Kreis Ahrweiler Rotwild verhungert im Schnee

KREIS AHRWEILER · Der Schnee macht den Wildtieren im Kreis Ahrweiler zu schaffen. Vor allem das Rotwild hungert. So wurden nach Angaben von Gitta Werner vom Landesjagdverband im Kesselinger Tal tote Rothirschkälber gefunden.

 Verhungert: Ein Hirschkalb im Kesselinger Tal. Es wurde von Jägern gefunden und von Experten untersucht.

Verhungert: Ein Hirschkalb im Kesselinger Tal. Es wurde von Jägern gefunden und von Experten untersucht.

Foto: Kreisjägerschaft

Die Kreisjägerschaft Ahrweiler hat die Kadaver zum Landesuntersuchungsamt in Koblenz gebracht. Das Ergebnis: Auszehrung. Die Tiere sind also verhungert. Denn sie finden kaum noch Futter.

Gitte Werner: "Seit Januar haben die Jäger eine Fütterungsgenehmigung und unterstützen das Wild mit Silage und Heu. Die Notwendigkeit einer ausdrücklichen Ausnahmegenehmigung ist aber das Problem." Noch bis zum Jahr 2005 sei in Rheinland-Pfalz der Jäger verpflichtet gewesen, sein Wild im Winter zu füttern, was in anderen Bundesländern heute noch üblich sei. In Rheinland-Pfalz sei das seit nunmehr acht Jahren verboten. Nur in besonderen Notzeiten könnten davon eine Ausnahme gemacht werden.

Diese hat der Kreis für Teilbereiche erteilt. Werner: "Dass es trotzdem zu ungewöhnlich hohen Verlusten kommt, liegt daran, dass das Füttern immer dann, wenn es aufgrund einer Ausnahmegenehmigung erfolgen muss, viel zu spät einsetzt." Daher greife das Wild auf alles zurück, was essbar sei. In Kesseling etwa seien Blumenkübel, Gärten und auch der Friedhof letzte Nahrungsquelle gewesen.

Die Jägerschaft des Kreises Ahrweiler ist trotz der offen zu Tage tretenden Probleme behördlicherseits darauf aufmerksam gemacht worden, dass die jetzige extreme Situation dennoch eine Fütterungsgenehmigung nicht rechtfertige. Es dürfe nur so viel Wild im Wald sein, so die Auffassung der Landesregierung, dass es auch bei so extremen Bedingungen wie in diesem Jahr nicht zu einer Notsituation komme.

Das bringt Kreisjagdmeister Joachim Polch auf den Plan: "Wenn man Wild durch den Winter ohne Fütterung kommen lassen will, braucht das Wild Ruhe. Wildschutzgebiete sind im Ahrtal aber nicht ausgewiesen. Auch die Jagdzeit ist zu lang. Schon seit langem fordern Jagdwissenschaftler und Tierschützer eine Begrenzung der Jagdzeit zum 31. Dezember."

Davon völlig unbeirrt habe die Landesregierung vor zwei Jahren die Jagdzeit auf Rotwild verlängert. Zurzeit werde im Forstministerium diskutiert, ob die Schonzeit für Rotwild in bestimmten Gebieten völlig aufgehoben werde. Das Problem, so die von der Oberen Jagdbehörde vermittelte offizielle Ansicht des Landes, sei nur dadurch in den Griff zu bekommen, dass der Wildbestand entscheidend gesenkt wird.

Gegen diese Vorgehensweise wehren sich Jäger und Tierschützer. Gitte Werner: "Es widerspricht auch einfachen Regeln des Tierschutzes, einen Wildbestand dadurch abzusenken, dass man gezielt die Tiere in den Hungertod treibt."

Jürgen Kindgen aus Bad Bodendorf, Vorsitzender der Kreisgruppe im Landsjagdverband, spricht dazu Klartext: "Wir Jäger fordern mehr Respekt vor der lebenden Kreatur und keine Hinnahme des qualvollen gezielten Hungertodes des Wildes im Winter." Deshalb müsse das von Mainz generell ausgesprochene Fütterungsverbot "sofort vom Tisch".

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