B9 in Oberwinter Von der Lindenallee zur Asphaltpiste

OBERWINTER · Vor 80 Jahren wurde in Oberwinter die Umgehungsstraße, die heutige Bundesstraße 9, gebaut. Wir blicken auf die Geschichte zurück.

 Die Oberwinterer Rheinpromenade früher und heute.

Die Oberwinterer Rheinpromenade früher und heute.

Foto: Martin Gausmann

Rund 18 000 Fahrzeuge fahren heute täglich über die B 9 in Oberwinter. Die Bundesstraße lässt von Bonn kommend den Ort rechts liegen, links den Oberwinterer Hafen. Eine Streckenführung, die es seit genau 80 Jahren gibt. Ursprünglich führte der Verkehr über die heute noch stellenweise mit Kopfsteinpflaster versehene Hauptstraße des bis 1969 selbstständigen Hafenortes, der heute zu Remagen gehört. Es war die Provinzial-Straße Köln-Koblenz, die schon vor 100 Jahren überlastet war.

So stand etwa 1929 in Protokollen des Oberwinterer Gemeinderates, dass der Bau „einer Umgehungsstraße dringend erforderlich ist“. 1931 gab es dann mehrere Varianten, die der Bauabteilung der Verwaltung der Preußischen Rheinprovinz in Düsseldorf vorgeschlagen wurden: Eine Verbreiterung der Straße im Ort wurde ebenso verworfen wie eine Streckenführung über den Hafendamm mit Brücke über die Hafeneinfahrt. Was blieb, war die Linie über die Rheinpromenade am Hafen entlang, wo sich damals eine prächtige Lindenallee befand.

Am 23. November 1931 stimmte der Gemeinderat der Trassenführung zu, besiegelte damit jedoch das Aus für die Allee, die sich bei Sommerfrischlern großer Beliebtheit erfreute. Doch der Gemeinderat stellte Bedingungen, die sich in dessen Protokollen finden: „Die neue Strecke ist möglichst nahe am Rhein vorbeizuführen. Eine vier Meter breite Allee zwischen Ort und neuer Straße ist als Ersatz für die alte Lindenallee herzustellen.“ Erste Vermessungsarbeiten begannen im Sommer 1932. Doch es tat sich nichts mehr. Zu teuer.

„Die jetzige Straße ist für den Fußgänger unpassierbar. Die durchrasenden Autos fahren alltäglich gegen die vorhandenen, meist alten Häuser. Fortgesetzt werden die Häuser beschädigt“, beschwerten sich Bürger in den Folgejahren in Briefen an das Ahrweiler Kreishaus, nach Düsseldorf und auch Berlin und forderten die Wiederaufnahme des Verfahrens ein. Im Sommer 1935 wurden dann die Vermessungsarbeiten fortgesetzt, hat der Heimatforscher und Autor Bernd Blumenthal einst für den Oberwinterer Rathausverein recherchiert. Eine Umgehung auch für Rolandseck wurde in Erwägung gezogen. Aus dieser wurde jedoch nie etwas.

In Oberwinter wurde indes zum Jahresbeginn 1936 das „Hindenburgufer“, so hieß die Promenade damals, gesperrt. Im Januar wurden die Linden gefällt, im August vor 80 Jahren war die neue Straße entlang des Hafens so gut wie fertig. Eingeweiht wurde sie am 11. Dezember 1936. Nur dem Tourismus, den sie einst durch die Lindenallee hatten, trauerten die Oberwinterer noch über Jahrzehnte hinweg nach.

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