Mozart in Peter-und-Paul-Kirche Vom Wunderkind zum Meisterkomponisten

REMAGEN · Ulla Bundies an der Violine und Taiji Takata am Hammerflügel haben in der Remagener Pfarrkirche Sankt Peter und Paul mit ihrem Konzert ausgewählter Violinsonaten des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart den Spagat zwischen einem auch den großen Kirchenraum füllenden Klang und einer intimen Atmosphäre geschafft. Das Publikum dankte es den Musikern mit hoher Aufmerksamkeit und warmem Applaus.

 Mozartkonzert in der Remagener Pfarrkirche Sankt Peter und Paul: Ulla Bundies an der Violine und Taiji Takata am Hammerflügel spielten ausgewählte Violinsonaten.

Mozartkonzert in der Remagener Pfarrkirche Sankt Peter und Paul: Ulla Bundies an der Violine und Taiji Takata am Hammerflügel spielten ausgewählte Violinsonaten.

Foto: Martin Gausmann

In welchem klassischen Konzert hört man üblicher Weise die Musik eines Sechsjährigen? Wohl keiner der Zuschauer war sich bewusst, solche Musik zur Eröffnung des Abends zu hören. Die Violinsonate KV 9 - vielleicht auch aus der Feder von Mozarts Vater Leopold - legt noch keinen großen Wert auf die Geige und stellt das Hammerklavier in den Mittelpunkt. Dennoch konnten die Musiker schon jetzt den Kirchenraum mit ihrem Klang füllen. 15 Jahre später, 1777, hatte Mozart in der der Kurfürstin von der Pfalz gewidmeten Sonate KV 306 seinen Stil verfeinert.

Klavier und Violine wurden jetzt zu gleichberechtigten Dialogpartnern. Den ungestümen Jugendlichen konnten die Zuhörer an den eruptiven Ausbrüchen erkennen. Gerade noch tänzelnd, musste Bundies im nächsten Moment dramatisch ihren Bogen erbeben lassen. Takata hielt sich die meiste Zeit souverän zurück, konnte aber auch in virtuosen Passagen eigene Akzente setzen. Das Publikum lauschte der Musik in einer aufmerksamen Ruhe, die durch das leiseste Räuspern oder Rascheln schon gestört wurde.

Flott kam die Sonate KV 376 daher, endete aber musikalisch in der Schwebe. Auf dem Weg zur Meisterschaft komponiert Mozart keine drei voneinander autarken Sätze mehr, sondern verzahnt sie ineinander. In den großen Melodiebögen konnte das Publikum die Augen schließen und sich aus dem nass-feuchten Januarabend entführen lassen. Aus diesen Träumen wurden die Zuhörer jedoch wieder mit unvorhersehbaren Wendungen herausgerissen und mit dem Mut zur Pause, den Bundies und Takata an den Tag legten. Dann schnellten die Blicke durch das Kirchenschiff, ob es das nun schon gewesen sei - doch die Musik zog weiter.

Unbestritten aus seiner Zeit der größten Meisterschaft im kurzen Leben Mozarts stammt die Violinsonate KV 481. Der Eröffnungssatz ist nicht nur von den Tonlagen her gesehen tief. Mozart präsentiert eine Stimmung, die hin- und hergerissen scheint. Der ruhige Mittelsatz hingegen stellte wieder den Komponisten großer Melodien vor. Das Publikum war so gebannt, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Da es zwischen den Sätzen nicht klatschte, konnten die verschwindenden Klänge maximal im hohen Gebälk der Kirche wirken. Mit den sehr virtuosen Variationen endete die Sonate, mit der Mozart die Grenzen der Instrumente und der Musik der Wiener Klassik auslotete.

Nach dem letzten Ton hielt es das Publikum nicht mehr auf seinen Plätzen. Als Dank ging es im Leben Mozarts wieder an den Anfang zurück: Zur Zugabe spielten Bundies und Takata einen Satz aus der allerersten Sonate Mozarts. Nach dem kurzen Ausbruch an Musik gab es erneut stehende Ovationen.

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