Naturschutzbeirat schreibt Brandbrief Beirat fordert mehr Rücksicht in der Natur im Rhein-Sieg-Kreis

Rhein-Sieg-Kreis · Der Naturschutzbeirat des Rhein-Sieg-Kreises fordert mehr Kontrollen. Er kritisiert, dass viele Menschen das Wegegebot ignorieren sowie Müll in geschützten Landschaften wie der Wahner Heide, dem Siebengebirge und der Siegaue hinterlassen.

 Die Aufnahme stammt aus dem FFH-Gebiet Siegaue (gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) und zeigt Bereiche, die nicht gestört werden dürfen.

Die Aufnahme stammt aus dem FFH-Gebiet Siegaue (gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) und zeigt Bereiche, die nicht gestört werden dürfen.

Foto: privat

Zunehmende Schäden in Natur- und Landschaftsschutzgebieten der Region stellt der Naturschutzbeirat des Rhein-Sieg-Kreises fest und hat sich mit einem mahnenden Brief an Landrat Sebastian Schuster sowie die Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen gewandt. „So begrüßenswert es auch ist, dass immer mehr Menschen die Schönheiten der Natur zu schätzen wissen, so appellieren wir doch, ihr mehr Respekt entgegenzubringen“, sagt Beiratsvorsitzender Norbert Möhlenbruch aus Hennef im Gespräch mit dem GA.

„Wir stellen ein hohes Maß an Vermüllung und eine Konzentrierung an bestimmten Punkten etwa der Siegaue fest.“

In dem Brandbrief sprechen die Beiratsmitglieder von „Ignoranz und Missbrauch“, die zu zunehmender Schädigung etwa in der Wahner Heide, dem Siebengebirge und der Siegaue führe: „Wegegebote werden nicht eingehalten, Pflanzenbestände niedergetreten, Bruten von Vögeln und Fischen zerstört, geschützte Offenbereiche durch Lagerung mit Müll und Feuerstellen übersät, Gebiete mit Betretungsverbot durch das Verlangen nach Ausnahmeerlebnissen im Freiluftsport entwertet.“

„Es muss dringend ein Regulativ geben“

Möhlenbruch und seine Mitstreiter beobachteten, dass immer mehr Menschen die Warnhinweise einfach ignorierten, für ihre Räder Geländeparcours im Wald bauten oder beispielsweise bei Niedrigwasser die Sieg befahren und damit die sensible Fischbrut zerstörten. Selbst am Siegbogen bei Hennef, wo sogar das Angeln verboten sei, habe Möhlenbruch schon Leute gesehen, die dort durchs Wasser waten, auf Kiesbänken lagern und so die Laiche vernichteten. „Es muss dringend ein Regulativ geben“, so der Naturschützer.

Vor etwa einem halben Jahr hat der Kreis zwei Außendienstmitarbeiter eingestellt, die eben diese Kontrollen durchführen sollten, doch während der Coronazeit seien sie zu anderen Aufgaben abberufen worden, so der Beirat, der dies heftig kritisiert. „Die beiden Mitarbeiter hatten im Rahmen der Corona-Krise vorübergehend das Gesundheitsamt im Rahmen der Kontaktpersonenverfolgung unterstützen müssen“, bestätigt Katja Eschmann von der Pressestelle der Kreisverwaltung in Siegburg. „Sie sind nunmehr wieder ausschließlich im Außendienst im Einsatz.“

Geldstrafen für Wiederholungstäter
„Das Thema beschäftigt uns schon seit einigen Jahren“, sagt Möhlenbruch. Deshalb habe man die Entscheidung des Kreistags sehr begrüßt, einen Ordnungsaußendienst einzurichten. Nach Auskunft der Kreissprecherin waren die beiden Mitarbeiter ab Oktober 2019 einsatzbereit. Tatsächlich habe die Corona-Krise mit der Folge des weggefallenen Urlaubs, der Kurz- und Heimarbeit, die fehlende Schule und Kita sowie dem Drang vieler Menschen, in der Natur dem Kummer zu entfliehen, dazu geführt, dass die Belastung der Natur noch einmal und stark zugenommen habe, so Eschmann.

„Es waren viele Besucherinnen und Besucher der Schutzgebiete dabei, die sich vorbildlich verhielten, es gab aber auch sehr unschöne Entwicklungen, die uns als Naturschutzbehörde verärgern“, gibt sie dem Beirat recht. Dabei könnten die Außendienstmitarbeiter nicht an allen Erholungs-Hotspots gleichzeitig sein. Ziel der Einsätze sei es primär, die Besucher auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen und ihnen die Chance zu geben, es abzustellen. Gleichzeitig drohen empfindliche Geldstrafen, insbesondere für Wiederholungstäter, betont Eschmann.

Dass Corona die Überlastung bestimmter Gebiete nochmals spürbar erhöht habe, sei abzusehen gewesen, meinen die Naturschützer. In dieser Situation sei es misslich, wenn die für die Einhaltung der naturschutzrechtlichen Bestimmungen zuständigen Außendienstmitarbeiter von ihren Aufgaben abgezogen würden, um an anderer Stelle in der Kreisverwaltung einzuspringen. Schon aus Sicherheitsgründen könne ein Einzelner „angesichts der zunehmenden Aggressivität einiger“ seiner Aufsichtspflicht nicht nachkommen.

Zwei Mitarbeiten reichen nicht aus

Überhaupt reichten selbst zwei Mitarbeiter nach Einschätzung des Naturschutzbeirats bei weitem nicht aus. „Es ist daher dringend notwendig, den Außendienst um weitere zwei Kräfte zu verstärken, weil die Landschaft des Rhein-Sieg-Kreises von ihrer Flächengröße her, aber eben auch durch den sehr hohen Nutzungsdruck aus NRW und Rheinland-Pfalz sowie den benachbarten europäischen Ländern, einer weiteren Sicherung bedarf“, heißt es in dem Schreiben, das auch Michael Pacyna, Möhlenbruchs Stellvertreter und Vorsitzender des Landschafts-Schutzvereins Vorgebirge (LSV), mitverfasst hat.

Eschmann sagt, dass Anfang 2021 die Tätigkeit des Ordnungsaußendienstes evaluiert und in den politischen Gremien bewertet werde. Dabei werde sicher auch diskutiert, wie die personelle Ausstattung des Außendienstes in den Folgejahren aussehen soll. Eschmann: „Das ist letztlich Entscheidung des Kreistags.“

Der Rhein-Sieg-Kreis verfüge erfreulicherweise über ein hohes Maß an Naturschutz- und Landschaftsschutzflächen. Da bleibe es nicht aus, dass dies auch für die Förderung des Tourismus genutzt werden soll. „Dies macht aber auch zwangsläufig mehr Überwachung notwendig“ findet der Naturschutzbeirat. Denn oft würde bei der Bewerbung vergessen, dass die Natur sensibel reagiere und ihre Grundlagen auch im Sinne einer naturberücksichtigenden Erholung nicht zerstört werden dürften.

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