Tag der Demokratie in Remagen Statt dumpfem Trauermarsch gibt es Friedensbotschaften

Remagen · Der Tag der Demokratie hat in Remagen in diesem Jahr ohne Neonazis stattgefunden. Ahrweilers Landrätin Cornelia Weigand adressierte einen Appell für mehr Demokratie, Solidarität und Vielfalt an die Bürger.

Den Tag der Demokratie in Remagen hat die Antifa als Gelegenheit für eine Demonstration genutzt, um ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.

Den Tag der Demokratie in Remagen hat die Antifa als Gelegenheit für eine Demonstration genutzt, um ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.

Foto: ahr-foto

Auch wenn es erstmals nach elf Jahren keinen Neonazi-Aufmarsch mit Hass- und Hetzparolen in Remagen gegeben hat, hinderte das die Römerstadt nicht daran, an ihrem „Tag der Demokratie“ festzuhalten. Dass die Rechtsradikalen, die seit mehr als einem Jahrzehnt regelmäßig im November die Stadt am Rhein heimsuchten und alljährlich in einem „Trauermarsch“ dumpf durch die Straßen zogen, in diesem Jahr nicht in die Stadt gekommen waren, wurde zwischen der Kapelle zur schwarzen Madonna und dem früheren Rheinwiesenlager als Sieg der Demokraten gefeiert. Unter dem diesjährigen Motto „Solidarität und Zusammenhalt – Gemeinsam für die Freiheit, gemeinsam gegen Nazis“ hatte das Bündnis für Frieden und Demokratie wieder eine große bunte Veranstaltung nahe der Friedenskapelle auf die Beine gestellt. Gekommen waren auch die stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes, Katharina Binz, wie auch Landrätin Cornelia Weigand oder Remagens Bürgermeister Björn Ingendahl.

Zeichen der Zivilgesellschaft gegen rechtsradikale Tendenzen

Mit einem ökumenischen Gottesdienst begann man in Remagen diesen nazifreien Tag der Demokratie, der so anders ablief als die früheren Aufmarschtage, als rechte Gruppen in Remagen auf angereiste Antifa-Gruppen stießen, als es Krawall und Auseinandersetzungen mit Handgreiflichkeiten und wilden Parolen gab, als ein Polizeiaufgebot von 800 Beamten notwendig war, um geordnete Abläufe zu gewährleisten

„Uns ist wichtig, dass wir nicht gegen etwas kämpfen, sondern uns für etwas einsetzen“, hatte Michaela Schmitt, Mitorganisatorin aus dem Bündnis zuvor erklärt. Und so standen dann auch viel Information an Ständen und aufgebauten Buden sowie gediegene Unterhaltung auf der Bühne im Vordergrund – wie ein großes Zeichen der Zivilgesellschaft gegen rechtsradikale Tendenzen, die in Remagen alljährlich im November aufflackerten, wenngleich auch die Zahl der rechten Teilnehmer in der Vergangenheit von Jahr zu Jahr kleiner geworden war, während die Anzahl der Antifa-Demonstranten stetig größer wurde.

Remagens Bürgermeister Ingendahl sprach von einem „Sieg der Demokratie“ und fügte an: „Statt Pfeifkonzert und Martinshorn haben wir Stille und sind frei von vergifteter Ideologie und Hass.“ Es gelte jedoch auch in Zukunft, sich rechten Bewegungen entgegenzustellen. Eine gerechtere Form des Zusammenlebens als auf der Basis der Demokratie gebe es nicht, unterstrich Ingendahl. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass ein Keil in die Gesellschaft getrieben werde. Davor warnte auch Familien- und Kulturministerin Binz. Dass Fernbleiben der Rechtsradikalen wertete die Grünen-Politikerin als großen Erfolg für das Remagener Bündnis für Demokratie. Jedoch sei die Bedrohung von rechts keineswegs Geschichte. Es gelte, wachsam zu bleiben. Gerade in Zeiten der Krise bedürfe es des großen gesellschaftlichen Zusammenhalts. Binz: „Wir stehen für Frieden und die ehrliche Auseinandersetzung mit der Geschichte. Wir zeigen Gesicht und Haltung.“

Bürger sollen gemeinsam für Demokratie, Solidarität und Vielfalt einstehen

Hass, Gewalt, rechter Terror, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit oder auch Extremismus seien in unserer Gesellschaft präsent, erklärte Landrätin Weigand. Schon lange handele es sich hierbei nicht mehr um Einzeltäter. „Wir alle müssen uns dagegenstellen, gemeinsam müssen wir für Demokratie, Solidarität und Vielfalt einstehen“, sagte Weigand. Solidarität und Zusammenhalt seien zwei Werte, die gerade nach der Flutkatastrophe gelebt würden. „Die Menschen im Kreis Ahrweiler haben nach der Flut gezeigt, dass Zusammenhalt Kräfte freisetzt, um gemeinsam Ziele zu erreichen, um das Unmögliche möglich zu machen“, so die Landrätin. Mit großem Erfolg habe sich in Remagen die Zivilgesellschaft dagegengestemmt, dass Gedenkstätten für eine Zurschaustellung rechten Gedankengutes missbraucht würden. Weigand: „Der gezeigte lange Atem hat sich gelohnt.“ In Remagen sei ein großer Sieg für die Demokratie errungen worden. Weitere Grußworte sprachen der Präsident der Fachhochschule Remagen, Karl Stoffel, und die Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Sabrina Kunz.

Danach folgten künstlerische Beiträge unter anderem mit der Deutschrock-Band GUTSO aus Bonn. Außerdem wurde in den nahegelegenen Hochschulcampus zu einer Ausstellung zur heutigen jüdischen Lebenswelt gebeten. Auf dem Parkplatz des Freibades hatte man eine große Bühne nebst einer Info-Meile aufgebaut. Dort gab es neben Speis und Trank, Musik und Unterhaltung und vielfache Informationsmöglichkeiten über die Remagener Friedensbemühungen und -bewegungen.

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