AG "Kulinarische Weltreise" Schülerinnen lernten Toleranz gegenüber anderen Kulturen

REMAGEN · Es duftet verführerisch in der Mensa der Realschule plus. Aber nach was genau? Die Nase ist überfordert. Verständlich, wenn die Aromen einer "Kulinarischen Weltreise" zusammenkommen, zu denen etwa spanische Paella, deutsche Spargelcremesuppe und türkischer Kuskus gehören.

Die Schülerinnen mit ihren Leckereien.

Foto: Martin Gausmann

Allerdings stand keine Leistungsschau von Nachwuchsköchen an, sondern das Abschlussfest einer AG im Zeichen von Integration und daher gefördert durch den Lokalen Aktionsplan Remagen.

Zehn Schülerinnen der Klassen 7 bis 9 nahmen teil: Albina (Albanien), Katharina (Deutschland), drei Mädchen namens Emilia (Russland, Polen, Ukraine), Anna-Lena (Spanien), Pauline (Italien) sowie Özgül, Delira und Zeynep (Türkei). Seit Schuljahresbeginn trafen sie sich mit Doris Golchert, pädagogische Fachkraft, einmal wöchentlich, um die Bräuche und die Religion der verschiedenen Herkunftsländer kennenzulernen oder, sofern sie in Deutschland geboren sind, die der früheren Heimat ihrer Eltern.

"Es geht um Transparenz und Toleranz", sagte Schulleiter Werner Surges. Ein Weg zum Ziel führt dabei direkt über den Gaumen. Denn wer zusammen am Herd gestanden und gespeist hat, legt Fremdheitsgefühle schnell ab. So lautete das Kern-AG-Angebot: "Koch doch mal das Essen aus anderen Ländern", auch weil sinnliche Erfahrung und gemeinsames Tun mehr bewirken als reine Wissensvermittlung. Zumal es Rücksicht und das Einhalten von Regeln erfordert, Mahlzeiten für Angehörige verschiedener Kulturen zuzubereiten.

Zuerst sammelten die Mädchen Rezepte, erstellten landestypische Tischdekorationen und gestalteten wunderschöne Kalender mit Kochanleitungen, die es beim Abschluss gab. Außerdem überschritten sie kochend Ländergrenzen. Betreuerin Golchert stellte eine tolerante Haltung gegenüber deutschem Essen fest, "aber die mit der türkischen Küche Vertrauten waren skeptisch gegenüber der mediterranen und umgekehrt."

Diese Vorbehalte scheinen nun zumindest aufgeweicht. Zu Recht stolz standen alle Zehn in selbst gestalteten Kochmützen auf der Bühne, stellten sich und die internationalen Köstlichkeiten vor. Tags zuvor hatten sie mit Golchert, Eltern- und Lehrerunterstützung rastlos in der Küche gewirkt: "Am Ende konnten sie nicht mehr laufen, aber sie haben den ganzen Prozess mitgemacht, vorbereitet, gekocht, aufgeräumt und saubergemacht."

So war die Ausrichtung des multikulturellen köstlichen Festbüffets nicht nur finaler Höhepunkt, sondern wichtiger Bestandteil der AG. Werner Surges, der allen Beteiligten dankte und die "sehr nachhaltige" AG als eine der wichtigsten Aktionen zur Förderung von Integration bezeichnete, betonte vor den Gästen: "Sie werden beim Essen miteinander ins Gespräch kommen. Das ist das Wichtigste."