Benefizkonzert in Remagen Pfarrer sammelt Spenden für Flutopfer mit Kirchenkonzert

Remagen · In der Remagener Kirche St. Peter und Paul fand am Donnerstag ein Gedenk- und Spendenkonzert statt. Es wurde den Opfern der Flutkatastrophe gewidmet. Innerhalb von wenigen Tagen hatten Musiker aus Koblenz, Frankfurt, Köln und der Region zugesagt.

 Das Blechbläser-Ensemble spielte in der Remagener Kirche Lieder wie Amazing Grace.

Das Blechbläser-Ensemble spielte in der Remagener Kirche Lieder wie Amazing Grace.

Foto: Benjamin Westhoff

Bunte Kleider schmückten die Bänke der Remagener Kirche St. Peter und Paul am Donnerstag. Über 100 Gäste füllten die Sitzreihen beim Spenden- und Gedenkgottesdienst. Wenngleich keine schwarze Bestattungskleidung das Bild bestimmte, so sprach die Atmosphäre im Raum eine Sprache der Andacht und Trauer. Immer wieder Gäste, die ihr Gesicht in ihren Händen vergraben, eine Träne wegwischen, ihren Kopf auf der Schulter des Nachbarn ablegen.

Pfarrer Frank Klupsch kam eine Woche vor dem Konzert die spontane Idee. Er sandte seinem Freund und Musiker Frank von Häfen eine SMS. "Wie wäre es mit einem kleinen Konzert?" - "Gute Idee. Ich kümmere mich drum", antwortete dieser prompt. Dass die SMS um 2 Uhr nachts ankam, fügt von Häfen lachend am Rednerpult der Kirche am Donnerstag hinzu. Das Lachen hilft für einen kurzen Moment, die Stimmung zu lockern. Gleichsam kämpft der Remagener Musikschulleiter mit den Tränen. Er war in den vergangenen Tagen als Seelsorger im Ahrtal unterwegs. So etwas schlimmes habe er noch nie erlebt.

Kolumbianer Danny Acosta mit spanischem "Vater Unser"

Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch den Einzug dreier schottisch anmutender Musiker aus Frankfurt. Mit Dudelsack, kleiner und großer Trommel im Gepäck eröffneten sie pompös den Abend. Ein facettenreiches Konzert sollte folgen, unter anderem von Remagener Musiklehrern, Stadtsoldaten und Stadtorchestermusikern. Amazing Grace vom Blechbläser-Ensemble, andächtige Melodien auf der xylophonartigen Marimba, Sologesänge eines Unkelbachers und Vater unser auf Spanisch.

Letzteres gab der aufgeweckte kolumbianische Sänger und Gitarrist Danny Acosta zum Besten. Mit Kraft und wohltuender Leichtigkeit in der Stimme bat Acosta in seiner Interpretation des wohl bekanntesten christlichen Gebets die Besucher darum, mit ihm in der zweiten Strophe auf Deutsch einzustimmen. Ein kleines Licht der Hoffnung in dunklen Zeiten. Dierk Feil leitete "Glück auf" von Joris mit den Worten ein, es sei schwer gewesen, ein zum Anlass passendes Lied zu finden. Bei dem Song, der vom Durchhalten und Brücken-wieder-Aufbauen handelt, flossen Tränen in den Zuschauerbänken.

Pfarrer Klupsch: "So unbeschwert werden wir nie wieder für ein Gläschen Wein an die Ahr fahren"

Eingebettet wurde das vielfältige musikalische Programm in Gedenkworte Pfarrer Klupschs. Die Menschen an der Ahr hätten viel Leid erfahren beim Bangen um Haus und Angehörige. Er zitierte Psalm 69 und zog hiermit eine Parallele zur aktuellen Situation. Darin geht es um das Nicht-Untergehen in der Flut. Klupsch bat Gott um Hilfe und Beistand für die Betroffenen, aber auch die Helfer, die unermüdlich Brücken bauen, für Unterkünfte sorgen und dabei bis an ihre Grenzen gehen.

Dabei ließ Klupsch nicht die Ursache der Katastrophe außen vor: den Klimawandel. Er plädierte dafür, mit der Schöpfung zu leben, nicht gegen sie. "So unbeschwert werden wir nie wieder für ein Gläschen Wein an die Ahr fahren", sagte Klupsch mit klagender Stimme. Bei den Besuchern kam das Konzert gut an. "Ein sehr schönes, angemessenes Programm", fand Ewelyn Lukaschek. Sie habe selbst viele Freunde in Schult und Insul, die es hart getroffen habe.

"Man findet keine Worte für die schrecklichen Bilder. Umso schöner, dass so etwas in so kurzer Zeit organisiert werden konnte", sagt Thomas Freitag. "Ein Konzert, das alle Remagener ansprechen sollte. So bunt wie die Menschen an der Ahr selbst", kommentierte Klupsch. Die Hilfe, die nötig für den Wiederaufbau sei, würde noch Jahre lang gebraucht. Ebenso wie Menschen, die auch noch nach Jahren zuhören, wenn Angehörige über die Katastrophe weinen. Deswegen wurden an den Ausgängen Spenden gesammelt - auch mit Crépes und gebrannten Mandeln - die von Klupsch direkt an die Betroffenen weitergegeben werden sollen.

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