Stücke aus Kamera-Eindrücken Spannendes "von den Orten"

REMAGEN · Rainer Roßbach zeigt im Kunstraum Remagen Mitte seine Druckgrafiken.

 Rainer Roßbach mit seinem großen Format "42".

Rainer Roßbach mit seinem großen Format "42".

Foto: Hildegard Ginzler

Anregende Druckgrafiken von Rainer Roßbach, die Typografie, Zeichnung und Foto vereinen, zeigt derzeit die Ausstellung "Von den Orten..." im Kunstraum Remagen Mitte. Die Bilder stecken voller Erinnerungen an Plätze, Menschen, Dinge. Trotz klar umrissener Motive lässt sich allerdings schwerlich sagen, wo sie zu verorten sind und wie das Erkennbare zusammenhängt. Das kann nur der Künstler selbst.

Denn die Erinnerungen sind, wie der 1957 in Irlich geborene und in Linz groß gewordene Graphiker und Kommunikations-Designer Roßbach sagt, "durch Zeit und Distanz verändert" und noch mehr durch seine Gestaltungsprinzipien, indem er aus Kamera-Eindrücken Stücke herausbricht. Ein Foto vom Vorfahrtsschild mutiert, vervielfältigt, beschnitten und neu gefügt, zu einem fetten gelben Zeichen mit ausgesparter Mitte, auf Fahnenstoff. Roßbach titelte knapp "42", nach der Bundesstraße 42, in seiner Jugend d e r Weg von Linz ins "Draußen".

Immer mischt Gelb im Schwarz-Weiß der Arbeiten mit: "Gelb ist einfach Energie und Dynamik". Ansonsten ist das auf nur einem Objekt beruhende Vorfahrtsbild für Roßbach untypisch. Meist bedient er sich des Sampelns, bringt von den Streifzügen seines Lebens Unterschiedliches zusammen. Derart aus dem einstigen Kontext gelöst, verbinden sich eine Kabelrolle, Krüppeläste und Möwe vor gelb bewölktem Himmel zur landschaftlichen Versuchsanordnung. Ein andermal bilden gezeichnete parallele Linienverläufe vermeintlich ein Gebirge, treffen aber auf typographische Elemente, die solche Assoziationen stören. Die Arbeit "Meade" legt gar eine Geschichte nahe: Kabelrollen am Boden könnten abheben, die gedrängten Windungen sich zum frei schwebenden Vollrund entfalten. Nüchtern betrachtet, präsentiert Roßbach vor konstruiertem Hintergrund die fotografierten Rollen und obenauf senkrechte Linien mit Kreisen und einem runden Fotoausschnitt, die sich dem Betrachter zur Interpretation als Ballons anbieten. Auch stellt er Dynamik verheißende amerikanische Verkehrsschilder dem Stillstand schrottreifer Autos gegenüber. Humorvoll wird es, wenn ein Hund ein großes Männerkinn anstaunt, über dem ein symmetrisch aufgerolltes Ornament wunderbar als Schnurrbart taugen würde.

Infos: Bis 11. April ist die Ausstellung in der Bachstraße 9 samstags von 15 bis 18 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter Tel. 0 26 42/94 76 06 zu sehen.

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