Standort Windkraft ist in Remagen möglich
Remagen · Remagen kann Windkraftstandort sein. Das erfuhren die Remagener Grünen bei ihrer offenen Fraktionssitzung, zu der sie Ulrich Kleemann eingeladen hatten, der seit Oktober 2012 Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz ist.
Dabei ging es neben einer zukunftsfähigen Bauplanung vor allem um die Stromerzeugung aus Windkraft. Das Augenmerk galt insbesondere der Änderung des Landesentwicklungsprogramms (LEP 4), das laut Kleemann noch im Laufe des Monats vom Kabinett verabschiedet werden soll.
Nach dem derzeit gültigen regionalen Raumordnungsplan könnte in Remagen keine Windkraft entstehen, weil das komplette Stadtgebiet in einem "Grünzug" liege, der eine Nutzung von Windkraft ausschließe. Der neue LEP ändere das. Voraussetzung sei ein Flächennutzungsplan mit Ausweisung eines Vorranggebiets, damit dann ein Zielabweichungsverfahren durchgeführt werden könne.
"Mit der neuen Rechtslage gibt es die Möglichkeit, hier in Remagen entsprechend zu handeln", sagte Kleemann. Für weniger problematisch hielt er die Tatsache, dass ein Teil Remagens in der "landesweit bedeutsamen Kulturlandschaft Mittelrhein" liegt. Das Wirtschaftsministerium habe Gutachten in Auftrag gegeben, nach welchen Kriterien dort Windkraft möglich sei.
Grundsätzlich sei sie indes dort nicht verboten, aber zu berücksichtigen seien Sichtachsen auf bedeutsame Landmarken wie Rolandsbogen oder Apollinariskirche. Für die Windkraft steht im Stadtgebiet zwischen dem Scheidkopf oberhalb von Remagen und Dungkopf bei Unkelbach etwa ein Quadratkilometer Fläche zur Verfügung, wie der Remagener Grünen-Sprecher Frank Bliss konkretisierte.
Das Areal liege mitten im Grüngürtel aber außerhalb der Kulturlandschaft. Davon gehörten etwa 30 Prozent zum Stadtwald, "und zwar ausgerechnet das beste Stück, das wir haben", sagte Bliss: alles Buchenwald, während woanders das Holz meist nur für Pressholz verwendbar sei. Der Rest des Gebietes gehöre einem Eigentümer, sei gepachtete Fläche eines Einzelnen.
Die Grünen sprachen sich weitgehend für eine Kooperation mit Grafschaft aus und bevorzugten eine Bürgergenossenschaft als Betreiber. Eine Alternative sei die Nutzung städtischen Gebiets "trotz großer Bedenken wegen des wertvollen Waldes". Auf einem Quadratkilometer Fläche rede man von etwa 20 Windkraftanlagen auf Remagener Gebiet, verdeutlichte Kreissprecher Wolfgang Schlagwein.
Er plädierte einerseits für eine Formulierung der Kommunen im Kreis Ahrweiler, wie die Energieversorgung in Zukunft aussehen soll, um konkret besser zu planen. Er riet aber auch, dass Zeitfenster zu nutzen durch die aktuelle LEP-Änderung, bevor beispielsweise der Aspekt "historische Kulturlandschaft" möglicherweise als neues Ausschlusskriterium hinzukäme.
Die Remagener Grünen wollen den Antrag auf Änderung des Flächennutzungsplans unverzüglich auf den Weg bringen. Bei den Baugebieten sahen die Remagener Grünen auch angesichts des demografischen Wandels keinen Sinn in der Ausweisung neuer Flächen. Trotz der Ausweisung von zwölf Hektar neuen Baulands sei die Bevölkerung in den vergangenen rund zehn Jahren um 260 Bürger gesunken, sagte Bliss.
Kleemann verwies auf die Maxime Innen- statt Außenentwicklung und stellte fest, dass für den Zeitraum bis 2020 für Remagen ein Bedarf ermittelt worden sei an 17,6 Hektar für neue Wohnbauflächen bei 40, 9 Hektar vorhandenem Potenzial an Bauflächen: "Das Potenzial ist deutlich größer als der Bedarf und insofern gibt es keine Notwendigkeit der Ausweisung neuer Bauflächen."