Rheinhallen-Foyer "Rheinsirenen" spielten zehn Melodien in 50 Sekunden

REMAGEN · Das Damen-Sextett "Rheinsirenen" gastierte mit seinem Programm "Samstagabend, viertel nach acht" im Foyer der Rheinhalle. Ein rasanter Abend

 Viel Tempo und Musik brachten die Rheinsirenen ins Foyer der Rheinhalle.

Viel Tempo und Musik brachten die Rheinsirenen ins Foyer der Rheinhalle.

Foto: Gausmann

Eigentlich war Freitag, aber die Rheinsirenen erkoren ihn zum Samstag. Schließlich gastierte das Damen-Sextett mit seinem Programm "Samstagabend, viertel nach acht" im Foyer der Rheinhalle. Und was macht der gemeine Deutsche jenseits der Sturm-und-Drang-Jahre um diese Zeit? Den Fernseher an. Filmabend, oder besser: Filmmusikabend, war dann auch angesagt beim Konzert der sechs Frauen aus dem Köln-Bonner-Raum.

Wie der klassische TV-Abend begann auch ihr Programm mit der Eurovisionsmelodie, die schon bald überging in die Erkennungsmelodie von "Musik ist Trumpf". Nachdem dann auch die Zuschauer aus Österreich zugeschaltet waren, folgten Schmachtfetzen wie "Wien, du Stadt meiner Träume". Doch die sechs Musikerinnen ließen ihren Zuhörern wenig Zeit zum Schmachten und Schwelgen. Auf Klavier oder Akkordeon, Gitarre oder Banjo, Klarinette oder Saxofon, Kontrabass, Schlagzeug und Violine reihten sie Schlag auf Schlag bekannte und beliebte Stücke aus E- und U-Musik aneinander. Ein Medley folgte auf das nächste, und bevor sich eine wie - auch immer geartete Gewöhnung - und damit vielleicht auch Genuss oder Konzentration auf die Musik einstellen konnte, waren die Rheinsirenen schon drei Titel und vier flotte Sprüche weiter. Da träumte eine Mitstreiterin davon, "einmal so zu sein wie Zarah Leander: "genauso mondän, exotisch und geheimnisvoll - und erst die Stimme", worauf die Kolleginnen erwiderten: "Träum weiter". Da versuchte die Klarinettistin, verkleidet als Clown, zum Thema aus Fellinis Film "Achteinhalb" die Violinistin mit einer Rose zu bezirzen, und da versetzten die Musikerinnen sich zum Gitarrenspiel in bester Italo-Manier in die Welt von "Bella Italia, Dolce far niente, Marcello Mastroianni, Eros Ramazotti... und: Berlusconi".

"Mir persönlich ist das zu viel Herzschmerz, ich brauch' Action", warf eine Musikerin in den kaum verklungenen Marlene-Dietrich-Song "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" ein, und schon traf James Bond auf Mission Impossible. Nicht nur Agentenmedley, Science-Fction-Medley- und Morricone-Western-Medley standen dafür, dass, um beim Fernsehbild bleiben, eher Zappen als Zurücklehnen und Zuhören im Vordergrund standen. Zwar sorgten die Rheinsirenen für manche Lacher und bezogen nicht zuletzt mit ihrem "Werbeblock", dem Erraten von Produkt-Jingles aus der Radio- und Fernsehreklame, auch das Publikum mit ein. Aber mit zehn Melodien in 50 Sekunden, und das nicht nacheinander sondern munter durcheinander gewirbelt, war auch das überfordert.

Weniger Klamauk und mehr musikalische Kunst, weniger Hektik und mehr Hingabe, weniger Gesang und mehr Gefühl beim Zusammenspiel hätten dem Konzert sicher gut getan, auch weil es die nicht alltägliche Stückauswahl verdient gehabt hätte.

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