Beratung in Remagen Studierende helfen Senioren bei Technikfragen

REMAGEN · Urlaubsfotos versenden, ins WLAN einwählen oder einfach nur Nachrichten schicken: Studenten des Rhein-Ahr-Campus' unterrichten Senioren im Umgang mit ihren Smartphones und Tablets.

„Ich möchte gerne mal meine Urlaubsfotos an meine Familienangehörigen verschicken“, sagt Lothar Fleißer und blickt ratlos auf sein teures iPad. Auch hat der 75-jährige Bad Bodendorfer oft Schwierigkeiten, sich in der Hotelhalle seines Urlaubsdomizil ins Wlan-Netz einzuloggen. Janina Heekeren weiß Rat. Die 21-jährige Studentin an der Remagener Fachhochschule gibt dem rüstigen Rentner wichtige Tipps.

Zum wiederholten Male hatten sich Studenten des Rhein-Ahr-Campus bereiterklärt, Senioren im Umgang mit Smartphones, Laptops oder Tablets behilflich zu sein. Im Evangelischen Gemeindehaus in Remagen trafen sich nun Alt und Jung zur Lehr- und Lernstunde.

Ältere Menschen tun sich in der Regel schwer im Umgang mit neuen Technologien wie Smartphone und Internet. Dabei kann ein Eintauchen in die digitale Welt gerade Senioren das Leben erleichtern und es ihnen ermöglichen, in Kontakt mit Freunden und Familie zu bleiben. „Aber es ist nie zu spät“, wissen die Studentinnen Janina Heekeren und Vanessa Duck. Sie geben den älteren Herrschaften quasi Nachhilfe und sorgen dafür, dass sich Menschen, die ihre Großeltern sein könnten, mit Smartphone und Internet vertraut machen.

Man ist nie zu alt, um zu lernen

Dabei studiert Heekeren Sportmedizinische Technik und Duck Gesundheitssozialwissenschaften – keine Fächer also, die eine besonders ausgeprägte Affinität zur virtuellen Welt erkennen lassen. Dennoch sind beide mit Herzblut und Verständnis für IOS und Android, Apps und Hotspots bei der Sache.

„Dafür bin ich doch viel zu alt.“ So denken viele Menschen, die nicht mit dem Internet groß geworden sind. Smartphones, Tablets, Skype und Whatsapp seien nichts mehr für sie. Und überhaupt sei das alles doch viel zu kompliziert. „Ich habe keine Ahnung davon“, so der 77-jährige Heinz Welsch aus Sinzig. Sein Smartphone hat er mit ins evangelische Gemeindeheim gebracht. Dort lässt er sich in Ruhe und individuell betreut erklären, wie man mit dem Gerät am besten ins Internet gelangt und wie eine Nachricht an die Enkel verschickt wird.

Wer sich der virtuellen Welt verschließt, kann durchaus Nachteile haben. Das wollen die im Gemeindehaus sitzenden Senioren vermeiden. Jeden einzelnen Schritt, wie man eine Whatsapp verfasst und sendet, wie man den Bildschirm heller stellt, die Schrift vergrößert oder den Wecker richtig einstellt, schreiben sie in ihren Notizblock auf.

Urlaubsfotos verschicken leicht gemacht

„Manche Dinge wende ich nur einmal im Jahr an“, berichtet Lothar Fleißer. Beispielsweise das Versenden von Fotos aus dem Urlaub. Die eigenen Kinder oder Enkel hatten ihnen zwar schon einmal erklärt, wie es geht, doch: „Das haben wir ein Jahr später wieder vergessen“, ergänzt Fleißers Ehefrau Ursula und versucht, auf dem iPad die Schritte nachzuvollziehen, die Studentin Janina zuvor geduldig erklärt hatte.

Ein anderer Teilnehmer bekommt beigebracht, wie man das Smartphone auch als Navigationsgerät nutzen kann. „Geben Sie mal den Edeka-Markt in Remagen ein“, bittet Studentin Vanessa den älteren Herren. Über Google-Maps ist das Geschäft schnell gefunden – und der Weg dorthin auch.

Bei im Alter abnehmender körperlicher Beweglichkeit kann das Internet durchaus so etwas wie ein Fenster zur Welt sein. Nicht nur das: Zunehmend werden Korrespondenz oder auch Bankgeschäfte online getätigt. Senioren wollen da nicht außen vor bleiben, zumal einige Banken inzwischen Gebühren für handgeschriebene Überweisungen vom Kunden verlangen. Online-Banking ist da nicht nur bequemer, sondern auch preiswerter.

Digitale Technik bietet Vorteile

Lästiger Briefmarkenkauf entfällt, wenn man statt des Briefes eine E–Mail verschickt. Nicht nur das Porto entfällt, auch ist die Nachricht im Blitztempo beim Empfänger. Außerdem: Blickte man vor Jahrzehnten bei Ferngesprächen noch sorgenvoll auf den hin und wieder unter der Wählscheibe angebrachten Gebührenzähler, so geht heute das Telefonieren mit den Kinder und Enkeln gar via Bildtelefonie kostenlos über die Bühne. Man hört sich nicht nur, man sieht sich auch.

Ursula und Lothar Fleißer wissen jetzt etwas besser Bescheid. Und wenn sie nach dem Urlaub wieder vergessen haben sollten, wie man am Strand oder in den Bergen geschossenen Bilder zu den Familienangehörigen schickt, dann werden Studenten der Fachhochschule gerne wieder helfen. Das haben Vanessa Duck und Janina Heekeren fest zugesagt. Eine Beruhigung für alle Senioren, die befürchten, im „Technik-Chaos“ zu versinken.

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