Künstlerinnen aus der Region Videokunst und Malerei in der Rheinhalle in Remagen

Remagen · Nach einer langen Corona-Pause zeigt das Künstlerforum Remagen die Künstlerinnen Sabina Flora aus Köln mit Videokunst und die Bonnerin Ricarda Rommerscheidt mit großen Gemälden in der Rheinhalle.

Vernissage des Künstlerforums Remagen in der Rheinhalle mit den Künstlerinnen Sabina Flora (l.) und Ricarda Rommerscheidt (r).

Vernissage des Künstlerforums Remagen in der Rheinhalle mit den Künstlerinnen Sabina Flora (l.) und Ricarda Rommerscheidt (r).

Foto: Martin Gausmann

Tun sich zwei zusammen, summieren sie ihre Kräfte. Ebenso kann, wenn ein Dritter eins und eins zusammengefügt, Gutes daraus erwachsen: Das Ergebnis ist in der neuen Ausstellung des Künstlerforums Remagen (Küfo) im Untergeschoss der Rheinhalle zu sehen. An den Wänden halten großformatig gemalte Dramen und Rätsel den Besucher gefangen, während in der Koje mitten im Raum, geschützt, aber nicht abgeschottet, bewegte Bilder laufen. Sabina Flora aus Köln ist mit Film und die Bonnerin Ricarda Rommerscheidt mit Malerei vertreten, weil Vorstandsmitglied Horst Peter Vitt diese Konstellation fruchtbar erschien. Wie recht er hatte, konnten nun Ausstellerinnen und Vernissagegäste feststellen. Dem Vorhaben kommt zudem die Binnenarchitektur des Raumes entgegen, der zunächst eingerichtet wurde um die Bedeutung der Brücke von Remagen zu beleuchten.

Nicht von der Brücke, doch gleichfalls durch besondere Orte inspiriert, entstanden die Arbeiten. Flora filmte in einem Hochbunker und Rommerscheidt traf etwa im Kloster Steinfeld auf eine Devotionaliensammlung. „Ein Kuriositätenkabinett, sehr schräg, ganz Wertvolles neben Tinnef,“ hätte sie dort gefunden. Und was die Pilger zusammentrugen, fand schließlich Eingang ins Bild, darunter abgeschnittene Plastik-Füße und eine kleine Puppe – „ein Jesuskind“. Rommerscheidt hat die Gegenstände eingebunden in freie Malerei, die zusätzlich imaginäre Objekte generierte.

Die Künstlerin ist auch in Tanztheater und Tanzimprovisation ausgebildet. Während der Corona-Zeit zuhause befeuerten daher Impressionen des Tanztheaters eindeutig zwei ihrer Bilder. Beide thematisieren Kampf und Tod in delikat rötlich abgetönter Farbigkeit. Linienschlenker sowie ein Flackern von Hell und Dunkel evozieren aufgewühlte Szenarien. Da überragt ein apokalyptischer Reiter mit aufbäumendem Pferd die Menge, dort wogt in einem Knäuel aus Leibern und Gliedmaßen die wilde Jagd. Es herrscht Schlachtfeldzeit.

Gelungene Doppel-Präsentation

Dagegen kennzeichnen ruhige sanfte Abfolgen Sabina Floras Videofilm „How Fragile We Are!“ (Wie zerbrechlich wir sind!). Die Kamera führt in den Hochbunker von Köln Ehrenfeld, beginnend mit Treppen, geht in weite nackte Räume der abweisenden Industrieruine, folgt endlosen Fluren. Immer dabei: schwebende, irisierende Seifenblasen. Das hätte leicht kitschig werden können, ist es aber nicht. Unter dem geschickten Einsatz von Zeitlupe, Vorwärts- und Rückwärtssequenzen entspannen sich leichte, zarte Einstellungen, die in rätselhaftem Kontrast zum Bauwerk aus der Kriegszeit stehen. Je nach Ausgangsstimmung des Betrachters schwingt die dunkle Grundierung mehr oder weniger mit.

Die gelungene Doppel-Präsentation mag darüber hinwegtrösten, dass die nach langer Corona-Pause wieder aktive Künstlergruppe Küfo nicht die Galerieräume der Villa Heros nutzen kann, die wegen der Rathaus-Umbauarbeiten derweil als Büroräume der Stadtverwaltung dienen.

Durch den Nebeneingang bei den Fahnenstangen gelangt man in die Ausstellung. Sie ist bis einschließlich 31. Oktober samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr unter den geltenden Corona-Regeln zu sehen.

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