Von Loreley bis zur anrüchigen Rose Sharon Cohagan gewinnt Blumentopf des dritten Poetry Slams im ModernArt Showroom

REMAGEN · Ungeplant auf den "Tag der Demokratie" fallend, passte der dritte, von Gudrun Hillmann organisierte Poetry Slam in Remagen gleichwohl ins Konzept. Denn dem Dichterwettstreit eigen ist das basisdemokratische Votum über den besten Vortrag.

Poetry-Slam-Organisatorin Gudrun Hillmann überreicht der erfreuten Siegerin Sharon Cohagan (rechts) als Auszeichnung einen Blumentopf. FOTO: HILDEGARD GINZLER

Foto: Hildegard Ginzler

Im vollen Modern Art Showroom (MASH) begrüßte die Galerie-Mitbetreiberin acht Wortakrobaten, die einen spannenden Mix an Temperamenten, Themen und Ausdrucksformen auftischten. So lud Helga Rohde romantisch-humoristisch Herkules und Loreley zum "Dinner for Two".

Dabei gelobt die Nixe, Herkules während der gefürchteten Zahnbehandlung mit Gesang zu betäuben. Elisabeth Schlief, ebenfalls aus Bonn, stellte mit "Ein bisschen vom Glück" thematisch dicht und stilistisch gehoben womöglich zu hohe Ansprüche an die durch schnelle Wechsel ohnehin reichlich geforderten Zuhörer. Leicht ins Ohr ging dagegen "Des Dichters Wunsch", dem Jürgen Laue (Bad Godesberg) nachspürte.

Was treibt den Verseschmieder um? "Es ist des Dichters Eitelkeit und Gier" nach Anerkennung. Blumig tauchte Karl-Peter Gerigk (Königsfeld) "An einem starken Stamme" in Wachstumskräfte ein und kredenzte "An Bacchus Tische" pfälzischen Saumagen. Daraufhin skizzierte Rosel Lieverscheidt (Bad Neuenahr) in kernigen Reimen einen ganzen Lebenslauf.

Doch am meisten überzeugten im ersten Durchgang drei andere Kandidaten das Publikum und gelangten so als Finalisten in die Endrunde. Brigitte Lewalter (Bad Godesberg) brachte Rose Gordon, eine schicksalsgeschlagene alte Dame, ins Rennen, die an der Ampel überfallen wird. "Leg mich einfach um", sagt Rose zum Räuber. Der aber der springt davon, als er von all ihrem Unglück erfährt.

Lebendig in Mundart schilderte Monika J. Mannel (Bad Godesberg) eine deftige Fopperei im Fisch- und Gemüseladen. Tiefer schürfte die Bonnerin Sharon Cohagan. Ihre Geschichte "Durch die Blume reden" kratzt am Drama ehelicher Fehlkommunikation: Gregor findet eine Rose, will sie "einfach so" seiner Frau verehren. Unfähig sich spontan zu freuen, forscht Hilde nach Gründen und Herkunft. Letztere gibt der Gatte nicht preis, so dass Hilde schlechtes Gewissen und Verrat wittert.

Cohagan entschied auch das Dreierduell für sich. Ein kurzes, akzentuiertes Kreiseln um die Frage "Wo ist das Wort?" und die gebürtige Amerikanerin ging als Siegerin der literarischen Fehde hervor. Vermutlich gewann auch das Thema Stimmen. Ihr verschwundenes Muttersprachenwort, "eben war es fast auf der Zunge", nahmen die Anwesenden wohl als Symbol für das ihnen bekannte Ringen um die beste Formulierung.

Neben dem traditionellen MASH-Slam-Preis, ein Blumentopf, diesmal eine Orchidee, heimste Sharon Cohagan verdienten Applaus ein.