Sebastianus-Schützen Remagen kürt jüngsten Schützenkönig seit 539 Jahren
REMAGEN · Der 24-jährige Ralf Strang ist neue Majestät der Remagener Sebastianus-Schützen. Der neue König wird beim Festzug von Weinkönigin Lea Lüdenbach begleitet.
Es war 18.38 Uhr, als am Montagabend auf dem Victoriaberg in Remagen der Jubel losbrach und Böller der Stadt verkündeten: Remagen hat einen neuen Schützenkönig. Der 24-jährige Ralf Strang hatte mit dem insgesamt 65. Schuss dem Rumpf des Königsvogels den Garaus gemacht. Der Sohn von Präsident Wolfgang Strang ist damit in Remagen der jüngste Schützenkönig aller Zeiten.
Dabei hatten sich die 17 Finalisten nichts geschenkt. Michael Passe jun. hatte um 18.30 Uhr den Rumpf quasi halbiert, Jörg Zimperfeld und Thomas Pieper fetzten jeweils Späne weg und Rainer Beyer drehte mit seinem Schuss den Rest des Vogels in Idealposition quer zur Schießanlage. Ralf Strang, der es eigentlich gar nicht drauf angelegt hatte, neuer Regent der 1478 gegründeten Gesellschaft der Sebastianer zu werden, hatte leichtes Spiel. Sein Schuss aus der 16-Millimeter-Büchse fegte den Klotz von der Stange.
Zunächst ungläubig, dann um Fassung ringend nahm der neue König die Glückwünsche entgegen. Allen voran die von Vater und Präsident Wolfgang Strang mit Mutter Heike. Auf den Schultern seines Großcousins und Vorgängers Markus Strang sowie seines Bruders Thorsten nahm Ralf Strang die Ovationen von „gefühlt halb Remagen“ sowie Schülerprinzessin Alexandra Zimperfeld entgegen. Und machte der Familie alle Ehre: Denn Vater Wolfgang, Großvater Thomas, Onkel Georg, Großonkel Karl sowie Großcousin Markus trugen alle schon einmal die Königskette, deren ältestes Schild mit vergoldetem Silber aus 1854/1855 datiert. Es ist eine Stiftung des damaligen Schützenkönigs Franz Egon Graf von Fürstenberg-Stammheim, der seinerzeit auch den Bau der Apollinariskirche in Auftrag gegeben hatte.
Und noch ein denkwürdiges Schild befindet sich an der Kette. Es umrahmt eine Silbermedaille mit den Kopf von Konrad Adenauer und wurde 1978 anlässlich der 500-Jahr-Feier der Remagener Schützen vom späteren Kanzler der Einheit, Helmut Kohl, gestiftet.
Gleich zwei Mal wurde der neue Regent proklamiert. Auf dem Schützenplatz traditionell von Pfarrer Frank Klupsch, auf dem Marktplatz beim abendlichen Festzug mit den Rheinklängen und der Parade von Bürgermeister Herbert Georgi. Beide gratulierten dem jungen Mann, der übrigens noch zu haben ist und in Remagen bereits Schülerprinz (2007) sowie Jungschützenprinz (2011) war. Zum Bezirksschülerprinzen hatte es der Musiker des Panikorchesters, der als Verwaltungsangestellter beim Fraunhofer Institut in Wachtberg tätig ist und mit der zweiten Mannschaft des SV Remagen kickt, auch bereits gebracht.
Schütze durch und durch, aber solo, musste der König dennoch beim Festzug nicht alleine in der Kutsche sitzen. Majestät genossen sichtlich die Gesellschaft von Weinkönigin Lea Lüdenbach. Ebenfalls in der Kutsche: Präsident Wolfgang Strang und Adjutant Werner Schopp.
Es gab aber noch zwei weitere Könige am Montag und bereits einen am Sonntag. Neuer Bürgerkönig ist Hermann Efferz, der sich am Sonntag im 14. Jahr dem Wettbewerb stellte und sich selbst scherzhaft als „Burgerking“ titulierte. Darüber freute sich besonders Pater Bartholomé vom Apollinaris-Kloster, denn mit Efferz trägt ein Mitglied der Weinbaugemeinschaft vom Apollinarisberg die Bürgerkette. Auch sonst ist Efferz ein Urgestein, regierte 1999 als Tollität und war 20 Jahre im Elferrat der Narrenzunft, deren Senator er heute ist.
Den Ordensvogel fegte Martin Tillmann von der Stange und übte damit schon einmal für kommende Jahre. Denn irgendwann will der frühere Verkehrsamtsleiter die Königskette tragen.
Beim Schießen der ehemaligen Könige gab es schließlich einen weiteren Rekord. Der zu diesem Zeitpunkt noch amtierende König Markus Strang erlegte den Rumpf und wurde, wenn auch nur für kurze Zeit, Doppelkönig der Gesellschaft, die auf 80 Aktive bauen kann. Einen Doppelkönig erlebten die Schützen auf der Anlage am Victoriaberg auch erst zum zweiten Mal in ihrer Geschichte.