Interview mit scheidendem Bürgermeister Remagens Bürgermeister Herbert Georgi hört nach 16 Jahren auf

Remagen · Remagens Bürgermeister Herbert Georgi wird in wenigen Tagen für immer seinen Arbeitsplatz im Rathaus verlassen. Nach 16 Jahren verlässt er die politische Bühne. Parteiübergreifend war Georgi unumstritten. Selbst die Opposition bedauert seinen Weggang.

Können Sie sich noch an Ihren ersten Tag als Bürgermeister der Stadt Remagen erinnern? Mit welchen Gefühlen gingen Sie damals ins Rathaus?

Herbert Georgi: An meinen ersten Tag im Remagener Rathaus kann ich mich noch genauso gut erinnern wie an meinen Eintritt in den öffentlichen Dienst als Inspektoranwärter der Stadt Bonn am 1. August 1977. In Remagen bin ich mit Optimismus gestartet. Ich fing ja nicht bei null an. Als Abteilungsleiter der nicht ganz unwichtigen Personalentwicklung für die gesamte Bonner Stadtverwaltung wusste ich, was ich kann. Vor allem kam ich sehr gut mit Menschen zurecht. Neu für mich in Remagen war allerdings, dass offenbar jeder meiner Schritte außerhalb des Rathauses beobachtet und bewertet wurde.

Georgi: Versuche, mich in irgendeine Richtung zu erziehen, sind stets fehlgeschlagen.

Nun sind 16 Jahre vergangen. Mit welchen Gefühlen werden Sie das Rathaus verlassen?

Georgi: Ich bin – von wenigen Ausnahmen abgesehen – immer gerne zur Arbeit gegangen. Trotz aller Arbeitsbelastung wurde in meinem engeren Arbeitsbereich auch immer gerne gelacht – und daran war ich nicht ganz unschuldig. Etwas Wehmut ist schon dabei.

Wenn Sie Ihre Anfangsjahre mit den jüngsten Ihrer Amtszeit vergleichen, inwieweit hat sich Kommunalpolitik verändert?

Georgi: Die sogenannte Allzuständigkeit des Rates für alle örtlichen Angelegenheiten war schon vor 16 Jahren stark eingeschränkt. Die Situation ist aber deutlich schwieriger geworden, da die Gesetzgebung immer engere Rahmenbedingungen setzt. Wir bekommen immer wieder neue Ziele serviert, nach denen die Bürger ihre Ansprüche ausrichten. Wir sind es aber, die diese Ziele erfüllen müssen und werden dabei häufig genug vom Staat im Stich gelassen.

Geht der Spaß an Kommunalpolitik dabei verloren?

Georgi: Die Spielräume für das gewählte kommunale Parlament werden immer kleiner. Dazu kommt der Trend, dass sich die Bürger nur noch dann engagieren, wenn sie oder ihre Kinder selbst betroffen sind. Dann allerdings massiv, organisiert, unter Ausnutzung moderner Kommunikationsmittel und fast immer an den von ihnen gewählten Volksvertretern vorbei. Ehrenamtlicher Politiker zu sein, bereitet unter diesen Rahmenbedingungen nicht nur Spaß.

Waren Sie sehr überrascht, dass ein parteiloser Kandidat Ihr Nachfolger wird?

Georgi: Ja, war ich.

Weil es unverständlich ist, dass die insgesamt doch gute Entwicklung der Stadt aus Sicht der etablierten Parteien so gar nicht belohnt wurde? Das Gesicht der Stadt hat sich in den vergangenen Jahren doch stark verändert. Und zwar zum Guten.

Georgi: Stadtverschönerung ist in Remagen in den vergangenen Jahren ein Gemeinschaftswerk der politischen Parteien und vieler Ehrenamtlicher gewesen. Der Gemeinschaftsgeist hat viele Veränderungen möglich gemacht. Remagen ist schöner geworden.

In der Remagener CDU war nicht immer nur Sonnenschein. 2009 traten unter anderem Beate Schleitzer, die gegen Sie als Bürgermeisterkandidatin antrat, und Reinhold Langen aus der Fraktion aus. War das für Sie eine schlimme Zeit oder haben Sie die Turbulenzen immer gelassen gesehen?

Georgi: Gut ging es mir in der schlimmsten Phase zwischen August und Oktober 2009 nicht. Ich möchte diese Zeit nicht näher kommentieren, um nicht Wunden aufzureißen. Diese Zeit stellte eine Zäsur dar, aus der sich in den Folgejahren in Remagen allmählich eine andere Form des Umgangs miteinander über die Parteigrenzen hinweg entwickelt hat.

Wenn Sie eine Bilanz über Ihre Amtszeit ziehen, zu welchem Ergebnis kommen Sie dann?

Georgi: Bilanz ziehen sollen letzten Endes die Bürger und die Besucher unserer Stadt. Vielleicht nur soviel: Remagen hat sich sehr gut weiterentwickelt, dies aber auch in vielen Belangen ganz ohne mein persönliches Zutun. Da, wo wir als Verwaltung positive Akzente gesetzt haben, ist das eine Mannschaftsleistung gewesen. Und das Team hat mir häufig Gelegenheit gegeben, stolz zu sein.

Was war für Sie die größte kommunalpolitische Enttäuschung? Was war das schönste Erlebnis in der Kommunalpolitik?

Georgi: Die meisten persönlichen Enttäuschungen, habe ich ganz gut verdaut. Schwieriger ist es, wenn man mit Freunden mitleidet, ohne letzten Endes dem Schicksal noch eine andere Wendung geben zu können. Die Niederlage meines Freundes Walter Köbbing bei der Bürgermeisterwahl hat mich sehr betroffen gemacht. Dies umso mehr, als ich zu denen gehörte, die ihm bei der Frage der Kandidatur gut zugeredet haben. Was das schönste Erlebnis anbetrifft, so gab es viele Momente, die mich mit großer Zufriedenheit erfüllt haben. In einer Kleinstadt wie Remagen suchen die Bürger noch den direkten Kontakt zum Bürgermeister. Da konnte ich mich häufig einbringen und einigen Dingen eine positive Wendung geben. Wenn man also ein Faible für das Zwischenmenschliche hat, so ist genau dies das Schönste an der Kommunalpolitik.

Hätten Sie einen Wunsch frei: Was wünschen Sie der Stadt?

Georgi: Dass sie das nächste Jahr – einschließlich der Kommunalwahlen – so übersteht, dass positive Kräfte gestärkt werden und dass es auch danach ein gutes Miteinander zum Wohle der Kernstadt und der Remagener Ortsteile gibt.

Wie wird denn der Tagesablauf des Ruheständlers Georgi aussehen?

Georgi: Ich wäre arm dran, wenn ich heute – noch in der Dienstzeit – bereits einen perfekt durchgetakteten Tagesablauf präsentieren könnte. Nur soviel vorweg: Meine Frau ist berufstätig und wird es auch noch einige Zeit bleiben. Seit drei Jahren wohnt meine Mutter in unserem Haus, fast blind und pflegebedürftig. Bald kommt der September und das ist für einen passionierten Pilzsammler wie mich der eigentliche Wonnemonat. Ich habe mir aber eines fest vorgenommen: Ich möchte gerne häufiger die schönen Seiten der Stadt Remagen genießen und insoweit einiges von dem nachholen, was ich in den vergangenen 16 Jahren wegen Zeitmangels versäumt habe.

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