Remagen Renovierte Anna-Kapelle eingeweiht

REMAGEN · Mit knapp 100 Gästen haben die Franziskanerinnen von Nonnenwerth die Wiedereinsegnung der Anna-Kapelle an der Markstraße gefeiert - zahlreiche Redner aus Kirche, Politik und Kultur ließen es sich nicht nehmen zu gratulieren.

 Bei der Einweihung erstrahlt die Anna-Kapelle in neuem Glanz.

Bei der Einweihung erstrahlt die Anna-Kapelle in neuem Glanz.

Foto: Martin Gausmann

Strahlender Sonnenschein traf auf russische Erhabenheit. Die neuen Fenster warfen ein schillerndes Farbenspiel an die weißen Wände, Lehrer aus dem Gymnasium Nonnenwerth ließen auf Celli den "Orthodoxen Choral" von Tschaikowsky erklingen.

Die renovierte Kapelle konnte schon in den ersten Minuten des Festakts ihr Potenzial entfalten - und verfehlte ihre Wirkung auf die zahlreichen Gratulanten nicht. Die Provinzoberin der Franziskanerinnen Maria Lay und Landrat Jürgen Pföhler ließen in ihren Reden die wechselvolle Geschichte des 108 Jahre alten Baus Revue passieren.

1906 in neugotischem Stil als Teil des franziskanischen Sankt-Anna-Klosters gebaut, wurde die Kapelle Mitte der 1970er Jahre im Zuge der Auflösung des Klosters an die Stadt verkauft. Danach verkam sie zur "Ruine", wie es Lay beschrieb - Pföhler meinte, dass man es heute wohl eine "Schrottimmobilie" nennen würde.

Nach einem längeren Rechtsstreit in den 1980er Jahren wurde das Gebäude 1991 unter Denkmalschutz gestellt - ohne einen konkreten Plan, was aus dem Sakralbau werden sollte. Auch die Veräußerung an den Kölner Architekten Bruno Wasser führte zu keiner Wiederbelebung.

So trafen die Franziskanerinnen eine "Entscheidung des Herzens", so Lay, und erwarben die Kapelle am 19. März 2011. Nach Erteilung der Bauerlaubnis Mitte Juni 2012 machten sich die Schwestern mit den Architekten Michael Zimmer und Stefan Freiberg, Restauratorin Karmen Keller und Glasdesigner Georg Linden an die Arbeit, die Kapelle wieder herzurichten. Dabei stießen sie auf größere Probleme als ursprünglich angenommen. Besonders das Dach war stark in Mitleidenschaft gezogen.

Insgesamt belaufen sich die Kosten für das Projekt auf ungefähr eine Million Euro, die aus Rücklagen der Schwestern, Spenden und der Bürgerstiftung Remagen finanziert wurden. Die Oberin wünscht sich, dass von der Kapelle ein "Impuls zum Wohl der Menschen" in der Region ausgehe, dass sie eine "franziskanische Oase" für Spiritualität und Kultur werde.

Die Einsegnung nahm Dechant Johannes-Georg Meyer vor - er hoffe, dass ein Ort für "wache Zeitgenossen" entstehe, ein Ort der persönlichen und kulturellen Begegnung. Sichtlich freute sich Bürgermeister Herbert Georgi über die Einweihung. Er lobte den "Idealismus der Franziskanerinnen", die ein "Wagnis" gegen betriebswirtschaftliches Denken eingegangen seien - auch gegen den Zeitgeist in der Kirche, Sakralbauten aufzugeben oder umzuwidmen. Entstanden sei ein "wertvolles Unikat, um das uns andere beneiden".

Ihren kulturellen Wert stellte die Kapelle bei weiteren Stücken des Celloquartetts unter Beweis - dem barocken Kanon von Johann Pachelbel und der träumerischen Romance von Georg Goltermann. Des Weiteren stellten Remagener Künstler ihre Kunstausstellung "Gott in der Welt" vor, die sich an den Kirchenfenstern orientiert.

Am Abend interpretierten dann noch Ulla Bundies an der Violine und Taiji Takata am Pianoforte Violinsonaten von Mozart. Glasdesigner Linden hat die Fenster als Ensemble der vier Elemente - Wasser, Erde, Luft, Feuer - in Verbindung mit den ersten Worten des Johannesevangeliums entworfen. Diese strahlen je nach Sonneneinstrahlung auch nach außen, eine Einladung einzutreten und sich auf die großen Facetten der kleinen Kapelle einzulassen.

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