22 Teilnehmer Segelflug-Camp für Jugendliche in Bad Neuenahr

Bad Neuenahr · Während andere 14-Jährige vom ersten Mofa träumen, geht es hier für Jugendliche im Segelflugzeug auf eine Platzrunde über die Landskrone und die Felder der Grafschaft: 22 Junge Leute machen bis zum 2. August beim Segelfliegercamp auf der Bengener Heide mit.

 Teamarbeit: Startvorbereitung für ein doppelsitziges Segelflugzeug auf der Wiese neben der Landebahn auf der Bengener Heide.

Teamarbeit: Startvorbereitung für ein doppelsitziges Segelflugzeug auf der Wiese neben der Landebahn auf der Bengener Heide.

Foto: Martin Gausmann

22 junge Leute campen derzeit auf der Bengener Heide. Direkt an der Landebahn des Luftsportvereins Bad Neuenahr-Ahrweiler haben sie ihre Zelte aufgeschlagen. Es ist Segelfliegercamp angesagt. Noch bis zum 2. August.

Ein Hygienekonzept macht die diesjährige Freizeit überhaupt erst möglich. Dieses hatte Organisator Markus Werner zuvor von den zuständigen Behörden im Kreis absegnen lassen und so gilt auch im Flieger Maskenpflicht.

Das versteht sich für die Jugendlichen von selbst. Segelflug ist Teamarbeit. „Hier muss sich jeder auf jeden verlassen können“, sagt denn auch Fluglehrer Steffen Leuer, der in dem Camp die Lehre für die Neulinge und Weiterbildung für erfahrene Piloten sieht, „eine gesunde Mischung eben, bei der jeder von jedem lernen kann“.

Während andernorts 14-Jährige noch vom ersten Mofa träumen, geht es für Gleichaltrige schon auf die Platzrunde über die Landskrone und die Felder der Grafschaft. Denn 14 ist das Mindestalter für den ersten Alleinflug. Und deshalb packen auch 13-Jährige schon mit an. Denn in den beiden vereinseigenen Doppelsitzer-Segelflugzeugen sammeln sie mit dem Fluglehrer hinter sich erste Erfahrungen.

Und alle wissen: „Hier geht ohne Disziplin, Verantwortung und Konzentration gar nichts.“ Das unterstreicht auch Steffen Leuer mit Blick auf den jüngsten Flugunfall eines Segelfliegers in Hangelar. Und erklärt dabei die Sollbruchstelle des tausend Meter langen Stahlseils, mit dem die Flieger per Winde gestartet werden: „Ist der Start zu steil, werden große Kräfte ausgelöst und das Seil reißt.“ Damit das nicht passiert, stehen bei den Fluglehrern sanfte Starts ganz hoch im Kurs.

„Drei bis vier Starts pro Tag macht jeder der Teilnehmer, der Rest der Zeit geht für Dienste vom Einkaufen und Kochen bis zum Seilholen drauf“, berichtet Leuer.

Wobei sich alle Teilnehmer dagegen verwehren, Fliegen sei ein elitärer Sport. „Mit dem Riesenrad auf der Kirmes fahren ist im Vergleich teurer“, bestätigt Andreas Pradel, der sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Das Camp koste jeden Teilnehmer pro Tag zehn Euro. Hinzu kämen pro Windenstart vier Euro und pro Flugminute in einem der vier vereinseigenen Segelflugzeuge 50 Cent. „Das lässt sich rechnen“, sagt Pradel und erntet zustimmendes Nicken. Abgenickt werden muss übrigens bei jedem Piloten, egal ob 14 oder 50, die Flugtauglichkeit von einem Facharzt. Und wichtig: „Man muss absolut schwindelfrei sein, darf keine Angst vor Höhe haben“, sagt eine Flugschülerin im Basislager auf der Wiese am Beginn der Startbahn.

Letztere wird eigentlich nur zum Landen gebraucht, denn die Camp-Flieger starten von der Wiese aus und werden durch die Winde auf Höhe gebracht. Den Rest macht dann die Thermik über dem Ahrtal oder der Grafschaft.

Angst haben sie dabei keine. Aber den nötigen Respekt. „Denn wenn was passiert, dann kann das schnell böse ausgehen“, sagt Leuer als erfahrener Fluglehrer. Die jungen Leute lachen zwar hinter ihren Corona-Masken, sind sich aber des Ernstes bewusst. .Nur ein Wort hören sie nicht gerne: „Hobbyflieger“. Für sie ist das ein Sport, den sie erlernen wollen, als spätere „Privatpiloten“. Nur, dass dabei Maschinen ins Spiel kommen, die mal eben 120 000 bis 260 000 Euro kosten. Stolze Beträge, aber das ist dem Verein seine Jugendarbeit wert. Und es muss ja nicht beim Segelflug bleiben. In Bad Neuenahr reicht die Ausbildung vom Segelflieger und Motorsegler bis zum Ultra-Leicht-Flugzeug und dem Motorflieger.

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