsportvereine werden trockengelegt, Schwimmen und Baden als Freizeitspaß ist auf dem Rückzug. War früher ein Besuch und Treff im Frei- oder Hallenbad ein Muss für Kinder und Jugendliche, so wird inzwischen mehr in der virtuellen Welt die Welle gemacht.
Gute Gelegenheit für Verbesserungen
Nach Ansicht der FDP biete sich in Remagen die Gelegenheit, in direkter Nachbarschaft zum Freibad, Campingplatz und der Fachhochschule, ein Ganzjahresbad zu bauen: „Zusätzlich zum Freibad, nicht als Ersatz“, wie Steinhausen unterstrich. Nach der Flut ergäben sich „neue Chancen, unsere Heimat modern, innovativ, lebenswert weiterzuentwickeln“. Aktuell könne der gesetzlich vorgeschriebene Schwimmunterricht der Schulen nur eingeschränkt oder gar nicht stattfinden. „Die Chancen, ein solches Projekt gefördert zu bekommen, wenn wir in Remagen - möglichst in Kooperation mit anderen Kommunen - ein Bad bauen, sind gut“, glaubt Steinhausen. Im Haupt- und Finanzausschuss bat sie um Prüfung, ob im Umfeld des Freibades ein Hallenbad gebaut werden könne, ob die Lage und Bodenbeschaffenheit dies zulasse, welche Kosten ein solcher Bau auslöse und wie sich die Förderkulisse gestalte.
„In Remagen könnte mit dem Freibad und einem Hallenbad in Nähe des Rhein-Ahr-Campus ein Sportzentrum entstehen, das sowohl für den Vereins- und Schulsport, aber auch für die Studenten, die Bürger und den Tourismus attraktiv wäre“, sagte Steinhausen dem General-Anzeiger. Sowohl der Landkreis als auch weitere Kommunen könnten sich an dem Projekt beteiligen, so dass die Belastungen auf möglichst viele Schultern verteilt und hohe Auslastungen gesichert werden könnten.
Bundeszuschüsse möglich?
Ein solches Hallenbad zusätzlich zum Freibad „wäre für Remagen ein Attraktivitätsschub und ein Zeichen gelebter Solidarität mit den von der Flut schwer betroffenen Kommunen“, so die Liberale. Hoffnungen ruhen auch auf Sandra Weeser. Die FDP-Bundestagsabgeordnete ist Vorsitzende des Bauausschusses im Bundestag. In dieser Funktion hatte die Politikerin bereits beim Bundeszuschuss für die Sanierung der Römer-Thermen im benachbarten Bad Breisig mitgewirkt: 5,6 Millionen Euro waren dort überraschend vom Bund bewilligt worden.