Neue Pläne für das Wahrzeichen Wasserturm in Remagen-Kripp könnte Aussichtsplattform erhalten

Remagen-Kripp · Der Wasserturm in Remagen-Kripp könnte eine Aussichtsplattform bekommen. Sanierung und Umbau schlagen aber möglicherweise mit bis zu einer Million Euro zu Buche.

Der Wasserturm in Kripp: Wenn es nach dem Willen des Ortsbeirats geht, funktioniert die Stadt Remagen das Bauwerk in einen Aussichtsturm um.

Der Wasserturm in Kripp: Wenn es nach dem Willen des Ortsbeirats geht, funktioniert die Stadt Remagen das Bauwerk in einen Aussichtsturm um.

Foto: ahr-foto

Vor ein paar Tagen erst hat der Traditionsverein Kripp an der Einmündung der Weinbergstraße in den Ahrradweg eine große Tafel aufgestellt. Die informiert über die Geschichte des Wasserturms, der seit fast 120 Jahren 80 Meter oberhalb der Tafel steht, seit fast 50 Jahren aber funktionslos ist. Nun besteht die Gefahr, dass der Tafel demnächst der Turm abhandenkommt; denn der wird derzeit zum Kauf angeboten. Und es könnte gut sein, dass er nach einem Eigentümerwechsel abgerissen und durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt wird.

Der Kripper Ortsbeirat möchte das verhindern. Für den 2023er-Haushalt der Stadt Remagen hat er deshalb 300.000 Euro angemeldet. Mit diesem Geld könne die Stadt den Turm zurückkaufen, der ihr bis 1980 gehörte. Ein Vorkaufsrecht hat sie allerdings nicht. Wenn es nach dem Willen des Ortsbeirats geht, funktioniert die Stadt das Bauwerk in einen Aussichtsturm um, der Ausblick auf das Naturschutzgebiet an der Ahrmündung bietet, und sichert ihn damit für die Zukunft. Immerhin ist der weithin sichtbare Turm längst zum Wahrzeichen des Treidelorts und zum Bestandteil seines Wappens avanciert. Ein zweiter Rettungsweg müsste bei einer Nutzung als Aussichtsturm nicht geschaffen werden. Der ist nur dann nötig, wenn der Turm zum dauerhaften Aufenthalt genutzt wird.

„Eine Herzensangelegenheit“ für die Kripper

Die Zustimmung der Nachbarn ist bei einer solchen Nutzungsänderung allerdings unerlässlich. Weil Ortsvorsteher Axel Blumenstein von der Freien Bürgerliste der Gesamtstadt Remagen (FBL) weiß, dass der Wasserturm für die Kripper „eine Herzensangelegenheit ist“, hat er bereits bei den Turmnachbarn nachgefragt. „Sämtliche Anwohner könnten sich grundsätzlich eine Nutzung als Aussichtsturm vorstellen“, sagte er dem GA auf Anfrage. Es kann allerdings sein, dass dazu Pkw-Stellplätze ausgewiesen werden müssen.

Billig wird all das jedenfalls nicht, wie eine Untersuchung von Bauzustand und Instandsetzungsbedarf durch die Stadtverwaltung ergab. Sie gehen davon aus, dass die Stadt bis zu einer Million Euro investieren muss, um den alten Wasserturm zu kaufen und zum Aussichtsturm umzufunktionieren. Durch den Verkauf von Teilflächen zur Nutzung als Baugrundstück lasse sich dieser Betrag aber möglicherweise reduzieren, hieß es in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats.

Der Turm wurde 1904 gebaut

Bis der Turm im Jahr 1904 an der höchstgelegenen Stelle von Kripp gebaut wurde, förderten die Kripper ihr Trinkwasser mit Handpumpen zutage. Die letzte davon ziert heute als Erinnerungsstück den zwischenzeitlich zum Ortsmittenplatz umfunktionierten ehemaligen Schulhof. Nachdem strenge Bestimmungen zur Verbesserung von Hygiene und Versorgungssicherheit erlassen worden waren, hatten sich die zuständigen Behörden ab etwa 1900 mit dem Gedanken beschäftigt, Kripp von einer zentralen Stelle aus über ein Netz aus Wasserleitungen zu versorgen. So kam es zum Turmbau. Nachdem der fertig war, wurde die umliegende Gegend zum Wasserschutzgebiet erklärt. Zum Sammeln des Wassers ist unterhalb der Weinbergstraße, am Badenackerweg, ein Schöpfbrunnen vorgetrieben worden, um den herum dann ein Pumpenhaus gebaut wurde. Zum Heben des Wassers diente eine Pumpe mit Gasmotor, die das feuchte Nass über eine Druckleitung 25 Meter hoch in den Hochbehälter im Kopf des Wasserturms beförderte.

Weil der Wasserverbrauch im Laufe der Jahrzehnte immer weiter stieg, genügte der Turm aber irgendwann nicht mehr und wurde von einer „Im Sand“ neu gebauten Pumpstation abgelöst. Von da an sind der Turm und das Gebäude auf seiner Südseite als Feuerwehr-Gerätehaus und als Trafostation genutzt worden.

Eigentümerwechsel im Jahr 1980

Seit dem Eigentümerwechsel im Jahr 1980 wurde der 1995 unter Denkmalschutz gestellte Turm zwar von seinem neuen Besitzer, dem Kölner Architekturprofessor Herbert Tabeling, mehrmals instandgesetzt. Tabelings Pläne, den Turmkopf als Ferien- und Wochenenddomizil auszubauen, scheiterten jedoch am Veto der Nachbarn, die aufgrund direkter Nähe zum Turm gefragt werden mussten. Aus Brandschutzgründen war ihm außerdem auferlegt worden, eine Außentreppe an den Turm anzubauen.

Der Kripper Wasserturm ist aber schon lange nicht mehr das, was er einmal war. Aus Sicherheitsgründen ist 2003 der Turmkopf samt Wassertank entfernt worden. Seitdem regnet es in den Schaft hinein und er wird immer baufälliger. Weil er zu bröckeln begann, ließ der Eigentümer mehrfach Verkehrssicherungsmaßnahmen durchführen. Auch das technische Innenleben des Turms, das seinen Status eines Industriedenkmals rechtfertigte, wurde demontiert, der Denkmalschutz deshalb wieder aufgehoben.

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