Hochschule Koblenz Studenten des Rhein-Ahr-Campus sind unzufrieden mit ihren Noten

Remagen · Unruhe am Remagener Rhein-Ahr-Campus: Über angebliche Unzulänglichkeiten bei der Umstellung auf die digitale Lehre beklagen sich Studierende. Die jungen Leute sprechen von „schlechter gewordenen Möglichkeiten, an Wissen zu gelangen“. Der Campus widerspricht.

 Seit 1998 gibt es in Remagen die Fachhochschule (Rhein-Ahr-Campus), an der inzwischen 2800 junge Menschen studieren.

Seit 1998 gibt es in Remagen die Fachhochschule (Rhein-Ahr-Campus), an der inzwischen 2800 junge Menschen studieren.

Foto: Matin Gausmann/Martin Gausmann

Dass die Corona-Pandemie auch die Arbeit am Remagener Rhein-Ahr-Campus kräftig durcheinander gewirbelt hat, machen Studenten deutlich, die sich an den General-Anzeiger gewandt haben, um auf – aus ihrer Sicht – zahlreiche Unzulänglichkeiten aufmerksam zu machen. Dabei ist gerade die zur Hochschule Koblenz gehörende Einrichtung schon lange in der digitalen Welt zu Hause.

Dennoch klagen die Studierenden über „schlechter gewordene Möglichkeiten, an Wissen zu gelangen“, über mangelnde Übungsmöglichkeiten, „unfaire Benotungen“ und – so wörtlich – „unmachbare Klausuren“. Dozenten würden nur wenig Zeit für die wichtigen Prüfungsarbeiten einräumen, die Angst vor Schummeleien dominiere, technische Umsetzungen seien „chaotisch“. So müssten die unter großem Zeitdruck gefertigten Arbeiten innerhalb von zehn Minuten eingescannt, in eine vorgegebene Word-Datei integriert, dann richtig formatiert, schließlich in eine PDF-Datei exportiert und dann auf eine eigens eingerichtete Plattform hochgeladen werden. Student Tobias (Name von der Redaktion geändert) meint im Namen von angeblich 200 weiteren Kommilitonen: „Es geht drunter und drüber.“ Er selbst habe bislang nur „miserable Noten“ mit nach Hause gebracht.

„Die kurzfristige Umstellung auf die digitale Lehre hat auch uns vor große Herausforderungen gestellt“, so Campus-Sprecherin Daniela Müller. Alle Lehrenden des Fachbereichs Wirtschafts- und Sozialwissenschaften hätten immer nur ein Ziel vor Augen gehabt: pünktlich zum Sommersemesterstart am 23. März 2020 so viele Lehrveranstaltungen wie möglich online anzubieten.

Im Ergebnis seien so immerhin 90 Prozent der Lehrveranstaltungen virtuell zustande gekommen. Nicht nur das: Einige Veranstaltungen finden zurzeit unter Einhaltung aller Hygieneregelungen in Kleingruppen als Präsenzveranstaltungen am Rhein-Ahr-Campus statt.

„Wir waren und sind sehr darauf bedacht, dass unseren Studierenden durch die Pandemie keine Nachteile im Studium entstehen“, versicherte Müller. Um die Studierenden ausreichend auf das virtuelle Semester vorzubereiten, seien von Seiten der Hochschule und der Dozierenden selbst viele Unterstützungsangebote gemacht worden, sei es sowohl in Form von technischem Support, teilweise stattgefundenen Online-Tutorien oder Übungen als auch von Online-Unterstützungskursen für Schlüsselkompetenzen.

In der Prüfungsphase habe man den Gesundheitsschutz der Studenten sehr ernst genommen und habe anstatt zahlreicher Präsenzklausuren alternative Prüfungsformen, wie beispielsweise Einsendeaufgaben, mündliche Prüfungen und Hausarbeiten angeboten. „Diese alternativen Prüfungsformen fanden zum Teil abweichend zur gewohnten Klausurphase verteilt während des gesamten Semesters statt, um den Studierenden eine Bündelung von Prüfungen zu ersparen“, erklärte die Campus-Sprecherin.

Der Fachbereich Wirtschaft und Sozialwissenschaften habe sich einmalig im Sommersemester für eine Freiversuchsregelung entschieden. Sie sieht vor, dass Studierende bei Ablegen eines Prüfungsversuches (unabhängig vom Ergebnis) frei wählen können, ob der Prüfungsversuch in die Wertung geht oder nicht. Jeder Prüfling hat binnen einer Vier-Wochen-Frist nach Bekanntgabe des Ergebnisses durch das Prüfungsamt die Möglichkeit, dem Prüfungsergebnis zu widersprechen.

Erfolgt ein schriftlicher Widerspruch, so wird die Leistung auf Rücktritt gebucht und unterliegt nicht der Versuchszählung. „Im Moment haben wir de facto weitgehend keine höheren Durchfallquoten. Es gibt immer wieder schwierigere Klausuren, bei denen diese Quoten höher ausfallen als in anderen Fächern“, unterstrich Müller. Zurzeit könne die Hochschulleitung nur feststellen, dass durch die Widerrufsmöglichkeit mehr Studierende die Prüfungen absolviert haben als sonst. Und viele Studierende nun auch von der Widerrufsmöglichkeit Gebrauch machen würden.

Natürlich gebe es an der ein oder anderen Stelle die Möglichkeit, die Online-Lehre zu verbessern, räumte die Hochschule ein. Für das kommende Wintersemester versuche man, alle vorgesehenen Lehrveranstaltungen inklusive der Tutorien und Übungen stattfinden zu lassen. Das Wintersemester werde aber wieder in der Regel virtuell stattfinden und nur vereinzelte Veranstaltungen könnten voraussichtlich in kleineren Gruppen stattfinden.

Aus den Erfahrungen des Sommersemesters habe man gelernt, sagte Müller. Diesmal habe man eine viel größere Planungsvorlaufzeit, zudem seien die Dozierenden jetzt mit den möglichen technischen Gegebenheiten vertrauter. Müller ist sich sicher: „Wir werden eine qualitativ hochwertige Lehre anbieten können.“

Student Tobias wartet derweil auf noch zwei ausstehende Klausurnoten. Ein gutes Gefühl hat er nicht. Er sieht sich als „wahren Verlierer“ in der Corona-Pandemie.

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