Die Erinnerung an Remagen Verfechter der Bürgerrechte

REMAGEN · Ken Hechler, der amerikanische Politiker und Autor des Buches „Die Brücke von Remagen“, starb 102-jährig.

 Pfingsten 1954: Ken Hechler (links) mit Wilhelm Bratge vor dem Brückenkopf in Remagen: STADTARCHIV REMAGEN SAMMLUNG BRATGE

Pfingsten 1954: Ken Hechler (links) mit Wilhelm Bratge vor dem Brückenkopf in Remagen: STADTARCHIV REMAGEN SAMMLUNG BRATGE

Foto: : Stadtarchiv Remagen Sammlung Bratge

Der US-amerikanische Politiker Ken Hechler ist am 10. Dezember im Alter von 102 Jahren in Romney im US-Bundesstaat West Virginia verstorben. Sein 1957 erschienenes Buch „The Bridge at Remagen“ (Die Brücke von Remagen), das später erfolgreich verfilmt wurde, hat maßgeblich dazu beigetragen, die Erinnerung an die unerwartete Einnahme der Brücke am 7. März 1945 zu verbreiten und wachzuhalten.

Gegen Ende des Krieges waren alle Rheinbrücken nach dem Willen der Wehrmachtsführung gesprengt – bis auf die Remagener Ludendorff-Brücke, die nur kurz aus ihren Lagern sprang. So eroberte die US-Army die letzte passierbare Rheinbrücke und nutzte sie für einen raschen Vormarsch auf die rechte Rheinseite. Das hat den Krieg an Rhein und Ruhr um Wochen verkürzt.

Die „New York Times“ nennt Ken Hechler in ihrem Nachruf „eine führende Stimme für die nationalen Kohlebergbau-Reformen während seiner neun Legislaturperioden im Repräsentantenhaus und eine schillernde Gestalt in der Politik West Virginias seit Jahrzehnten“.

Den liberalen Demokraten Hechler, gebürtig aus Long Island, New York, brachten die Kongresswahlen 1958 ins Repräsentantenhaus in Washington. Nach acht Wiederwahlen konnte er bis Januar 1977 als Abgeordneter des Kongresses wirken. Er war ein überzeugter Verfechter der Bürgerrechte.

Von Hechler wird berichtet, er sei als einziges Mitglied des Kongresses 1965 nach Alabama gegangen, um im Kampf für die Wahlrechte mit Martin Luther King an den Selma-nach-Montgomery-Märschen teilzunehmen.

Seinem Engagement zur Verbesserung der Sicherheitsstandards in den Kohlebergwerken und der Gesundheit der Bergleute wusste er durch ungewöhnliche Mittel Nachdruck zu verleihen. „Als ein Intellektueller mit einer Gabe für Selbstinszenierung“, wie die „New York Times“ formuliert, verbreitete er seine Botschaften, indem er über die Jahre Hunderttausende Meilen zu Städten und Weilern seines Wahlbezirks zurücklegte: in roten Jeeps mit den Aufschriften „Ken Hechler: Ihr Diener im Kongress“. Bevor er in die Politik ging, war er ein College-Professor, ein Bestseller-Autor. Und er schrieb die Reden für Präsident Harry S. Truman. Bis zum Zweiten Weltkrieg hatte er im öffentlichen Dienst gearbeitet.

Während des Krieges kam er als Offizier der US Army auf dem europäischen Kriegsschauplatz zum Einsatz in der Eigenschaft als Übersetzer und Militärhistoriker. Basierend auf seinen Eindrücken und Beobachtungen vor Ort verfasste er später das Buch „Die Brücke von Remagen“. Er verhörte vor den Nürnberger Prozessen gegen führende Vertreter des NS-Regimes (November 1945 bis April 1949) mehrere Angeklagte, darunter Hitlers Stellvertreter Hermann Göring.

Hechler kam noch öfter nach Deutschland. In Remagen traf er sich an Pfingsten 1954 mit Wilhelm Bratge, dem damaligen deutschen Kampfkommandanten der Brücke. „Die Begegnung diente der Vorbereitung des Buches“, so Remagens Stadtarchivar Kurt Kleemann. Mindestens ein weiteres Mal kehrte Hechler, der von 1985 bis 2001 als Staatssekretär der geschäftsführende Beamte der Regierung West Virginias war, an die bedeutungsvolle Remagener Geschichtsstätte zurück. Kleemann erinnert sich an den 6. März 1995, als der Autor des Brückenbuches gemeinsam mit dem Historiker Stephen Ambrose an einem der Gedenktage teilnahm, die der Verein Friedensmuseum Brücke von Remagen um den Vorsitzenden und Altbürgermeister Hans Peter Kürten und die Stadt Remagen organisieren. Womöglich bewegte Hechler damals wieder einmal politische Ideen in seinem Kopf und zugleich Strategien zu deren Umsetzung.

Jedenfalls äußerte Hechler gegenüber Kleemann, „You must love the press“/“Du musst die Presse lieben.“

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